
© IMAGO / Eibner
Spreefüxxe-Managerin Britta Lorenz im Interview: „Vom Senat hätte ich mir mehr Solidarität erwartet“
Die Managerin der Spreefüxxe Britta Lorenz über Aufstiegschancen, Kaderplanung und spärliche Unterstützung in der Pandemie
Stand:
Einen Spieltag vor Schluss stehen die Spreefüxxe schon als Tabellenzweiter der 2. Handball Bundesliga fest und spielen damit in der Relegation um den Aufstieg in die erste Liga. Managerin Britta Lorenz versucht schon jetzt die Spreefüxxe gut für die neue Saison aufzustellen - sportlich wie wirtschaftlich.
Frau Lorenz, die Saison ist noch nicht zu Ende gespielt und den Spreefüxxen ist die Relegation für die Bundesliga bereits sicher. Wie zufrieden sind Sie mit ihrem Team?
Mittlerweile bin ich wieder außerordentlich zufrieden. Klar, wir wollten Erster werden, das ist natürlich kein Geheimnis. Aber wir hatten sehr viele Verletzungen und man darf nicht vergessen, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben. Dafür ist es sensationell, was wir geleistet haben.
Womit sind Sie zufrieden, was muss noch verbessert werden?
Ich bin sehr stolz, wie unsere Spielerinnen die Doppelbelastung aus Arbeit und den vielen Trainingseinheiten meistern. Uns fehlt es vor allem an Erfahrung und Kontinuität, daran kann man wenig machen. Das kommt durchs Spielen und wird sich irgendwann automatisch ergeben.
Mit der ehemaligen Nationalspielerin Susann Müller als Trainerin steht zumindest einiges an Erfahrung an der Seitenlinie. Wie groß ist ihr Verdienst am Aufschwung?
Susann arbeitet sehr akribisch und penibel. Sie kommuniziert sehr klar und die Spielerinnen wissen immer, woran sie arbeiten müssen. Das finde ich bemerkenswert. Außerdem kommt ihr bei ganz vielen Entscheidungen ihre internationale Erfahrung zugute. Sonst wären wir mit dieser jungen Mannschaft und den vielen Verletzungen nicht auf Tabellenplatz zwei gelandet. Das ist absolut Susanns Verdienst.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]
Mit einem Aufstieg wären die Spreefüxxe nach fünf Jahren wieder im Oberhaus vertreten. Wie wichtig wäre dieser Schritt für den Berliner Frauen-Handball?
Es ist vor allem für die Spielerinnen ein schöner, großer Erfolg. Dafür muss aber alles hundertprozentig bei uns klappen. Daraufhin haben wir das ganze Jahr – einige sogar länger – hingearbeitet. Für den Berliner Frauen-Handball ist es wichtig das es einen Leuchtturm gibt, damit die sehr guten Talente auch in Berlin bleiben können. Schön wäre natürlich, wenn der Frauen-Handball hier dadurch mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren würde.
Die Bundesliga verlangt den Vereinen noch einmal eine andere finanzielle Grundlage ab als die zweite Liga. Wie sind Sie diesbezüglich bisher aufgestellt?
Der Etat ist gesichert, jetzt geht es darum, ihn noch etwas aufzuhübschen. Unsere Sponsoren haben wirklich alles dafür getan, den Aufstieg möglich zu machen. Da erfahren wir eine sehr große Solidarität und Unterstützung. Bedauernswert ist nur, dass keine Zuschauerinnen und Zuschauer in der Halle erlaubt sind, und wir uns nicht gebührend bedanken können. Etwas mehr Solidarität hätte ich mir in der Pandemie allerdings vom Berliner Senat erwartet. Da sehe ich immer nur, wie die Corona-Hilfen hauptsächlich bei den professionellen Männer-Sportarten landen, während die Frauen deutlich zu kurz gekommen sind. Da habe ich kein Verständnis für.
Aktuell treiben Sie die Kaderplanung für die nächste Saison voran. Wie ist da der Stand?
Das hängt natürlich sehr davon ab, wie die nächsten Wochen laufen werden. Viele Spielerinnen sind interessiert daran, nach Berlin zu kommen, aber eben nicht bereit, in die zweite Liga zu gehen. Das kann ich in Teilen nachvollziehen, ist für die Kaderplanung aber schlecht. Der Markt gibt ab einem gewissen Punkt nicht mehr viel her.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Ähnlich wie die Männer-Abteilung bauen Sie aktuell auf eine Besetzung mit jungen Berliner Handballerinnen, die durch international erfahrenere Sportlerinnen unterstützt werden. Ist das ebenso die Philosophie der Spreefüxxe?
Das würde ich so unterschreiben. Zum einen wird diese Mischung durch unser Budget forciert. Zum anderen ist es sehr schön, junge Spielerinnen so zu trainieren, sodass sie den nächsten Schritt machen können. Da sind wir sehr stolz, sie ,soweit es geht, begleiten zu können und sind auch deshalb die Kooperation mit dem Berliner TSC eingegangen. So können wir Talente stärker fördern und weiter auf die gute Jugendarbeit setzen.
Nicht nur durch die Unterstützung der Nachwuchsarbeit wurden Sie bereits des Öfteren mit Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning verglichen. Was verbindet Sie?
Bob ist der Kopf und die Schaltzentrale bei allem, was er da macht. Ich kümmere mich eben genauso, dass alles zusammenläuft und zusammenhält. Wir beide nutzen den Standort Berlin und ein familiäres Umfeld, um gut spielen zu können. Nach meinem elften Jahr bei den Spreefüxxen kann ich mir da, glaube ich, auch den Erfolg auf die Fahne schreiben.
Der Erfolg würde durch einen Aufstieg noch einmal erhöht werden. Dafür müssen die Spreefüxxe allerdings in der Relegation bestehen. Wie sehen Sie die Chancen?
Wir spielen gegen Göppingen oder Buchholz. Die haben sicherlich als Erstligateams mehr Routine, aber die Chance liegt bei 50:50 und die wollen wir nutzen. Wir als Zweitligist können nur gewinnen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: