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Keine Angst vor den Großen. Max Kruse (links) holte mit Union einen Punkt in München (Joshua Kimmich).

© EIBNER/Sascha Walther/Imago

Urs Fischer will mehr: Der 1. FC Union macht eine Kehrtwende in Richtung Europa

Beim 1. FC Union stand das Wort Europapokal lange auf dem Index, doch vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart am Samstag formuliert der Trainer ein neues Ziel.

Über Wochen und Monate hatte sich Urs Fischer vehement gewehrt. Mit dem Wort Europapokal brauchte man dem Trainer des 1. FC Union nicht zu kommen. Die Antworten auf Fragen zu diesem Thema waren wahlweise: Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt, wir schauen von Spiel zu Spiel, wir sind Union Berlin und wissen, wo wir herkommen – oder auch mal eine Kombination aus allen. Vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart an diesem Samstag (15.30 Uhr, Sky) vollzog er nun eine kommunikative Kehrtwende im Urs-Fischer-Stil.

Angesprochen auf das Thema Klassenerhalt, betonte der Schweizer, dass dieser immer noch nicht rechnerisch feststehe – um dann im nächsten Satz recht beiläufig den Angriff auf das internationale Geschäft zu verkünden. Die große Show war noch nie Fischers Ding, und so blieb er sich auch dieses Mal treu.

„Wir stehen da oben und wollen bis zum Schluss so viele Punkte wie möglich holen“, sagte Fischer. „Da ist es logisch, dass du auch die Plätze angreifen willst, die zum internationalen Geschäft führen.“ Sein Zusatz, dass das Team schon die gesamte Saison versuche, erfolgreich zu sein, klang dabei fast wie eine Rechtfertigung.

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Angesichts von Platz sieben und 14 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz wäre es ziemlich absurd gewesen, weiter vom Ziel Klassenerhalt zu sprechen, die Deutlichkeit der Neuorientierung ist aber durchaus überraschend. Einige Spieler wie Robert Andrich oder Max Kruse hatten sich schon vor einem Monat recht klar vom Abstiegskampf verabschiedet und den Blick nach oben gerichtet. Andrich wollte die großen Mannschaften weiter ärgern – und das gelingt Union auch weiter gut.

Mit dem 1:1 in München haben die Berliner am vergangenen Wochenende die 40 Punkte voll gemacht. „Das gibt natürlich ein gewisses Selbstvertrauen“, sagt Fischer und hofft, dass seine Mannschaft dieses auch gegen die nur einen Punkt hinter Union platzierten Stuttgarter zeigt. „Natürlich ist das ein wichtiges Spiel, Stuttgart steht auch zurecht da oben und wir wollen drei weitere Punkte holen, um bis zum Schluss zu versuchen, ein Wörtchen mitzureden.“

Erstes Heimspiel gegen Stuttgart seit der Relegation 2019

Manager Oliver Ruhnert, der nach dem Spiel in München mit Blick auf das harte Restprogramm noch vor zu großen Erwartungen gewarnt hatte, nimmt gleich die gesamte Englische Woche in den Fokus. „Sie wird zeigen, in welche Richtung es geht“, sagte Ruhnert in den Vereinsmedien. Schon am Mittwoch steht das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund auf dem Programm, bevor Werder Bremen am Samstag kommender Woche ins Stadion An der Alten Försterei kommt. Angesichts der engen Tabellenkonstellation und des nahenden Saisonendes dürfte danach klarer sein, ob die Berliner wirklich auf die zweite Europapokalteilnahme ihrer Vereinsgeschichte hoffen dürfen.

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Allzu große Lust, das Thema zu vertiefen, hatte Fischer dann aber doch nicht. Als über mögliche Gegner in der neuen Conference League und Duelle mit der AS Rom oder Tottenham Hotspur spekuliert wurde, blockte er ab. „International zu spielen, ist Anreiz genug“, sagte Fischer, der in seiner Karriere als Spieler und Trainer auf mehr als 50 Europapokaleinsätze für den FC Zürich, Thun und den FC Basel kommt. Man dürfe nicht vergessen, dass Union erst die zweite Saison in der Bundesliga spiele.

Im Mai 2019 wurde das Relegationsrückspiel zu einer riesengroßen Party.
Im Mai 2019 wurde das Relegationsrückspiel zu einer riesengroßen Party.

© Hannibal Hanschke/REUTERS

Wie schnell der Klub dort angekommen ist und sich mittlerweile schon etabliert hat, wird an diesem Samstag besonders eindrücklich. Denn es ist das erste Heimspiel gegen Stuttgart seit der Relegation im Mai 2019. „Das wird ein Leben lang unvergessen bleiben“, sagte Ruhnert über den letzten Schritt auf dem Weg zum erstmaligen Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Damals war die Freude über ein 0:0 unbeschreiblich gewesen, dieses Mal sollen es aus Berliner Sicht gerne drei Punkte sein.

Denn gegen den VfB Stuttgart ist der 1. FC Union in fünf Punktspielen immer noch sieglos und mit einem Erfolg könnte der Tabellensiebte einen direkten Konkurrenten um die Europapokalplätze vorerst distanzieren. „Wenn du die Möglichkeit hast, muss du auch versuchen, sie zu nutzen“, sagte Fischer.

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