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Nach dem verpassten Champions-League-Titel sieht die Zukunft für Alexia Putellas und den FC Barcelona nicht gut aus.

© IMAGO/Alexandra Fechete

Viele Spielerinnen verlassen den Klub: Das Frauenteam des FC Barcelona muss sparen – wegen der Versäumnisse der Männer

Trotz internationaler Erfolge muss das Frauenteam des FC Barcelona Abstriche machen. Denn die Financial-Fair-Play-Probleme der Männer zwingen den Klub zu einem drastischen Sparkurs.

Von Bjarne Stocksmeyer

Stand:

Das Frauenteam des FC Barcelona, auch Barça Femení genannt, ist seit einigen Jahren das Nonplusultra der Fußballwelt. Sechsmal in Folge spanischer Meister, in den letzten zwei Jahren jeweils das nationale Triple sowie Finalist der letzten sechs Champions-League-Spielzeiten, in denen drei Titel gewonnen wurden – kein anderer Verein spielt so konstant, so gut Fußball wie die Katalaninnen.

Doch jetzt herrscht Unruhe bei den Fußballerinnen der Blaugrana. Grund dafür ist ausgerechnet das männliche Pendant. Das Financial-Fair-Play-Desaster der Männer, ausgelöst durch wiederholte Verstöße gegen Uefa-Regeln, fragwürdige Bilanztricks und eine Schuldenlast von über einer Milliarde Euro, zwingt die Frauenabteilung, Abstriche zu machen.

Bemerkbar macht sich das unter anderem durch die Verkleinerung des Kaders. Laut einer Quelle der spanischen Journalistin Laia Bonals muss aufgrund der Misswirtschaft der Männer zudem eine Summe von etwa einer Million Euro aufgebracht werden, um die Bilanz auszugleichen. 

Zu wenig Spielerinnen im Kader

Verschiedene Quellen aus der Vereinsführung und der Mannschaft äußerten in der spanischen Zeitung El Periódico ihre Sorge um die Zukunft der Abteilung. Der aktuelle Kader, mit dem der FC Barcelona auch nächste Saison in allen vier Wettbewerben um den Sieg mitspielen will, umfasst nur 18 Spielerinnen. Der Verein verzeichnet deutlich mehr Abgänge als Neuzugänge, um die Kosten zu senken.

So hat Barca etwa den Vertrag von Ingrid Engen nicht verlängert, die norwegische Nationalspielerin verlässt den Verein Richtung Lyon. Die Verträge von Leistungsträgerin Fridolina Rolfö (vereinslos) und Torhüterin Ellie Roebuck (Aston Villa) wurden aufgelöst.

Außerdem verlassen im gleichen Muster Bruna Vilamala (Club America) und Martina Fernandez (Everton) den Verein. Auch der Abgang der spanischen Nationalspielerin Jana Fernandez gilt als beschlossen, um für finanzielle Sicherheit sorgen.

18
Spielerinnen stehen aktuell für vier Wettbewerbe unter Vertrag.

Ein weiteres Problem könnten außerdem die kurzen Verträge der verbleibenden Spielerinnen darstellen. Mehr als die Hälfte der Verträge laufen schon im nächsten Jahr aus. Zwei Spielerinnen mit einem Vertrag bis 2026 sind die Superstars Alexia Putellas und Caroline Graham Hansen.

Insgesamt könnten gleich neun der 18 verbleibenden Spielerinnen den Klub 2026 ablösefrei verlassen. Angesichts der angespannten Finanzlage verfügt die Vereinsführung bei den anstehenden Vertragsgesprächen jedoch nur über geringen Spielraum, um die Mannschaft langfristig konkurrenzfähig zu halten.

Jugendarbeit gefährdet

Die herausragende Jugendarbeit in der „La Masia“-Akademie ist für den FC Barcelona seit Jahren das Fundament für nachhaltigen Erfolg. Und sie wird für die B-Mannschaft wichtiger denn je. Die zweite Garde bleibt von den Unruhen im Verein nämlich nicht verschont.

Vicky Lopez und Sydney Schertenleib – Letztere wird voraussichtlich zur nächsten Saison ebenfalls fest in der ersten Mannschaft unter Vertrag stehen – sind positive Beispiele für den nahtlosen Übergang in das Profiteam.

Es ist jedoch so, dass aktuell vermehrt Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft in andere Ligen wechseln. Dort wird ihnen einen Platz in der ersten Mannschaft versprochen und gleichzeitig auch mehr Geld. Die B-Mannschaft kann daher aktuell auf nur zehn Spielerinnen zurückgreifen und wird künftig wohl noch mehr auf den Nachwuchs vertrauen müssen.

Das alles geschieht, obwohl das Frauenteam mit einem Budget von rund 15 Millionen Euro die einzige selbsttragende Abteilung des FC Barcelona ist. Umso problematischer ist es, dass das Männerteam bislang Spieler wie Joan Garcia, Marcus Rashford, Wojciech Szczęsny und Gerard Martin nicht registrieren darf.

Ausgerechnet das erfolgreichste Team des Vereins leidet

Financial-Fair-Play-Probleme führen dazu, dass andere Abteilungen – wie die Frauen – finanziell einspringen oder auf Investitionen verzichten müssen, um den Gesamtverein im Gleichgewicht zu halten. Im Gegensatz zu den Basketball- und Handballteams dürfen die Fußballerinnen keine negativen Bilanzen ausweisen, was ihren Handlungsspielraum zusätzlich einschränkt.

In der Vergangenheit hat der Klub aus genau diesen Gründen bereits wichtige Persönlichkeiten verloren. Markel Zubizarreta, der frühere Leiter der Frauenabteilung und maßgeblicher Architekt von Kaderstruktur und Professionalisierung, verließ den Verein 2023, weil sich die Vereinsführung zu stark in sportliche Entscheidungen einmischte. Laut El Periódico soll diese Einflussnahme bis heute anhalten.

Damit droht ausgerechnet das zuletzt erfolgreichste Team des Vereins unter den finanziellen Altlasten und Managementfehlern der Männerabteilung zu leiden – ein Risiko, das den sportlichen Glanz von Barça Femení dauerhaft trüben könnte.

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