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Sport: Verlorene Eisbären

Ausgerechnet vor dem Pokalfinale kassieren die Berliner beim 1:7 in Hamburg ihre höchste Saisonniederlage

Peter John Lee hatte schlechte Laune. Und eine ungesund wirkende bleiche Gesichtsfarbe. Der Manager der Eisbären lehnte an einer Wand in den Katakomben der Color-Line-Arena. Aus dem Stadioninnern drangen laute Gesänge der Freezer-Anhänger. Dabei waren Hamburger Triumph und Berliner Blamage schon etliche Minuten alt. 1:7 (1:1, 0:2, 0:4) hatten die Eisbären als Tabellenzweiter der Deutschen Eishockey-Liga beim Zwölften verloren, Lee verstand es nicht. „Nach so einem Spiel kann ich nichts Positives entdecken“, sagte er. „Das war Mist.“ In der Tat ist es erstaunlich, dass die Eisbären drei ihrer vier Saisonspiele gegen Hamburg verloren haben. Dabei sprach gestern viel für einen Berliner Erfolg.

Vier Niederlagen hintereinander hatten die Freezers hinter sich, die Arena im Volkspark war trotzdem ausverkauft – und die 12 947 Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Besonders im Schlussdrittel, in dem sich die Eisbären vorführen ließen. Selbst ein Sieger hatte da Mitleid. „7:1, das war ein wenig zu hart“, sagte Hamburgs Kapitän Alexander Barta. „So schlecht waren die Eisbären nicht.“ Vielleicht hatte Barta Recht. Es ließ sich den Freezers aber attestieren, dass sie ihr Publikum bestens unterhielten. Obwohl die Fans in Hamburg ja immer kommen, egal wie gut ihre Mannschaft gerade spielt. So wünschen sich die Eisbären das wohl künftig auch, wenn sie am Ostbahnhof spielen – in der Arena ihres Eigners Philip Anschutz, dem auch die Freezers und Color-Line-Arena gehören. Dort hat sich die Mischung aus Show und Sport etabliert.

Gestern allerdings dominierte der Sport. Peter Sarno brachte die Freezers in Führung, aber nach einem Überzahltreffer von Tyson Mulock schienen die Berliner den Gegner in den Griff zu kriegen. Doch binnen 55 Sekunden war es mit ihrer zarten Souveränität dahin: Brad Smyth traf per Bauerntrick, Benoit Gratton erhöhte im Powerplay auf 3:1. Die Hamburger erhoben sich von ihren Polstersesseln, klatschten, brüllten – und 500 Berliner waren kaum zu vernehmen, als sie riefen: „Wir wollen die Eisbären sehen!“

Von denen war aber nichts mehr zu sehen. Sie schlitterten mit katastrophalen Abwehrfehlern in ihr Debakel. John Tripp, Vitalij Aab, Barta und Christoph Brandner besiegelten die höchste Berliner Saisonniederlage – ausgerechnet zwei Tage vor dem Pokalfinale gegen Frankfurt und wenige Spiele vor den Play-offs. Don Jackson wirkte daher ähnlich unglücklich wie Manager Lee. „Für so etwas gibt es keine Entschuldigung“, sagte der Berliner Trainer. Aber gibt es eine Erklärung dafür, dass sich die Eisbären zwei Tage nach einem 8:2 gegen Hannover derart desolat präsentieren konnten? Jackson zuckte die Schultern: „Gut ist, dass wir in zwei Tagen wieder ein Spiel haben.“ Das war wohl der einzig positive Gedanke, den der Trainer auf der Heimreise nach Berlin haben konnte.

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