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Sport: Umziehen unerwünscht

Den Eisbären droht in der Deutschlandhalle ein Problem

Mitte März können die Berliner Eisbären nicht in ihrer Halle spielen. Ausgerechnet dann, wenn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Play-offs beginnen, findet im Sportforum Hohenschönhausen die Weltmeisterschaft im Eisschnelllaufen statt. Das kommt den Berlinern nicht mal ungelegen, denn es gibt da ja noch ein Eisstadion in Berlin, in das 3000 Zuschauer mehr passen als in das nur 5000 Besucher fassende Sportforum: die Deutschlandhalle. Dort wollen die Eisbären zwei Partien austragen, am 12. und am 16. März – in der Arena also, in der sonst die viertklassigen Capitals spielen. Da die Charlottenburger zu den betreffenden Terminen auswärts spielen, klingt der Plan der Eisbären nicht abenteuerlich. Ist er aber anscheinend doch. Denn dass die Eisbären auf dem heiligen Eis der Capitals spielen sollen, gefällt nicht allen in Charlottenburg.

Eisbären-Marketingchef Billy Flynn hörte höchst verblüfft, dass sein Klub für besagte Partien die für die Heimmannschaft gedachte Umkleidekabine in der Deutschlandhalle nicht benutzen darf. „Kommt nicht in Frage, haben die Capitals mir gesagt, die Kabine gehöre ihnen“, sagt Flynn. Und nun haben die Eisbären ein großes Problem. Sie dürfen nur in eine der Gästekabinen der Deutschlandhalle. Diese Räume sind nur durch dünne provisorische Wände getrennt und an der Decke offen. Es droht eine laute und enge Nachbarschaft mit der gegnerischen Mannschaft bei den Spielen. Denn die Kollegen aus Kassel, Hamburg oder Krefeld werden sich nur wenige Zentimeter weiter von den Eisbären umziehen. „Wie soll unser Trainer Anweisungen geben, ohne dass im Nebenraum der Gegner mithört?“, fragt Flynn. „Und dann laufen sich auf den Gängen noch die Spieler beider Teams über den Weg. Das ist peinlich, das ist unmöglich.“

Um die Capitals umzustimmen, hat Flynn ihnen für die Benutzung ihrer Kabine Geld geboten. „Unglaublich“, sagt deren Präsident Lorenz Funk. „Das ist ein Bestechungsversuch. Unsere Kabine ist unser Wohnzimmer, wir haben den Raum gepachtet. Sollen sich die Eisbären doch zu Hause umziehen und sich ihre Taktik auf dem Weg zum Stadion im Omnibus erzählen.“ Warum den Eisbären auch entgegenkommen, sagt Funk. Er hatte schon im Dezember Rache geschworen. Damals wollten die Eisbären nicht, dass Funk in der Pause eines DEL-Spiels im Sportforum ein Fernsehinterview gibt, der Sender lud den Präsidenten der Capitals daraufhin aus. Und jetzt freut sich Funk über die Anfrage der Eisbären, da kann er sich nämlich revanchieren und sagen: „Dummheit gehört bestraft, so schnell geht das im Leben.“

Flynn hat an der Posse wenig Freude. „Wir sollten uns nicht streiten“, sagt er. Kommende Woche treffen sich Funk und Flynn zum Feierabend-Eishockey in der Deutschlandhalle und zum Plaudern. Nach dem Eishockey natürlich: Denn Funk zieht sich in der Kabine der Capitals um, Flynn in der Gästekabine.

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