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Schwarz-Gelb stand ihm. Im Januar 2016 duellierten sich BVB-Spieler Neven Subotic und Unions Collin Quaner im Stadion An der Alten Försterei. Anlass war das 50-jährige Vereinsjubiläum der Berliner. Nun spielt Subotic bei Union und Quaner bei Huddersfield.

© imago/Thomas Bielefeld

Unions Abwehrspieler fordert seinen Ex-Klub: Subotics Spiel gegen die echte Liebe

Neven Subotic trifft am Samstag mit dem 1. FC Union auf Borussia Dortmund. Beim BVB ist er längst eine Legende, in Köpenick fährt er S-Bahn.

Von David Joram

Neven Subotic hat in diesen Tagen etwas weniger Zeit als üblich. Der Grund dafür ist so einfach wie naheliegend und immer näher kommend. Am Samstag, 18.30 (live bei Sky und im Stadion An der Alten Försterei) trifft Subotic, 30, mit dem 1. FC Union im Abendspiel der Fußball-Bundesliga auf Vizemeister Borussia Dortmund. Auf jenen Verein also, über den Subotic sagt, er sei dort „Mitglied im Herzen“ und zwar zu „100 Prozent“. Und nun wollen eben alle wissen, wie es ihm dabei ergehen wird, beim Rendezvous zwischen seinem aktuellen und seinem alten Herzensverein.

Am Mittwoch nahm sich Subotic daher ein wenig Zeit für das Thema, für das kommende Spiel, das für ihn erst mal ein Spiel sei, das er auf jeden Fall gewinnen wolle. Das Thema Subotic und der BVB, das ihn so sehr in den Fokus rückt, spiele auf dem Platz oder beim Training weniger eine Rolle. Sagte Subotic, der aber auch weiß, dass es „medientechnisch bestimmt“ eine Rolle spiele, dieses doch spezielle Aufeinandertreffen mit ihm in der Hauptrolle.

Subotic und der BVB, das war und ist schließlich eine Liebesbeziehung, von der in diesen Tagen rauf und runter erzählt wird. 263 Pflichtspiele hat der Abwehrmann für die Borussia absolviert, 196 davon in der Bundesliga. Er gewann zwei deutsche Meisterschaften, 2011 und 2012, holte zweimal den DFB-Pokal, 2012 und 2017, und schaffte es 2013 sogar bis ins Finale der Champions League – unter anderem nach einem 4:1 im Halbfinale gegen Real Madrid.

Vor allem aber begründete Subotic eine Ära in Dortmund mit, die den BVB bis ins Jetzt hinein prägt. Eine Ära, die aufregende Fußballer und aufregenden Fußball hervorgebracht hat und immer noch bringt. „Ich glaube, bestimmte Sachen sind unendlich“, sagte er am Mittwoch, „und ein Teil meines Seins ist der BVB, weil ich da Momente erlebt habe, die wirklich nur eine Handvoll von Fußballern jemals vielleicht in ihrem Leben erleben. Das verbindet auf Ewigkeit.“

Es sind schöne Worte, die Subotic wählt, erst recht in einer Branche, dessen Geschäft sich so beständig dreht wie ein Kirmes-Karussell. Subotic wirkt in diesem Geschäft inzwischen wie einer, der von diesem Karussell in manchen Momenten auch mal herunterspringen kann. Wenn er zum Beispiel, wie nach Unions erstem Bundesliga-Heimspiel gegen Leipzig, die S-Bahn nach Hause nimmt. Wenn er über die Auswüchse des Fußballkapitalismus referiert – oder zur Protestaktion der Union-Fans gegen RB Leipzig Stellung bezieht.

2012 hat er seine eigene Stiftung gegründet, die in Dortmund ihren Sitz hat und dafür sorgt, das Trinkwasserbrunnen und Sanitäranlagen in der Nähe von Schulen und Gemeinden im Norden Äthiopiens gebaut werden. Auf lange Sicht soll so mehr Kindern der Zugang zu Schulen und damit Bildung ermöglicht werden. Über 100 Projekte hat die Stiftung bereits umgesetzt.

Als sich Arjen Robben rächte

Neven Subotic ist einer, der seine Popularität nutzt. Erworben hat er sie sich beim BVB, meist als harter Zweikämpfer und Einpeitscher. Unvergessen, jedenfalls unter Dortmunder Fußballanhängern, ist Subotic’ Reaktion auf den verschossenen Elfmeter des damaligen Münchners Arjen Robben 2012. Während Robben fassungslos die Hände vors Gesicht schlug, baute sich Subotic neben ihm auf und schrie ihn wie von Sinnen an. Dortmund gewann das Spiel 1:0 und wurde später Meister.

2013, im Champions-League-Finale, war es dann ausgerechnet Robben, der das Siegtor für Bayern schoss, während Subotic hinter ihm auf die Knie ging. Es war ein bitteres Finale und gleichzeitig Höhepunkt in der Karriere des Neven Subotic, der – anders als etwa Mats Hummels – sein Niveau nicht dauerhaft halten konnte. Verletzungen warfen ihn zurück, auch in St. Etienne bei seiner letzten Station, als er die letzten sieben Saisonspiele wegen einer Knieverletzung verpasste.

Die Anerkennung aber ist geblieben, sowieso in Dortmund. Als Subotic 2017 im Trikot des 1. FC Köln beim BVB antrat, schien sich eine ganze Stadt vor dem früheren Meisterhelden zu verneigen. „Ich hab’ so was noch niemals gesehen von irgendeinem anderen Fußballer“, sagt Subotic. Wenn das ganze Stadion einen Spieler feiere, der mit dem anderen Team dort antrete. Er sei damals so bejubelt worden, als habe er die Meisterschaft gewonnen.

„Das war mit Sicherheit einer der emotionalsten Momente in meiner Karriere. Da war ich sprachlos. Das sind die Momente im Leben, die dir den Atem verschlagen.“ Momente, in denen der BVB-Marketingslogan „Echte Liebe“ tatsächlich passt. „Man sieht einfach diese Wertschätzung. So, als wäre ich zehn Meter groß und 20 Meter breit“, sagt Subotic. Diese Wertschätzung zu erleben sei einzigartig. „Da weiß man auch, was man in den Jahren dort geleistet hat.“

Am Samstag will Subotic aber nicht nostalgisch werden. „Wir werden denen nichts schenken. Ich will das Spiel unbedingt gewinnen“, sagt er, so wie er das beim BVB gelernt hat: Mit einem „fairen, harten Zweikampf.“

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