Sport: Und dann die Hände zur Schale
Fangesänge, Festreden, Freibier: Wie die drei Titelkandidaten ihre Meisterparty feiern wollen
WO SIE FEIERN:
Schalke: Eine spontane Biersause in der Vereinsgaststätte? Pah, die Schalker sind exzellent vorbereitet, die „Knappen“ können den Titel schließlich schon morgen holen. Und dann feiern 75 000 Fans in der Arena, wo das Derby aus Dortmund auf Leinwänden übertragen wird – und bestimmt würden abends die Fußballer mit ihrer hässlich-silbernen Edelmetallschale vorbeischauen. Ansonsten gilt Plan B: Am 20. Mai werden 300 000 Fans am Stadiongelände erwartet, die Mannschaft auf zwei Sattelschleppern mittendrin (die Rathausvariante fällt aus; das eine ist ziemlich kaputt und eingezäunt, das andere im Ortsteil Buer ist zu klein).
Stuttgart: Planung ist alles. Die Innenstadt ist zwar hübsch, das Rathaus allerdings hat den Charme einer Gewerkschaftszentrale in Bukarest – kurzum: Auch der VfB feiert lieber woanders. Nach dem letzten Spiel am 19. Mai und Übergabe der Meisterschale im Gottlieb-Daimler-Stadion geht’s per Autokorso zum – Schlossplatz. Dreieinhalb Kilometer darf gejubelt werden, dort, wo mit dem Nationalteam das Sommermärchen nach dem Spiel um Platz 3 endete. (Stuttgart plant übrigens zweimal: Die ganz große Party soll es erst nach dem Pokalfinale eine Woche später geben).
Bremen: Na bitte, wenigstens einer der drei Klubs kann auf den großen, hübschen Rathaus-Balkon zurückgreifen: die Bremer. Dort haben zuletzt übrigens 300 Seemänner und Kapitäne bei der „Schaffermahlzeit“ gespeist und ordentlich gefeiert. Partytest: bestanden.
WIE’S BEIM LETZTEN MAL WAR:
Schalke : Gefeiert wurde 1958 erst einmal im Niedersachsenstadion zu Hannover, wo Schalke den HSV 3:0 schlug. Die Schalker zogen schnell ihre schnieken Anzüge an, packten Pils in den Eisenbahnwaggon (ICEs gab’s noch nicht), und dann wurde geschunkelt bis zur Ankunft in Gelsenkirchen, ehe die 200 000 Schalke-Fans ihre Helden – vornweg den zweifachen Torschützen Berni Klodt – auf Händen aus dem Bahnhof trugen.
Stuttgart : Das war peinlich. Es hatte niemand damit gerechnet, dass der VfB 1992 den Titel in Leverkusen gewinnt, weil die Frankfurter doch beim vermeintlich klaren Absteiger Rostock antraten – doch dann kam alles anders und der VfB eilte heim, um festzustellen: Oh, auf dem Markplatz findet ja ein toller Flohmarkt statt! Pech. Die 30 000 Fans wurden schließlich zum Stadion vor die Betontribüne gelotst, wo Trainer Christoph Daum endlich die Schale hochhielt.
Bremen: Sogar Bremens Regierungschef Henning Scherf trug im Mai 2004 grün auf, einen Werder-Schal um den Hals und Schminke im Gesicht, als die Spieler vom letzten Spiel in München nach zwei Ehrenrunden der Chartermaschine landeten. Scherf war erster Gratulant auf der Gangway, trug „Deutscher Meister 2004 – Werder Bremen“ auf dem T-Shirt. 15 000 Fans waren am Bremer Flughafen, sie durchbrachen die Flughafenabsperrung und stürmten das Rollfeld. Eine spontane Party begann. Eine kleinere interne Spieler-Party gab es dann nachts, und ins Rathaus ging es einen Sonntag später.
