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Sport: Tücken des Erfolges

Kurz vor den Play-offs stecken die Eisbären in der Krise, und Trainer Pagé fürchtet: Platz eins hat nicht allen gut getan

Berlin. Die Eisbären hatten gerade wieder ein Penaltyschießen verloren, diesmal gegen die Düsseldorfer EG. Nichts Neues für die Fans im Sportforum, denn ihre Mannschaft hat seit dem 5. Januar in acht Partien nur zehn von 24 möglichen Punkten geholt. Der Stadionsprecher wusste, dass die Kundschaft getröstet werden musste – und zwar flink. Da kam ein Ergebnis aus der Kölnarena gerade recht. Dort hatten die Haie, als Tabellenzweiter nur einen Punkt hinter den Berlinern, ebenfalls im Penaltyschießen verloren. Dankbar jubelte der Herr am Stadionmikrofon: „Das bedeutet, die Eisbären sind immer noch Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga."

Hurra? Nicht ganz, der Ansage folgte ein verhaltener Beifall der Eisbären-Fans. Manch einer wird sich gefragt haben, ob die Berliner den ersten Platz noch über die letzten neun Spiele der Hauptrunde retten können. Und was danach, was in den Play-offs passiert, daran mag zurzeit keiner denken. Zum Jahresbeginn wurde die Schwächeperiode auf Erschöpfungserscheinungen zurückgeführt. Doch von den Segnungen einer zweiwöchigen Pause war am Dienstag nichts zu sehen. Und wie die Berliner dann ihre Penaltys am Tor vorbeischluderten, das zeugte nicht von neugewonnener Stärke.

Die Zeiten, da die Eisbären ihre Gegnerschaft überrannten, sind vorbei. Längst hat sich die Konkurrenz auf die Berliner eingestellt, die wiederum von ihrem offensiven Stil abgerückt sind. „Mit Offensive gewinnst du Spiele, mit Defensive Meisterschaften", glaubt Trainer Pierre Pagé. Das Spiel gegen Düsseldorf zum Maßstab genommen, sieht es für die Berliner Titelambitionen schlecht aus. Vor dem Eisbären-Tor war Oliver Jonas Alleinunterhalter. Wenn der Torhüter einen Schuss abprallen ließ, konnte er sich sicher sein, das kein Verteidiger den Gegner beim Nachschuss stört. Und das ärgerte Pagé. „Wir waren das Team mit den wenigsten Gegentoren, nun sind wir in dieser Statistik nur noch Achter. Das ist lächerlich."

Pagé befürchtet, dass der Sturm an die Tabellenspitze nicht allen Spielern gut getan hat. „So ist das eben beim Menschen", sagt er. „Wenn es gut läuft, dann heben sie schnell ab. Eine gefährliche Geschichte."

Zeit zum Nachdenken haben die Eisbären vor dem Spiel gegen Hannover am Freitag im Sportforum (Beginn 19 Uhr 30). Das Training am Donnerstag fällt aus. „Ich will alle möglichen Entschuldigungen eliminieren", sagt Pagé. Einige seiner Spieler hätten nach dem Spiel gegen Düsseldorf über Erschöpfung geklagt. Nach wie vor ist es erklärtes Ziel, die Hauptrunde als Tabellenerster zu beenden. „Wir wollen Mannheim und Köln erst mal aus dem Wege gehen", sagt Torwart Jonas. „Gegen die tun wir uns schwer.“ Nach der jetzigen Konstellation könnten die Berliner frühestens im Finale auf einen der beiden Angstgegner treffen.

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