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Bisher nutzten alle Impulse von außen gar nichts. Steffen Baumgart ist noch nicht der erhoffte Erwecker für Union.

© Imago/Nordphoto

Vor Unions Heimspiel gegen Mainz: Baumgart appelliert im Abstiegskampf an die Fans

Nach zwei Niederlagen zum Start braucht Unions neuer Trainer Steffen Baumgart im Heimspiel gegen Mainz unbedingt ein Erfolgserlebnis. Dabei spielen die Fans eine wichtige Rolle.

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Vielleicht lag es an den Silvesterböllern, die damals noch in den Ohren nachhallten. Als Steffen Baumgart zu Jahresbeginn als neuer Trainer präsentiert wurde, witterten schon viele einen explosiven Januar beim 1. FC Union. Baumgart selbst wollte die Stimmung in Köpenick „anzünden“. Die fast 1000 Fans, die zum ersten Training kamen, glühten förmlich vor positiver Energie.

Aber man kennt das ja: Neujahrsvorsätze versanden oft in der grauen Realität, und in Köpenick kämpft man nun zweieinhalb Wochen später verzweifelt um jene Aufbruchsstimmung. Nach zwei Niederlagen aus den ersten zwei Spielen braucht die Baumgart-Revolution dringend ein Erfolgserlebnis. Und vor dem Spiel am Sonntag gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/Dazn) richtete der Trainer dafür einen Appell an die Fans.

„Wir sind in einer schwierigen Situation, wir sind im Abstiegskampf“, sagte Baumgart auf der Pressekonferenz am Freitag. Da erwarte er, dass das Stadion „unabhängig vom Ergebnis“ hinter der Mannschaft stehe. „So kenne ich Union, so kenne ich die Gegengerade, so kenne ich die Waldseite. Dass die Fans für die Jungs da sind. Nur so können wir das hinbekommen.“

So kenne ich Union, so kenne ich die Gegengerade, so kenne ich die Waldseite. Dass die Fans für die Jungs da sind. Nur so können wir das hinbekommen.

Steffen Baumgart vor dem Heimspiel gegen Mainz

An sich war das nicht bemerkenswert. Für solche Ansagen war Baumgart unter anderem auch geholt worden: Als langjähriger Köpenicker Publikumsliebling kann er sie schließlich auch glaubwürdig liefern. Gleichzeitig wurde man den Eindruck nicht los, dass es in diesem Fall eine gezielte Botschaft war.

Spätestens seit der Niederlage gegen Augsburg ist nämlich klar, dass es mit dem Anzünden nicht so einfach sein wird wie erhofft. Neben der desolaten Leistung der Spieler auf dem Platz war am Mittwoch auch auf den Rängen an einigen Stellen eine gewisse, für Union durchaus untypische Müdigkeit zu verzeichnen. So verließen einige Fans schon vor dem Abpfiff das Stadion, was normalerweise als absolutes Tabu gilt. Dass der Verein an einem Bundesliga-Spieltag aktiv auf verfügbare Restkarten hinweisen musste, war für viele auch neu.

Nun lässt sich darüber streiten, ob Baumgart das tatsächlich ansprechen wollte, als er sich am Freitag an die Fans richtete. Als Union-Legende hat er aber durchaus ein Feingefühl für solche Nuancen und weiß sehr wohl um den Mehrwert einer brennenden Alten Försterei. Den Punkt betonte er auf der Pressekonferenz auch nicht nur einmal, sondern mehrfach.

Gegen Augsburg leerte sich das Stadion schon vor Abpfiff

Auch, als er auf einzelne Spieler wie Stürmer Jordan Siebatcheu angesprochen wurde, kam der Trainer am Freitag auf die Unterstützung der Fans zurück: „Ich würde mich freuen, wenn wir Jordan Unterstützung geben von außen. Das hat diesen Verein ganz, ganz lange ausgezeichnet, dass wir die Jungs, die wirklich hierhergehören, bis zum Ende unterstützen.“ Sein Wunsch sei, „dass wir nicht vergessen, dass wir eine Farbe tragen“.

Es blieb der Eindruck eines Trainers, der bemüht war, die Wagenburg-Mentalität von früher wiederherzustellen. Und zwar aus gutem Grund. Denn so umstritten diese Einstellung bei manchen Außenstehenden auch sein mag, war sie in den letzten Jahren immer auch ein wesentlicher Baustein des Erfolgs. Ob auf oder neben dem Platz: Union war immer in der Außenseiterrolle stärker.

Da kommt das Aufeinandertreffen mit Mainz vielleicht gelegen. Denn nach zwei Spielen gegen direkte Tabellennachbarn misst sich Union jetzt mit einem Gegner, der gerade auf dem sechsten Platz steht und zu den formstärksten Mannschaften der Liga gehört. Auch wenn Star-Stürmer Jonathan Burkardt verletzt ist und Trainer Bo Henriksen wegen einer Rotsperre auf der Tribüne zuschaut, bleiben die Rheinhessen Favorit. Zumal Union auch selbst auf wichtige Spieler wie Frederik Rönnow und Tom Rothe verzichten muss.

Auch deshalb will Baumgart spätestens am Sonntag wieder für Feuer und Flamme auf den Rängen sorgen. Ob das alleine ausreicht, ist natürlich eine andere Frage. Denn auch der große Motivator weiß, dass es auf mehr als nur Emotionen ankommt. „Mannschaften funktionieren nicht deswegen am besten, weil der Trainer draußen rumspringt“, sagte er am Freitag, „sondern weil sie einen guten Plan haben.“

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