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1. FC Union Berlin steckt im Abstiegskampf: Ein enttäuschendes Zeugnis für Steffen Baumgart
Union ist auch gegen Holstein Kiel wieder nur Punktelieferant gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Immer mehr erinnert die aktuelle Saison damit an die vergangene.
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Für Holstein Kiel war es am Sonntag ein ganz neues Gefühl. Erstmals in seiner Geschichte hat der Bundesliga-Neuling ein Auswärtsspiel in der Ersten Liga gewinnen können. Entsprechend zufrieden äußerte sich dann auch Trainer Marcel Rapp nach dem Spiel: „Mir geht es wie allen Kielern: Das ist ein historischer Sieg und von dem her sind wir sehr glücklich.“
Beim 1. FC Union war das Frustgefühl hingegen nichts Neues. Das 0:1 im Heimspiel gegen Kiel folgte vielmehr einem allzu vertrauten Muster, mit alten Problemen und einem Erlebnis, das es in dieser Saison häufiger gab. Schon wieder hatte den Köpenickern die nötige Durchschlagskraft im Angriff gefehlt. Schon wieder hatten sie gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf verloren.
Die Niederlage gegen Kiel war die dritte in Folge auf dem Rasen und brachte eine insgesamt gebrauchte Woche zu Ende, die mit dem 0:6 in Dortmund begann und am Freitag mit der juristischen Enttäuschung vor dem DFB-Bundesgericht noch schlechter wurde. Am Sonntag war der miserable Hattrick vollendet.
Denn: Mit diesem Rückschlag steckt Union tiefer denn je im Abstiegskampf und blickt auf einen äußerst schwierigen Frühling. Der Vorsprung auf Platz 16 beträgt zwar noch sechs Punkte, doch das ist mittlerweile alles andere als komfortabel. Durch den Sieg der Kieler rücken sogar die direkten Abstiegsplätze wieder in Reichweite.
Rein mathematisch gesehen hat das einen klaren Grund. Seit der Amtsübernahme von Trainer Steffen Baumgart im Januar hat Union fünfmal gegen einen direkten Tabellennachbarn gespielt und viermal verloren. Einzige Ausnahme bleibt das 4:0 gegen die TSG Hoffenheim, die seitdem die Kurve gekriegt hat und wieder an Union vorbeigezogen ist. Gegen Heidenheim, Augsburg, St. Pauli und nun auch Kiel gingen die Berliner ohne Punkte und ohne Tore vom Feld.
Dass man auch am Grünen Tisch einen wichtigen Punkt verlor und Bochum zwei zusätzliche zugesprochen wurden, macht die Situation nicht gerade einfacher. Doch auch dieser Rückschlag wäre nicht so gravierend gewesen, hätte Union die anderen Sechs-Punkte-Spiele auf dem Platz für sich entscheiden können. Feuerzeug hin oder her: Unter Baumgart hatte die Mannschaft immer wieder große Chancen, sich Luft im Rennen um den Klassenerhalt zu verschaffen. Und immer wieder hat sie diese Chancen ausgelassen.
Baumgart liefert keine besseren Antworten als Svensson
Bei allem Wohlwollen der Welt – Baumgart würde auch bei einem Abstieg ein Publikumsliebling in Köpenick bleiben – ist das ein enttäuschendes Zeugnis für den neuen Trainer. Jedenfalls sieht es nicht so aus, als ob er deutlich bessere Antworten liefert als sein Vorgänger Bo Svensson. Gefragt nach einem möglichen Plan B im Angriff, antwortete er am Sonntag trotzig mit einer Gegenfrage: „Wie sollte der Plan B aussehen?“
Aber nicht nur der Trainer, sondern vor allem die Mannschaft steht jetzt in der Pflicht. Denn mit den aktuellen Problemen kämpft man nicht erst seit Baumgart, sondern zum Teil schon seit anderthalb Jahren. Die Parallelen zur Vorsaison werden immer unheimlicher. Auch damals versandete ein guter Start in eine lange Herbstkrise. Auch damals folgte ein Trainerwechsel, der nur bedingt aufging. Auch damals glaubte man sich Anfang März schon in Sicherheit, bevor es im Frühling wieder kritisch wurde.
Eine ähnliche Entwicklung ist nicht mehr auszuschließen, und sie wird sogar immer wahrscheinlicher. In den nächsten Wochen warten nämlich Gegner wie Eintracht Frankfurt, der FC Bayern oder Bayer Leverkusen. Erst am 31. Spieltag trifft man wieder auf eine Mannschaft, die aktuell nicht in der oberen Tabellenhälfte steht.
An jenem letzten April-Wochenende reist Union zum Auswärtsspiel nach Bochum. Es ist ein Spiel, das nicht nur im Kontext des Feuerzeug-Skandals hitzig werden könnte. Spätestens dann muss Union es wohl endlich hinkriegen, ein Sechs-Punkte-Spiel zu gewinnen.
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