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Fans des 1. FC Union Berlin im Stadion An der Alten Försterei

© dpa/Andreas Gora

Immobilienkonzern Aroundtown: Union-Fans verärgert über Wahl des neuen Hauptsponsors

Der Bundesliga-Aufsteiger stellt sich gerne als etwas anderer Klub dar. Passt da eine intransparente Immobilienfirma als Hauptsponsor ins Bild?

Wenige Stunden, nachdem der 1. FC Union am Freitagabend seinen neuen Hauptsponsor präsentiert hat, ist unter den Fans des Berliner Bundesliga-Aufsteigers bereits eine Debatte über diesen entbrannt.

In der kommenden Saison trägt Union das Logo des milliardenschweren Immobilienunternehmens Aroundtown SA mit Sitz in Luxemburg auf der Brust.

Dessen Unternehmenstochter Grand City Properties (GCP) sponsert bereits seit zwei Jahren die A- und B-Jugend des Vereins. „Der 1. FC Union Berlin und Aroundtown haben vieles gemeinsam“, wird Andrew Wallis, stellvertretender Hauptgeschäftsführer von Aroundtown zitiert – doch genau dort liegt der Streitpunkt, denn viele Union-Fans sehen das anders.

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„Im Fall von Union und Aroundtown ist es ziemlich eindeutig, dass Union für etwas anderes steht als das Unternehmen“, heißt es etwa im von Fans geführten Blog „Textilvergehen“.

Stadtsoziologe Andrej Holm, Union-Fan und vor zweieinhalb Jahren kurzzeitig Staatssekretär für Wohnen, bezeichnete die Sponsorenwahl auf Twitter als „sehr ärgerlich“ und nutzte bei seinem Beitrag den Hashtag „notmyhauptsponsor“.

Die enormen Mietsteigerungen sind seit einigen Jahren das größte Reizthema in Berlin. Dass die Partnerschaft mit einem großen Immobilienunternehmen, die Union jährlich einen Millionenbetrag einbringen soll, da wild diskutiert wird, war logisch.

Union stellt sich stets als etwas anderer Klub dar, der zwar im hochkommerzialisierten Fußballgeschäft mitmischt, dabei aber Wert legt auf Tradition, Zusammenhalt und das Soziale. Schaut man sich die intransparente Unternehmensstruktur von Aroundtown an, wird schnell deutlich, dass solche Werte dort keine Rolle spielen.

Unions Präsident Dirk Zingler versicherte noch vor zwei Wochen, dass der Klub sich durch den Aufstieg nicht verändern würde.
Unions Präsident Dirk Zingler versicherte noch vor zwei Wochen, dass der Klub sich durch den Aufstieg nicht verändern würde.

© Jörg Carstensen/dpa

In einer Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung über „große Immobilienunternehmen in Berlin“ aus dem März 2019 wird auch die Aroundtown-Tochterfirma GCP, die vor allem Wohnimmobilien besitzt, betrachtet. Von 2016 zu 2017 habe das Unternehmen die Mieten demnach um 5,9 Prozent erhöht – und damit um einen ähnlichen Wert wie die umstrittene Deutsche Wohnen.

Zudem wird angedeutet, wie GCP, das in Berlin mehr als 8000 Wohnungen hält, durch sogenannte Share Deals Steuern vermeidet. Aroundtown selbst besitzt insbesondere Gewerbeobjekte, in Berlin etwa das Hilton Hotel sowie drei Einkaufszentren. Zweitgrößter Aktionär ist der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock.

Einen Tag nach dem geschafften Aufstieg hatte Unions Präsident Dirk Zingler noch versichert, der Verein werde sich in der Bundesliga nicht verändern. Nach der Präsentation des neuen Hauptsponsors dürften vielen Fans erste Zweifel bekommen.

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