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Thomas Härtel hofft mit dem LSB Berlin auf Olympia in der Hauptstadt.

© dpa/Andreas Gora

Volksinitiative „Die Spiele für Berlin“: Landessportbund hat 20.000 Unterschriften für Olympia gesammelt

Im Sommer startete der Landessportbund Berlin eine Volksinitiative pro Olympia. Kurz vor Weihnachten ist die Zahl von 20.000 Unterschriften erreicht. Nun ist das Abgeordnetenhaus gefordert.

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Berlins Olympia-Befürworter dürfen sich über einen Teilerfolg freuen. Am Freitag vermeldete der Landessportbund (LSB) Berlin, die erforderlichen 20.000 Unterschriften für seine Volksinitiative „Die Spiele für Berlin“ gesammelt zu haben und die Listen nach Weihnachten dem Berliner Abgeordnetenhaus überreichen zu wollen. Dort soll dann ein Beschluss gefasst werden, der die Bewerbung Berlins für Olympische Sommerspiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 offiziell bestätigt.

„Es war eine gemeinsame Anstrengung, auch wenn es etwas gedauert hat. Aber zuletzt hat unsere Olympia-Kampagne Fahrt aufgenommen und das hat natürlich geholfen. Gut, dass es jetzt so weit ist“, sagte Berlins Olympia-Beauftragter Kaweh Niroomand.

Dabei will die Initiative weit mehr, als den Startschuss für ein Großereignis geben. Sport soll in Berlin nicht als Prestigeprojekt verstanden werden, sondern als Grundversorgung. Damit endlich in die sportliche Infrastruktur investiert, Schwimmunterricht für alle Kinder angeboten werden kann, die Wartelisten in Vereinen wieder kürzer werden und Ehrenamtliche nicht entmutigt das Handtuch werfen.

Für LSB-Präsident Thomas Härtel ist die Bewerbung für Olympia mehr Rahmen als Kern. „Uns geht es insgesamt um mehr Bewegung und Sport für unsere Stadt“, sagt er. Ein tägliches Sportangebot an allen Berliner Schulen gehört zu den zentralen Forderungen.

Ebenso die Modernisierung und der Ausbau der Sportstätten: mehr Plätze, mehr Hallen, mehr Schwimmbäder. Die Lücke zwischen den Bedürfnissen der Bevölkerung und den vorhandenen Strukturen hat sich in den vergangenen Jahren spürbar vergrößert. Olympia, so die Hoffnung des LSB, könne den nötigen politischen Druck erzeugen, um diese Lücke zu schließen.

Diese Auffassung wird von Olympia-Gegnern allerdings nicht geteilt. Für diese sind die Spiele mehr Risiko denn Chance, ein entsprechendes „NOlympia“-Volksbegehren ist in Planung. Die Kritiker monieren, dass viel Geld für eine Sportveranstaltung ausgegeben werde, das anders sinnvoller eingesetzt werden könnte. Dass der LSB dies naturgemäß anders sieht, versteht sich von selbst.

Wir wollen einen Sport für alle und fangen bei den Kindern an.

LSB-Präsident Thomas Härtel in einer Pressemitteilung nach dem Erreichen der 20.000 Unterschriften

Und so wird das Erreichen der 20.000er-Unterschriftenmarke denn auch als Erfolg gefeiert, während Skeptiker einwenden, dass es erstaunlich sei, dass es fast sechs Monate gedauert habe, um die vergleichsweise geringe Zahl an Unterstützern überhaupt zusammen zu bekommen.

Tatsächlich startete die Kampagne im Sommer sehr schleppend, erst nach den Herbstferien nahm sie Fahrt auf. In den vergangenen Wochen kamen laut LSB mehr als 15.000 Unterschriften zusammen – ein deutlicher Schub, der maßgeblich durch persönliche Gespräche vor Ort entstand. Härtel betonte dabei immer wieder, dass es nicht nur darum gegangen sei, eine Unterschrift zu erhalten, sondern grundsätzlich über Olympia in Berlin zu diskutieren.

Olympia als Motor für Sportstättensanierung

Einige Vereine hätten sich bei der Unterschriftenaktion besonders hervorgetan. Der Berliner TSC, SC Siemensstadt und Kaizen sammelten jeweils mehrere Hundert Unterschriften. Auch Trainerinnen, Athleten und Mitglieder professioneller Klubs beteiligten sich. Dabei sei immer wieder die Forderung geäußert worden, mit Olympia wirklich bessere Bedingungen für Kinder und Jugendliche zu schaffen.

Wenn Berlin sich um die Spiele bemüht, sei dies dem LSB zufolge kein Selbstzweck, sondern es gehe darum, mehr Bewegung in den Alltag der Jüngsten zu bringen. Für diese Generation sei die Frage nach zusätzlichen Schwimmzeiten oder neuen Hallen konkreter als die Aussicht auf ein globales Großereignis.

Denn in Berlin ist ganz deutlich und vielerorts zu sehen, wie dringend der Ausbau der Sportinfrastruktur ist. Für Olympia bedeutet das konkret, dass es nicht um den Neubau von Hallen oder Stadien geht, sondern darum, bestehende Anlagen zu nutzen. Das Thema Nachhaltigkeit ist für die Vergabe des IOC inzwischen zentral. Berlin verfügt über viele Sportstätten, doch diese sind oft sanierungsbedürftig.

„In den kommenden Wochen werden wir die Reaktionen, die wir erfahren haben, auswerten und in den Bewerbungsprozess einbringen. Das wird auch eine gute Grundlage für das Beteiligungsverfahren sein“, sagt LSB-Direktor Friedhard Teuffel. Entscheidend soll sein, dass eine Bewerbung nicht über die Köpfe der Berlinerinnen und Berliner hinweg erfolgt. Gerade dieser Prozess soll ein Gegenmodell zu früheren Versuchen darstellen, die zu spät kommuniziert wurden und letztlich scheiterten.

Für den LSB ist Olympia ein Motor, um das Ziel einer besseren Berliner Sportlandschaft zu erreichen. Ob das gelingt, bleibt allerdings offen. Das nächste Wort hat nun erst einmal das Berliner Abgeordnetenhaus und damit die Politik. Die Entscheidung über den deutschen Olympia-Bewerber fällt schließlich im September 2026 auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung des DOSB.

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