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Sport: Von den Männern lernen

Berlin will Düsseldorfs erfolgreichen World-Team-Cup kopieren – für Frauen

Auf ihre Eiche sind sie im Düsseldorfer Rochusclub besonders stolz. 120 Jahre ist sie alt, und das Außergewöhnliche ist, dass sie immer noch steht. Die Eiche wächst aus der Tribüne am Centrecourt, und bisher hat der noble Tennisverein der Versuchung widerstanden, den Baum für einige zusätzliche Zuschauersitze zu opfern. Das Überleben der Eiche ist damit zum Symbol geworden für die geistige Haltung des Rochusclubs: Traditionelles gilt es zu bewahren, und was auf den ersten Blick wie ein Nachteil wirkt, erweist sich vielleicht bei näherer Betrachtung doch noch als Vorteil. So ist es auch mit dem World-Team-Cup, der Mannschaftsweltmeisterschaft der Tennisspieler, den der Rochusclub seit 1978 ausrichtet.

„Das Format ist besonders“, sagt Turnierdirektor Dietloff von Arnim. Die WM wird nicht wie die meisten anderen Tennisturniere im K.-o.-System ausgetragen, sondern in zwei Vierergruppen mit einem abschließenden Finale. Für manche ist dieser Modus immer noch gewöhnungsbedürftig, selbst Mitarbeiter der Spielervereinigung ATP rufen gelegentlich bei von Arnim an, um ihr Erscheinen zum Halbfinale anzukündigen – einem Halbfinale, das es in Düsseldorf gar nicht gibt.

Der vermeintlich komplizierte Modus besitzt einen entscheidenden Vorteil: Die Spitzenspieler sind in Düsseldorf vom ersten Turniertag an im Einsatz, und sie bestreiten mindestens drei Einzel. Das unterscheidet den WorldTeam-Cup von gewöhnlichen Turnieren, bei denen es oft erst zum Ende der Woche hin richtig hochklassig wird. Bei den German Open in Berlin zum Beispiel bestreiten viele Spitzenspielerinnen erst am dritten Tag ihr erstes Match. Als Ersatzattraktionen müssen bis dahin die eher mittelmäßigen Deutschen aushelfen. Dietloff von Arnim sagt, dass die nationale Komponente für die Zuschauer im Rochusclub nur eine untergeordnete Rolle spiele. „Die Leute gucken einfach gerne Tennis“, sagt er.

Der World-Team-Cup trotzt damit dem allgemeinen Trend. Die Zuschauerzahl bewegt sich seit Jahren auf stabil hohem Niveau (rund 75000 an sechs Tagen), im vergangenen Jahr war es die zweitbeste überhaupt. Das frei empfangbare Fernsehen (WDR, DSF) überträgt in diesem Jahr 31,5 Stunden, und an den beiden Courts gibt es keine einzige freie Werbefläche mehr. Zudem ist das Engagement des Namenssponsors Arag bis einschließlich 2007 gesichert. „Es ist nicht so, dass die Sponsoren Schlange stehen und wir die Tür zuhalten müssen“, sagt von Arnim. Aber bisher ist es immer noch gelungen, das Turnier mit einem positiven Ergebnis abzuschließen.

Von Arnim bestreitet, dass Tennis in Deutschland ein Problem hat: „Es gibt in Deutschland sieben große Turniere, davon funktionieren zwei schlecht“ – das Masters in Hamburg und die German Open in Berlin. Beide liegen in der Verantwortung des Deutschen Tennis-Bundes (DTB). Die Lizenz für das Berliner Turnier wurde inzwischen nach Katar verkauft. Weil es unklar ist, wie es mit der Veranstaltung weitergehen wird, verfolgt der ausrichtende Verein LTTC Rot-Weiß inzwischen einen Alternativplan. Ab 2007 soll auf dem Gelände an der Hundekehle eine Mannschaftsweltmeisterschaft der Damen ausgetragen werden – nach dem Vorbild des World-Team-Cups.

„Das bisherige Interesse an dem Projekt ist erfreulich“, sagt Hans-Jürgen Jobski, der Rot-Weiß-Präsident. Eberhard Wensky, der frühere Turnierdirektor der German Open, hat im „Club-Magazin“ des Vereins bereits eine detaillierte Planung vorgestellt. „Sony Ericsson WTA World-Team Championships“ soll das mit zwei Millionen Dollar dotierte Turnier heißen, zwei Wochen später beginnen als die German Open und von Montag an im K.-o.-Modus ausgetragen werden. „Optimale internationale Vermarktungsmöglichkeiten“ sieht Wensky, „die besten Spielerinnen stehen alle zur Verfügung“.

Wensky ist immer schon ein unerschütterlicher Optimist gewesen, in Wirklichkeit haben sich sowohl der DTB als auch die Spielerinnenvereinigung WTA eher kritisch zu den Plänen geäußert. Auch Dietloff von Arnim, Direktor des Originals World-Team-Cup, hält es für „nicht so einfach, das Turnier irgendwo einzupflanzen“. Außerdem wundert er sich über Wenskys Plan, das Turnier in derselben Woche zu veranstalten wie den World-Team-Cup: „Welchen Sinn hat es, zwei Turniere in Deutschland zeitgleich auszutragen, wenn beide ins Fernsehen wollen? Es wird dabei keinen Gewinner geben.“ Von Arnim sagt, bisher habe sich noch niemand aus Berlin gemeldet. Nur ATP-Präsident Horst Klosterkemper, Erfinder des World-Team-Cups, hat einen Anruf von Wensky bekommen: „Er hat gesagt, dass er einen Damen-World-Team- Cup veranstalten wolle. Da hat er leider keine Chance. Der Name ist geschützt.“

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