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Stuttgarts Torwart Fabian Bredlow ist nicht rückhaltlos erstligatauglich.

© imago/Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Vor dem Abstiegsduell bei Hertha BSC: Für Pokalfrust hat der VfB Stuttgart keine Zeit

Die Mannschaft von Sebastian Hoeneß kann mit einem Sieg in Berlin dem Klassenerhalt ein gutes Stück näherkommen. Gegen Frankfurt offenbarten sich aber die Schwächen im Kader.

Von Christoph Ruf

Es war schon etwas überraschend, wie nonchalant Fabian Wohlgemuth nach dem unglücklichen Halbfinal-Aus seiner Mannschaft das nahende Auswärtsspiel im Olympiastadion anmoderierte. „Nicht weniger wichtig als alle anderen Spiele“, sei die Partie bei der Hertha, ließ Stuttgarts Sportdirektor die Journalisten wissen. Und lieferte damit ein geglücktes Beispiel für rhetorisches Understatement.

Denn de facto kann das Spiel am Samstag auch für den VfB schon eine Vorentscheidung im Abstiegskampf bringen. Bei einem Sieg stünde man neun Punkte vor der Hertha und hätte angesichts des schweren Schalker Restprogramms fast schon die Gewissheit, zumindest nicht mehr direkt absteigen zu können.

Und das wäre weit mehr als ein kleiner Trost für das Aus im Pokal, dessen Zustandekommen Sebastian Hoeneß mehr zu denken geben dürfte, als er nach dem Spiel zugeben wollte. Denn natürlich fand der Coach den in der Nachspielzeit verweigerten Handelfmeter „schwer zu akzeptieren“.

Dem VfB Stuttgart fehlte gegen Frankfurt die Cleverness

Inakzeptabel waren aber auch einige Szenen seiner eigenen Mannschaft, die mit etwas mehr Cleverness zwei Gegentore hätte verhindern können: Der 18-Meter-Schuss von Daichi Kamada zum 1:2 war alles andere als unhaltbar. Und die Situation nicht die erste, bei der klar wurde, dass der VfB ein veritables Torwartproblem hat. Weder Sven Müller noch Fabian Bredlow, der ihn Ende Februar ablöste, sind rückhaltlos erstligatauglich. Dilettantisch auch das Abwehrverhalten vor dem Elfmeter-Tor von Kolo Muani zum 1:3, als Offensivmann Tanguy Coulibaly die einzige Absicherung darstellte – und sich von Kamada überlaufen ließ.

18
Meter betrug die Distanz, aus der Daichi Kamada das 1:2 erzielte.

Dass eine Bundesligamannschaft wenige Sekunden nach eigenem Freistoß einen Elfmeter gegen sich gepfiffen bekommt, sieht man auf diesem Niveau auch nicht jeden Tag. Immerhin gelangen gegen die Eintracht immer wieder schnelle Zuspiele durchs Zentrum in die Spitze, so dass die Schnelligkeit der vielen jungen Spieler zum Tragen kam. Allen voran Tiago Tomas scheint unter Hoeneß aufzublühen.

Dass die Mannschaft trotz des späten Platzverweises für Borna Sosa bis zuletzt um den Ausgleich rang, spricht zudem für das Kollektiv, das noch vor gar nicht langer Zeit nach Rückständen auseinanderfiel. Überhaupt tritt das Team nach vier Ligaspielen ohne Niederlage in Folge unter Hoeneß selbstbewusster auf.

Und glaubt man dem Coach, wird sich daran auch nichts ändern: „Wir haben die Jungs darauf vorbereitet, dass es zwei Szenarien gibt: Entweder es herrscht Euphorie, weil wir ins Finale gekommen sind. Oder die Enttäuschung ist groß. In beiden Fällen ist es wichtig, dass wir sofort wieder den Fokus auf Berlin setzen.“ Dort, im Olympiastadion, will Hoeneß „den nächsten großen Schritt machen“. Das wiederum ist die branchenübliche Umschreibung für weit pathetischere Ausdrücke.

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