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Timmy Thiele (l.) verlor mit Energie Cottbus am Mittwochabend 1:2 gegen David Pisots Unterhachinger.

© Imago/Matthias Koch

Trotz Niederlage im Relegations-Hinspiel: Energie Cottbus hofft noch auf die 3. Liga

Energie Cottbus droht das bittere Play-off-Schicksal. Die Lausitzer müssen in Unterhaching gewinnen. Sonst wird die ganze Regionalliga Nordost zum großen Verlierer der umstrittenen Aufstiegsregel.

Von Arne Richter

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Claus-Dieter Wollitz malträtierte mit Daumen und Zeigefinger immer wieder sein linkes Ohrläppchen. Die 1:2-Niederlage im Relegations-Hinspiel gegen die SpVgg Unterhaching wurmte den Trainer von Energie Cottbus, auch wenn er das in seiner typisch bärbeißigen Art nicht eingestehen wollte. Erst bei der letzten Frage eines Reporters kippte die Laune des 57-Jährigen ins Ironische. „Wir machen jetzt zwei Tage frei und treffen uns am Samstag“, sagte Wollitz. Um gleich anzufügen: „Quatsch“.

Natürlich wird sich Energie gewissenhaft auf das entscheidende Rückspiel am Sonntag (13 Uhr) im Sportpark in Unterhaching vorbereiten. Wollitz will bei seinen Spielern bis dahin noch einiges „unter die Platte“ – also in die Köpfe – „bringen“. Es geht schließlich um nicht mehr oder weniger als die ersehnte Rückkehr in die 3. Fußball-Liga.

Dort gehört Cottbus hin. Meint zumindest Unterhachings Trainer Sandro Wagner, der in seiner Analyse irgendwie eher klang wie der TV-Experte Wagner und nicht wie der Chefcoach Wagner. Ein Loblied sang er auf die Energie-Fans, vor denen er nach Schlusspfiff demonstrativ seine Kappe gezogen hatte. Auch den Trainer Wollitz findet Wagner richtig cool und toll. Doch der ließ sich vom Schmeicheln seines Kollegen nicht einlullen.

Die Relegation bleibt für Wollitz ein harter Kampf. Und die drohende Ungerechtigkeit, als Meister der Regionalliga Nordost am Ende doch nicht aufzusteigen, umtreibt den Energie-Coach weiter. Kleine Sticheleien in Richtung angeblich von großer Finanznot gepeinigter Oberbayern gibt es da inklusive: „Wir können uns keinen Charterflug leisten, aber den Bus können wir noch bezahlen“, sagte Wollitz ob der unterschiedlichen Transportmittel für die Reisen zwischen Lausitz und Münchner Vorstadt.

Ein Scheitern am Sonntag wäre nicht nur für Cottbus eine schmerzhafte Niederlage. Es würde dem gesamten Nord-Ost-Fußball, der sich immer noch als Ost-Fußball definiert, den fetten Verliererstempel der umstrittenen Aufstiegsregel an der Schwelle zwischen Regionalliga und 3. Liga aufdrücken. Seit der von Hick-Hack und lauten Beschwerden begleiteten Einführung vor drei Jahren, hat aus dem NOFV-Gebiet nur Viktoria Berlin als Direktaufsteiger 2021 den Sprung geschafft. Der BFC Dynamo scheiterte im Vorjahr am VfB Oldenburg. Jetzt könnte es Cottbus erwischen.

Im Vergleich dazu stiegen aus den Regionalligen West, Südwest, deren Meister keine Play-offs spielen müssen und auch aus dem Norden im gleichen Zeitraum nun schon jeweils drei Teams in die 3. Liga auf. Nur die Bayern stehen derzeit auch noch bei nur einem Aufsteiger.

Das Gefühl der Benachteiligung des Fußball-Ostens mit seinen vielen DDR-Traditionsklubs wie Cottbus, BFC, Carl Zeiss Jena oder Lok Leipzig würde sich manifestieren. Keiner von ihnen konnte seither die Regionalliga verlassen. Geradezu trotzig hören sich da Wollitz' Worte an: „Wir werden am Sonntag zurückkommen und werden 3. Liga spielen“, versprach er.

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