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Immer voll auf den Ball fokussiert. Der Franzose Nicolas Rossard organisiert die Abwehr der Berliner.

© Imago/ Bernd König

BR Volleys gegen Friedrichshafen: Warum Nicolas Rossard Berlins Schatten-Arbeiter ist

Die BR Volleys setzen im zweiten Finalspiel gegen Friedrichshafen besonders auf ihren französischen Libero Nicolas Rossard.

Von Johannes Nedo

Das Rampenlicht braucht Nicolas Rossard nicht. Es liegt gar nicht in seinem Naturell – und deshalb passt die Position, die er beim Volleyball bekleidet, genau zu ihm. „Ich verrichte Schatten-Arbeit. Aber ich bin auch lieber im Schatten“, sagt der Franzose. Rossard ist Libero. Seine Aufgabe ist es, die gegnerischen Bälle so gut anzunehmen, dass seine Mitspieler danach leicht Punkte erzielen können. Selbst punkten soll er gar nicht. Er steht nur dann auf dem Feld, wenn die Abwehr gefordert ist, weil der Gegner aufschlägt.

Im Vergleich mit seinen Teamkollegen ist der Libero denn auch immer der kleinste Spieler. Wobei Rossard mit 1,83 Meter kein Winzling ist, aber neben breitschultrigen Hünen wie den Berlinern Nicolas Le Goff (2,06 Meter) und Kyle Russell (2,05 Meter) wirkt Rossard eben wie der Zwerg der BR Volleys. All das stört den 28-Jährigen aber nicht.

Rossard sieht sich zuallererst als Teamspieler. „Wenn der Libero während des Spiels mit Rettungsaktionen auffällt, ist das nicht gut“, sagt er. Denn das bedeute, dass die Mannschaft schlecht spiele und der Libero viel ausbügeln müsse. „In Frankreich sagt man: Der Libero kann ein Spiel nicht gewinnen, aber er kann verhindern, dass seine Mannschaft ein Spiel verliert.“ Genau so versteht er seine Rolle.

Insofern ist Rossard an diesem Donnerstag (18.30 Uhr/Sport1) besonders gefordert, wenn er mit den Volleys im zweiten Spiel der Play-off-Finalserie um die deutsche Meisterschaft auf den VfB Friedrichshafen in der Berliner Max-Schmeling-Halle trifft. Das erste Spiel der Serie nach dem Modus Best of Five hat der amtierende Deutsche Meister am Bodensee klar verloren. Auch in der Annahme hatten die Berliner vor allem mit den starken Aufschlägen der Friedrichshafener Probleme. „Wir haben in allen Elementen schlecht gespielt“, sagt Rossard. „Mein Job ist es nun, unsere Abwehr besser zu organisieren.“

Allerdings geht er in diesem Punkt zu hart mit sich ins Gericht. Denn seit der französische Nationalspieler im Dezember von den Volleys nachverpflichtet worden ist, hat sich die Annahme enorm stabilisiert. „Nico ist sehr wichtig für uns. Auch wenn er unsichtbar ist auf dem Feld“, sagt Trainer Cedric Enard. „Viele schwärmen oft nur von unserem im Januar geholten Zuspieler Sergej Grankin. Aber ohne die Organisation von Nico wären wir einfach nicht so gut.“ Enard schätzt seinen Landsmann sehr, beide kennen sich auch schon lange. Enard trainierte Rossard bereits 2009 in Toulouse.

„Nico ist auf dem Feld immer in Bewegung. Er erspürt, wo viele Bälle hinkommen und ist immer voll im Spiel“, betont der 43-Jährige. „Außerdem ist er sehr organisiert, auf dem Feld und außerhalb.“ Das zeigt sich auch darin, dass Rossard ein Ingenieurs- und Computerwissenschafts-Studium mit dem Profi-Volleyball verbindet. „In Toulouse gab es für ihn eine Zeit lang nur Training und Studium“, sagt Enard. Mittlerweile absolviert Rossard eine Art Fernstudium: „Ich hoffe, dass ich im Sommer 2020 fertig bin.“

Als Libero ist Rossard auch ein großer Kommunikator

Rossard braucht es also, auf und abseits des Volleyballfeldes immer voll konzentriert zu sein. „Die Libero-Position ist eine sehr fokussierte Position“, sagt er. Er beobachtet viel beim Gegner und muss auf die kleinsten Veränderungen bei deren Angriffsschlägen reagieren. Deshalb spricht Rossard auch zwischen den Ballwechseln viel mit seinen Mitspielern. „Meist sind das aber nur zwei oder drei kleine Anmerkungen, ich will sie ja nicht vollquatschen“, betont er.

Nun will er seinen Teamkollegen vor dem zweiten Play-off-Duell mit Friedrichshafen besonders dabei helfen, den Glauben an die eigenen Stärken zurückzugewinnen. „Wir vertrauen manchmal nicht genug in uns und unser System“, sagt Rossard. „Dann wollen wir Angriffe zu schnell abschließen. Dabei haben wir im Verlauf der Saison gezeigt, dass wir vor allem in der Block- und Feldabwehr richtig gut sind.“

Gegen Berlins Erzrivalen setzt Rossard aber auch auf die besondere Atmosphäre in der Max-Schmeling-Halle: „Ich sauge das bei jedem Heimspiel auf. Und weil am Donnerstag mindestens 6500 Zuschauer kommen sollen, wird es bestimmt noch spezieller.“ Überhaupt fühle er sich bei den Volleys sehr wohl, sagt Rossard. Ob er auch über das Saisonende hinaus in Berlin bleiben wird, hat er aber noch nicht entschieden: „Ich konzentriere mich jetzt nur auf die Finalserie.“ Er ist ja auch noch viel Arbeit im Schatten zu verrichten.

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