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Makkabis Tim Häußler (r.) im Duell mit Lukas Nmecha. Am Ende waren die Wolfsburger für die Berliner einige Nummern zu groß.

© Imago/Jan Huebner

TuS Makkabi im DFB-Pokal: Feiertag im Grunewald – trotz 0:6 gegen Wolfsburg

Vor 5000 Fans unterliegt Berlin-Pokalsieger TuS Makkabi im Pokal Bundesligist VfL Wolfsburg mit 0:6. Am Ende steht das Erlebnis im Vordergrund.

Von Daniel Goldstein

Beschaulich und ruhig lag er da, der Hauptfußballplatz auf der Julius-Hirsch-Sportanlage im Grunewald. Keine Menschen, keine Fußballspieler und schon gar keine Fans weit und breit. Wildschweine waren auch keine zu sehen. Die hatten noch in der vergangenen Saison mit exzessiven Umgrabetätigkeiten dafür gesorgt, dass der TuS Makkabi seinen Heimplatz nicht nutzen konnte. Unter anderem mussten die Berliner schon damals ins Mommsenstadion umziehen. Dorthin, wo der Klub auch den bisher größten Triumph der Vereinsgeschichte feierte, den Berliner Pokalsieg.

Nun kam am Sonntag der VfL Wolfsburg zum Erstrundenspiel im DFB-Pokal im Mommsenstadion vorbei, der Bundesligist siegte standesgemäß mit 6:0 (2:0) beim Oberligisten. Für diesen Feiertag hatten sie groß aufgefahren bei Makkabi. Die Berliner Radiogröße Gerlinde Jänicke wurde als Stadionsprecherin verpflichtet, extra ein Fotograf mit überdimensioniertem Blitzbox-Assistenten durchs Stadion geschickt und Deutschrapper Ben Salomo hatte eine Hymne für Makkabi geschrieben. Diese konnte er vor dem Spiel zum Besten geben.

Den Song performte er nach kurzem Richtungswechsel vor der Haupttribüne, denn ganz im Gegensatz zu den über 2000 Wolfsburger Fans hatte sich der blaue-weiße Makkabi-Anhang eher im Schatten und auf der Haupttribüne eingefunden. Über die in die Jahre gekommene Tonanlage waren nur Fetzen zu verstehen. Einmal auch „Champions League“. Große Träume.

Ich muss mich erst mal bei meiner Frau entschuldigen. Ich hatte ihr gesagt, wir kriegen keine fünf Gegentore. Bettina, es tut mir leid!

Wolfgang Sandhowe, Trainer von Makkabi

Nach starken fünf Anfangsminuten wurden die Makkabäer von den Gästen aus Niedersachsen schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Lukas Nmecha traf innerhalb von Sekunden doppelt ins Tor der Berliner. Dabei erzielte er das 1:0 im Nachschuss aus abseitsverdächtiger Position und konnte beim 2:0 die Nervosität von Makkabi-Keeper Jack Krause ausnutzen. Er luchste ihm den Ball ab, als dieser gerade zu einem Abschlag ansetzte.

Nach den zwei Treffern war vom VfL lange nichts mehr zu sehen. Es folgte die stärkste Phase des Oberligisten. In der 20. Minute wurde es richtig laut, als Neuzugang und Aktivposten Brian Petnga sich mit Rechtsverteidiger Tyson Richter den Ball hin und her spielte. Letzterer verpasste dann aber knapp. Nach gut der Hälfte der ersten Halbzeit nutzte der aktive Makkabi-Fanblock die Trinkpause auf dem Feld, um von der Gegengeraden unterhalb auf die Haupttribüne umzuziehen.

Tor von Makkabi zum vermeintlichen 1:2 zählte nicht

Mit dieser lautstarken Unterstützung gelang es den Gastgebern dann, den Ball im Anschluss an eine Ecke erstmals im Tor unterzubringen. Der Treffer allerdings zählte nicht. Torschütze Kanto Fitiviana Voahariniaina, kurz „Bolo“, sagte nach dem Spiel: „Ich dachte nicht, dass es Abseits war. Vielleicht wäre noch etwas für uns möglich gewesen, wenn das Tor gezählt hätte.“

Ein weiterer Doppelschlag kurz nach Wiederbeginn entschied die Partie. Beim schönsten Treffer des Tages verwertete der für den verletzten Doppeltorschützen Nmecha gekommene Tiago Tomas eine starke Passflanke von Vaclav Cerny zum 3:0 und legte drei Minuten später zum 4:0 für Yannick Gerhardt auf. Damit war das Spiel entschieden. Allerdings nicht für alle.

Von VfL-Trainer Niko Kovac gab es Lob für Makkabi

Makkabi-Trainer Wolfgang Sandhowe erzählte hinterher auf der Pressekonferenz: „Ich muss mich erst mal bei meiner Frau entschuldigen. Ich hatte ihr gesagt, wir kriegen keine fünf Gegentore. Bettina, es tut mir leid!“ In der 79. Minute erzielte Ridle Baku jenes fünfte Wolfsburger Tor und noch einmal Tiago Tomas stellte schließlich den 6:0-Endstand her.

„In der Höhe ist das Ergebnis, ein, zwei Tore zu hoch. Ich glaube, wir haben uns gut präsentiert, man hat gesehen, dass das kein Unterschied von fünf Ligen war“, sagte Makkabi-Kapitän Doron Bruck hinterher. Auch Sandhowe bekam ein Lob seines Gegenübers. Wolfsburgs Berliner Cheftrainer Niko Kovac sagte: „Kompliment, Wolfgang. Das, was du hier auf den Platz gebracht hast, war sehr gut.“

Dafür können sich die Spieler von Makkabi freilich nichts kaufen. Sie durften trotzdem ein paar Eindrücke mitnehmen, die bleiben werden. „Gerade im Vorfeld des Spiels und bei unseren Offensivaktionen hat man gemerkt, dass eine Welle durchs Stadion geht. Das konnten wir schon genießen“, sagt Doron Bruck.

Viel Zeit zum Genießen bleibt aber nicht. Am Mittwoch geht es für den TuS Makkabi weiter. In der ersten Runde des Berliner Landespokals muss er auswärts bei Bezirksligist Berliner TSC ran. Dann startet die Mission Titelverteidigung.

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