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Trendsport aus Finnland: Hobby Horsing als beliebte Vorbereitung auf den Reitsport
Vor allem bei Kindern ist das Hobby Horsen mit einem Steckenpferd hoch im Kurs. Noch ist der Sport eher eine Freizeitbeschäftigung, doch in Zukunft dürfte mehr daraus werden.
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Man kann mit ihnen über Hürden springen oder Dressurfiguren ausführen und sie sind in allen möglichen Farben erhältlich. Manche sind klassisch gehalten, andere tragen auffällige Flechtfrisuren. Gemeint sind Steckenpferde, auch Hobby Horses genannt. Dessen überwiegend junge Reiterschaft wurden lange für ihre außergewöhnliche Freizeitbeschäftigung belächelt. Dabei ist das Steckenpferd genauso sehr Sportgerät, wie es Bälle oder Schwimmbrillen auch sind.
Beim Hobby Horsen wird das echte Pferd für ein Steckenpferd eingetauscht. Dieses kann selbstgebastelt oder eben gekauft werden. In den letzten Jahren hat sich ein Markt etabliert, der hochwertige Hobby Horses für bis zu 300 Euro verkauft. Wie beim normalen Reitsport wird auch beim Hobby Horsing zwischen verschiedenen Disziplinen, etwa Dressurreiten oder Hürdenspringen, unterschieden. Grundsätzlich gilt es, die Beine der Tiere mit den eigenen Beinen zu imitieren, ergänzt mit Bewegungen des Oberkörpers.
Hobby Horsing kombiniert durch seine unterschiedlichen Disziplinen Elemente aus dem klassischen Hürdenlauf und Gymnastik mit dem Reitsport. Zumindest in Deutschland und im einzigen Hobby Horsing Verein in Berlin sei das Hürdenspringen besonders beliebt. „Da ist mehr Action dabei“, sagt Tom Ehrenteit von Hobby Horsing Berlin, Leiter des Vereins aus Köpenick. Vor vier Jahren ist er durch einen Beitrag des Fernsehkanals KiKA auf den Trendsport aus Finnland aufmerksam geworden und gründete mit seiner Partnerin, die Kindersporttrainerin ist, den Verein.
Entgegen der landläufigen Annahme von Kritikern kann und will Hobby Horsing den Reitsport nicht ablösen. Obwohl einige in der Branche mit „Reiten ohne Tierquälerei“ werben, schließen sich die beiden Aktivitäten nicht aus. Im Gegenteil: „Wir sehen Hobby Horsing eher als Vorbereitung und Nachbereitung für den richtigen Reitsport. Viele fangen im sehr jungen Alter mit Hobby Horsing an und steigen später auf echte Pferde um“, erzählt Ehrenteit, der selbst nichts mit Reiten am Hut hat. Allerdings kann der Berliner durch seine langjährige Erfahrung als American-Football-Spieler nützliche Sportübungen in das Training einfließen lassen.
Körperspannung, Geschicklichkeit und Ausdauer sind gefragt
Die Kombination aus kreativem Spiel und Sport kommt einer Beschreibung von Hobby Horsing wahrscheinlich am nächsten und trotzdem ist es kein „Kindergartensport“. Zwar wird bei den jungen Teilnehmenden neben der körperlichen Bewegung auch die Fantasie gefördert. So kümmern sie sich etwa um ihre Steckenpferde, als wären es echte Tiere, wodurch ein respektvoller Umgang mit Pferden früh selbstverständlich wird. Allerdings ist das Training sehr motorisch, „mit viel Beinarbeit“, erklärt Ehrenteit. „Wir haben auch 18-Jährige und Erwachsene, die ihren Spaß am Hobby Horsen haben“, sagt er.
Jeder, der darüber lacht, soll erstmal selbst ein Training mitmachen. Es ist erstaunlich, wie hoch die Mädels springen.
Tom Ehrenteit, Gründer des Vereins Hobby Horsing Berlin
Einmal monatlich treffen sich die Teilnehmenden, um Lauf- und Sprungtechniken zu trainieren und sich gegenseitig herauszufordern. „Jeder, der darüber lacht, soll erstmal selbst ein Training mitmachen. Es ist erstaunlich, wie hoch die Mädels springen“ sagt Ehrenteit. Die Hürden sind bis zu 140 Zentimeter hoch und gar nicht so einfach zu überwinden. Ob beim Dressurreiten oder beim Springen, Hobby Horsing erfordert viel Körperspannung, Geschicklichkeit und Ausdauer.
Offensichtlich sind das Verletzungsrisiko und die Verantwortung für ein Steckenpferd deutlich geringer als für ein echtes Pferd, weshalb viele Eltern Fan von dem Nischensport sind. Noch dazu ist es eine günstigere Alternative zu Reitstunden.
In Finnland gibt es schon länger regionale sowie internationale Wettkämpfe, die Hobby Horser aus der ganzen Welt anziehen. In den vergangenen Jahren ist es der Sportart nun auch gelungen, in Deutschland Fuß zu fassen. Seit 2023 gibt es den Deutschen Hobby-Horsing-Verband, der vom 14. bis 15. September die erste Deutsche Meisterschaft in Schleswig-Holstein veranstaltet.
Durch Videoeinsendungen konnten sich Teilnehmende im Vorhinein für den Wettkampf qualifizieren. Angetreten wird in den Disziplinen Stilspringen, Zeitspringen und Dressur, wobei Juroren die Reitenden nach Eleganz, Timing, Kreativität und Schnelligkeit bewerten. Und vielleicht geht dann ja auch eine Reiterin oder ein Reiter aus Berlin an den Start.
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