WAS DER BÜRGERMEISTER SAGT:
Schalke: Keine langen Reden, weil die Spieler nach einer durchzechten Nacht „nicht so aufnahmefähig sind“. Zehn Worte will Oberbürgermeister Frank Baranowksi am Sonntag sagen, drei davon lauten: „Gut gemacht, Jungs“.
Stuttgart: Wenig, weil Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (trinkfest und Fußballfan) weiß, dass „die Fans die Spieler sehen wollen“, sagt ein Rathaussprecher.
Bremen: Die Rede von Jens Böhrnsen soll nicht lang werden, heißt es – aber sie wird rührig. Denn: Der Regierende ist Fan der ersten Bundesliga-Stunde. Schon 1963 hatte er eine Dauerkarte bei Werder.
WAS DIE FANS SO SINGEN:
Hätten wir ein Königreich,
Machten wir es den Schalkern gleich.
Alle Mädchen, die so jung und schön,
Müssten alle
Blau und Weiß spazieren gehn.
Mohammed war ein Prophet,
Der vom Fußballspielen nichts versteht,
Doch aus all der schönen Farbenpracht
Hat er sich
das Blau und Weiße ausgedacht.
(Schalke 04, Vereinslied)
Ihre Heimat ist der Wasen,
sie spielen auf dem Rasen,
unser Team in Weiß und Rot,
nur eins ist, was wir wollen,
der Ball soll heute rollen.
(VfB Stuttgart, Fanlied)
Wo die Weser
einen Bogen macht,
Rollt, ja rollt das Leder,
dass es nur so kracht.
Und das ganze Weserstadion
singt im Chor:
Fußball unser Leben,
Werder noch ein Tor!
(Werder Bremen, Vereinshymne)
WAS ES AM BUFFET GIBT:
Schalke: Weizenbier und Brez’n … nein, natürlich: Veltins. Rund um die gleichnamige Arena ist das Pflicht. „Sonst kann es in der Stadt an den Bierwagen jede Sorte geben“, sagt ein Stadtsprecher. Nur auf Altbier will man lieber verzichten.
Stuttgart: Vermutlich Dinkelacker oder wie die schwäbischen Biere mit den lustigen Namen heißen. Vorgaben: keine. Nur kalt muss es sei. „Für die vielen Gastronomen wäre die Meisterfeier ein Glückstag“, sagt ein Stadtsprecher. Bei der WM gab es noch ein „Glasverbot“ auf dem Schlossplatz. Das gibt es diesmal nicht.
Bremen: Natürlich gibt’s Bremer Bier, und wenn es nach Werder geht, das Vereinsbier „Haake-Beck 12“ – den Namen haben Fanklubs und Klub gewählt. Die 12 steht für den zwölften Mann – die Fans.
WO DIE FANS IN BERLIN SCHAUEN:
Schalke: Die haben’s leicht – zumindest, wenn sie morgens vor „Vonros Brettl“ stehen, Grainauer Straße 11 in Wilmersdorf. Dort treffen sich alle Mitglieder des Schalke-Fanklubs „Königsblau Berlin“. Warnung: Es wird sehr, sehr voll!
Stuttgart: Es gibt viele Schwaben in Berlin. Aber nein – keine echte VfB-Fankneipe (manchmal wurde in der „Linde“, Swinemünder Straße 26–27 in Mitte, geschaut, aber das ist nicht sicher), daher ein Tipp: Vor einem halben Jahr hat sich ein VfL-Bochum-Fanklub gegründet, der heißt „Berliner Botschaft“ – und weil der VfL ja gegen den VfB spielt, könnten Stuttgart-Fans ja vielleicht einfach in deren Fankneipe „S.O.S. Bodega“ (Prenzlauer Allee 27, Tel.: 306 432 10) mitgucken. Zusammen feiern macht eh mehr Spaß.
Bremen: Auch die haben es nicht so schwer – es wird Werder live gezeigt, meist in „Die Wilde 13“ am Boxhagener Platz und im „Alois S.“ in der Senefelderstraße 13.
Die besten Fußballkneipen der Stadt finden Sie morgen im Berlin-Teil.