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Selina Freitag beim Training auf der Großschanze.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Hafner

Verband blamiert sich mit Prämie für Skispringerinnen: Beauty-Produkte statt Geld? Das ist peinlich!

Bei der Zweischanzentournee erhalten die Skispringerinnen für die Qualifikation Duschgel. Das ist entwürdigend, überrascht aber wenig. Die Diskriminierung von Frauen hat in dieser Sportart Tradition.

Inga Hofmann
Ein Kommentar von Inga Hofmann

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Es sollte ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung werden: Weil die Skispringerinnen noch keine Vierschanzentournee haben, so wie die Männer, sollen sie im Rahmen einer „Two Nights Tour“ in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf springen.

Doch von Gleichberechtigung ist man im Skispringen meilenweit entfernt, wie eine Aussage von Selina Freitag verdeutlicht. Sie habe für ihre Qualifikation Duschgel, Shampoo und Handtücher bekommen, erzählte Freitag. Bei den Männern hingegen gab es rund 3200 Euro.

Dass Frauen mit Beauty-Produkten für ihre Arbeit entlohnt werden, ist peinlich – überrascht aber leider wenig. Denn die Diskriminierung von Frauen hat Tradition: Der ehemalige Präsident des Internationalen Weltskiverbandes, Gian-Franco Kasper, behauptete sogar mal, dass die Wucht des Aufpralls die Gebärmutter zerstöre. Trotzdem erkämpften die Springerinnen sich über Jahrzehnte entgegen aller Vorurteile und Widerstände ihren Platz auf der Schanze.

Für ihr Durchhaltevermögen werden sie nun mit ein paar Packungen Duschgel belohnt. Das ist entwürdigend und erinnert ein wenig an den EM-Titelgewinn der deutschen Fußballerinnen 1989, die vom DFB als Prämie ein Kaffeeservice geschenkt bekamen.

In den sozialen Medien hagelte es in den vergangenen Tagen Kritik für die „Prämie“ des Skiverbandes, sodass Horst Hüttel, Präsident des Deutschen Skiverbandes, einlenkte. Handtuch und Duschgel seien „ein bisschen unglücklich gewählt“ sagte er im Interview mit der Sportschau. „Definitiv müssen wir uns da Gedanken machen.“ Er ergänzte aber in Bezug auf künftige Wettbewerbe auch, dass man das Ganze „realistisch einschätzen“ müsse angesichts der unterschiedlichen Einnahmen bei den Wettbewerben.

Profis wie Katharina Schmid und Juliane Seyfarth machen seit Jahren auf die Benachteiligung in ihrer Sportart aufmerksam und unterbreiten konkrete Vorschläge, wie diese sich langfristig beseitigen ließe. Wie kann es sein, dass Hüttel und Co sich erst jetzt Gedanken über die Prämien machen wollen? Und wie kann es sein, dass wieder mit den unterschiedlichen Einnahmen argumentiert wird, wenn die Verbände vieles davon doch selbst in der Hand haben?

Katharina Schmid bezeichnete die fehlende Fernsehpräsenz und öffentliche Aufmerksamkeit schon vor Jahren als die größten Probleme. Eine gemeinsame Vierschanzentournee hätte großes Potenzial, daran etwas zu ändern. Aber die kommt erst 2026/27. „Dir wird nichts geschenkt. Wir sind dran und kämpfen“, sagte Freitag. Es wäre nur schön, wenn die Frauen nicht kämpfen, sondern sich auf ihren Sport konzentrieren könnten. Der ist schließlich anstrengend genug.

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