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Beim Flossenschwimmen verbindet Johanna Schikora Muskelkraft mit einem hohen koordinativen Vermögen.

© imago images/Camera 4

Flossenschwimmen als Extremsport: Die schnellste Fortbewegungsart im Wasser

Johanna Schikora fand mit zwölf Jahren eher zufällig zum Flossenschwimmen. Mittlerweile gehört die Psychologiestudentin zu den Besten der Welt.

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Wenn Johanna Schikora ins Schwimmbecken steigt, ist sie in ihrem Element. Ihre Bewegungen, die der Schwimmweise von Delfinen ähneln, sind elegant, aber ebenso kraftvoll. Es sieht so einfach aus, wie sie mit einer Flosse an den Füßen durch das Wasser gleitet, doch dahinter steckt sehr viel mehr. Die Sportart, die Schikora betreibt, ist eine Kombination aus Muskelkraft und einem hohen koordinativen Vermögen und nennt sich Finswimming oder zu Deutsch: Flossenschwimmen.

Dank der sogenannten Monoflosse, die an beiden Füßen befestigt ist und eine deutlich größere Vortriebsfläche hat als eine Flosse beim klassischen Sportschwimmen, gilt das Flossenschwimmen als schnellste Fortbewegungsart des Menschen im Wasser unter Ausnutzung der eigenen Fähigkeiten. Dabei sind die Flossen maßangefertigt und dementsprechend eng. „Mehr als zwei Kilometer schaffe ich mit meiner Wettkampfflosse nicht, weil die Füße einfach zu doll wehtun“, erzählt Schikora.

Möchte man mit der 22-Jährigen Schritt halten am Beckenrand, muss man schon rennen und nach wenigen Metern schließlich aufgeben. Finswimmer wie sie erreichen zum Teil Geschwindigkeiten von weit über drei Metern pro Sekunde auf den Sprintdisziplinen. Grundsätzlich sind die Strecken bei Wettkämpfen 50 bis 1500 Meter lang.

Johanna Schikora, die in Berlin geboren ist, betreibt den Sport, schon seit sie zwölf Jahre alt ist. Vorher spielte sie leidenschaftlich Klavier. „Das war mein Hobby, ich habe täglich geübt und auch an Wettbewerben teilgenommen“, erzählt Schikora. „Dann habe ich aber einen Ausgleich gebraucht, weil ich eben in der Schule viel saß und auch zu Hause am Klavier.“

Vom Klavierspielen zum Flossenschwimmen

Weil ihr Vater sie regelmäßig zum Schwimmen mitnahm und sie den Sport ohnehin schon immer toll gefunden hatte, suchte Schikoras Mutter einen Verein im Flossenschwimmen für sie aus. „Da dachte ich als zwölfjähriges Mädchen: ‚Cool, einmal die Woche Flossenschwimmen, ein bisschen herumpaddeln, das passt doch.‘“ Doch mit der Zeit wurde mehr daraus und irgendwann befand sich Schikora deutlich häufiger im Wasser als am Klavier.

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Ihren ersten Wettkampf bestritt sie im Februar 2015. „Ich habe mir immer größere Ziele gestellt und dann war es nicht mehr nur ein Ausgleich, sondern mein Beruf. Obwohl ich für Leistungssport relativ spät angefangen habe.“ Im Alter von 14 Jahren wurde Johanna Schikora, die für den TC Fez Berlin an den Start ging, Teil der Jugendnationalmannschaft. Es folgten schließlich Titel bei den World Games sowie den Europa- und Weltmeisterschaften.

Ich habe mir immer größere Ziele gestellt und dann war es nicht mehr nur ein Ausgleich, sondern mein Beruf.

Johanna Schikora, Flossenschwimmerin

Obwohl die 22-Jährige also eine der weltbesten Flossenschwimmerinnen ist, dürfte sie außerhalb von Berlin kaum jemand kennen. Das liegt daran, dass Finswimming nicht gerade als Trendsportart gilt, sondern eher zu den attraktiven Extremsportarten zählt. Dass Schikora das Flossenschwimmen überhaupt als Leistungssport betreiben kann, ist auch der Sportfördergruppe der Bundeswehr sowie der Sporthilfe zu verdanken. „Ich bin sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung. Ohne könnte ich meinen Sport nicht auf diese Weise ausüben“, erzählt Schikora.

Johanna Schikora ist eine der Besten in ihrer Sportart. Im Alter von zwölf Jahren begann sie mit dem Flossenschwimmen.

© imago images/Camera 4

Doch der Sport allein reicht der Berlinerin nicht mehr. Quasi nebenbei studiert die Berlinerin Psychologie an der Humboldt-Universität in Adlershof. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich neben dem Sport noch etwas anderes brauche, dass ich studieren und mein Leben nach dem Sport schon mal planen möchte.“

Umso mehr schätze sie das geregelte Einkommen, das sie seitens der Bundeswehr erhält. Vor allem aus dem Grund, dass es nicht nur abhängig von Titeln sei. „Klar gibt es diesen Druck, dass ich jedes Jahr verlängert werden und dazu meine Leistung bringen muss. Es geht darum, konstant gute Leistung bei den Jahreshöhepunkten zu zeigen.“

Ein Vollzeitstudium, das ungefähr einer 40-Stunden-Woche entspricht, mit einem Leistungssport zu verbinden, bei dem meist zwei Trainingseinheiten am Tag erforderlich sind, ist eine große Herausforderung und ein enormer zeitlicher Aufwand. Da kann es schon mal vorkommen, dass Schikora zwischen Wettkämpfen auf der ganzen Welt Prüfungen in der Uni schreiben muss. „Aber ich brauche das auch. Auch wenn meine größte Baustelle immer noch die Regeneration ist, weil ich immer so viel machen will“, so Schikora.

Trotz ihres jungen Alters ist mittlerweile aber auch für sie die Zeit gekommen, die Zeit nach der aktiven Karriere in den Vordergrund zu stellen. „Hundertprozentig habe ich mich da noch nicht festgelegt. Aber ich möchte auf jeden Fall noch die World Games 2025 schwimmen und ein Jahr später bei der WM in Südkorea.“

Danach steht der Abschluss ihres Studiums ganz oben auf der Prioritätenliste. „Ich denke auch über die Zeit nach dem Sport nach, aber es ist extrem schwer und wäre ein großer Bruch in meinem Leben.“ Es dürfte ihr wohl auch deshalb so schwerfallen, weil sie nach wie vor zu den Besten in ihrer Sportart gehört und auch bei den World Games nach einer Medaille greifen dürfte.

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