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Eisernes Erlebnis. Marius Bülter (r.) bejubelt den Sieg gegen Dortmund.

© picture alliance/dpa

Vor dem Hinrunden-Abschluss der Bundesliga: Das sind die Gewinner und Verlierer beim 1. FC Union

Vor dem letzten Spiel des Jahres dürfen die Fußballer des 1. FC Union mit ihrer Bilanz zufrieden sein. Doch es gab auch Verlierer der Hinrunde.

Von David Joram

Wenn der 1. FC Union an diesem Sonntag (15.30 Uhr, live bei Sky) bei Fortuna Düsseldorf die Vorrunde beschließt, geht der Aufsteiger mit mindestens 20 Punkten in die Winterpause. Die Bilanz stimmt also, zufrieden können trotzdem nicht alle Unioner sein. Ein Überblick über Gewinner, Verlierer und besondere Momente im ersten Bundesliga-Halbjahr des Aufsteigers.

Wer hat überzeugt?
Trainer Urs Fischer verfügt über einen 33 Mann starken Kader, der für alle Eventualitäten und Ausfälle gewappnet zu sein scheint. Ein paar Spieler gelten aber als unersetzlich, insbesondere Sebastian Andersson zählt dazu. Der Stürmer stand in 15 von 16 Partien von Beginn an auf dem Platz und erzielte acht der insgesamt 19 Union-Tore. Für das Berliner Spiel, das vorwiegend aus langen Bällen besteht, ist Andersson als Anspielstation extrem wertvoll. Wie er die Bälle hält, verarbeitet und weiterleitet, ist für Union von enormer Bedeutung. Weil Andersson seine Aufgabe bisher exzellent löst und zudem stets Torgefahr ausstrahlt, haben ihn längst auch andere Klubs ins Visier genommen.

Die Überraschung der Saison. Sebastian Andersson startet richtig durch beim 1. FC Union.
Die Überraschung der Saison. Sebastian Andersson startet richtig durch beim 1. FC Union.

© dpa

Die vielleicht größte Überraschung im Berliner Kader heißt Marius Bülter, der insbesondere in den ersten Saisonspielen mit tollen Dribblings und viel Geschwindigkeit überzeugte. Und Tore schießen kann er auch noch. Drei Mal hat der offensive Außenbahnspieler bisher getroffen, zwei davon gegen Vizemeister BVB.

Neben den beiden Offensivspielern kann Union wieder auf eine gesunde Abwehr bauen, die von Rafal Gikiewicz organisiert wird. Der Torwart erlaubte sich zu Beginn der Runde zwar ein paar Wackler, steigerte sich aber wie das gesamte Team und avancierte längst wieder zu dem sicheren Rückhalt, auf den die Berliner schon in der Aufstiegssaison bauen konnten. Seit seinem beherzten Einsatz im Stadtderby gegen Hertha BSC, als er einigen Chaoten aus den eigenen Fanreihen den Weg vom Rasen zurück auf die Tribüne wies, ist sein Ansehen noch mal um ein Vielfaches gestiegen. Wenn Gikiewicz spricht, hat das Gewicht – weil er die Dinge so ehrlich und unverstellt benennt wie sie sind.

Wie der Torwart hat auch Kapitän Christopher Trimmel ein neues Level erreicht. Der Rechtsverteidiger stand in allen 16 Spielen auf dem Feld und überzeugte auch offensiv. Seine Flanken nach ruhenden Bällen führten bereits zu fünf Toren und den Österreicher nach mehrjähriger Pause wieder ins Nationalteam. Falls Trimmel, dem das höhere Tempo in der Bundesliga keinerlei Probleme bereitete, in der Rückrunde genauso liefert, wird er wohl im Sommer an der EM teilnehmen.

Nur ein Tor fehlt Christopher Lenz noch

Was Trimmel auf der rechten Seite anbot, zeigte Christopher Lenz links außen. Im vergangenen Jahr meist nur Ersatz hinter Ken Reichel, hat er seinen Konkurrenten in dieser Saison klar abgehängt. Dass ihm die Mitspieler vertrauen, beweisen auch durchschnittlich 66 Ballkontakte pro Spiel (Bestwert bei Union), dazu stimmt die Passquote von fast 75 Prozent (ebenfalls Bestwert beim Aufsteiger). Nur ein Tor fehlt dem schussgewaltigen Lenz in dieser Saison noch.

Wer sind die Enttäuschten?
Ein großer Kader bringt auch viele Verlierer hervor. Neun Spieler (die Ersatztorhüter Busk und Nicolas, Arcones, Dehl, Flecker, Kade, Maloney, Oppermann und Rapp) durften noch gar keine Bundesliga-Luft bei Union schnuppern, andere hatten sich mehr Einsatzzeit erhofft.

Der im Aufstiegsjahr meist so zuverlässige Mittelfeld-Zweikämpfer Manuel Schmiedebach kam bislang lediglich auf drei Einsätze, und an den Neuzugängen Robert Andrich und Christian Gentner, die nun die Zentrale besetzen, dürfte er auch in der Rückrunde kaum vorbeikommen – zumal Trainer Fischer mit dem noch verletzten Grischa Prömel oder Felix Kroos noch weitere Alternativen für das Mittelfeld hat.

Anthony Ujah spielt gegen Schalke von Beginn an.
Anthony Ujah spielt gegen Schalke von Beginn an.

© dpa

Stürmer Sebastian Polter dürfte sich von seiner Rückkehr in die Bundesliga ebenfalls mehr versprochen haben. Neun Spiele, davon aber nur zwei von Beginn an, und zwei Tore weist seine Bilanz aus. Andersson, der wesentlich handlungsschneller und zielstrebiger agiert, wird wohl auch in der Rückrunde die klare Nummer eins im Angriff sein. Darunter leider auch Anthony Ujah, den Union für die vereinsinterne Rekordablöse von zwei Millionen Euro aus Mainz holte. Nur fünf von 13 Spielen bestritt er von Anfang an – für einen Mann seiner Klasse eigentlich zu wenig.

Was waren die Höhepunkte?
„Stadtmeister, Stadtmeister, Berlins Nummer eins“, sangen die Fans im letzten Heimspiel des Jahres gegen Hoffenheim vergnügt. Das Stadtderby bleibt ihnen trotz der wilden Begleitumstände in bester Erinnerung, kaum weniger der triumphale und emotional stark aufgeladene 3:1-Heimsieg gegen Dortmund am dritten Spieltag. Fortan stand fest, dass die Berliner in der Liga mithalten können, was sie vor allem noch mal beim 2:0 gegen den damaligen Tabellenführer Mönchengladbach bewiesen.

Gab es auch Tiefpunkte?
Ganz unten fanden sich die Berliner recht früh, als sie am ersten Spieltag von RB Leipzig mit 0:4 abgefertigt wurden.

Und jetzt?
Für ein paar Spieler ohne Perspektive (etwa Nicolai Rapp, Julius Kade oder Florian Flecker) wird Union im Winter wohl nach geeigneten Abnehmern fahnden, während der Klub mit seinen festen Größen (Gikiewicz, Andersson) um neue Arbeitspapiere buhlen dürfte.

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