Sport: Weg mit dem Geld!
Wahrscheinlich muss der Deutsche Skiverband bei den Nordischen Weltmeisterschaften reichlich Prämien zahlen
Berlin (Tsp). Der Mann hofft darauf, endlich Geld loszuwerden. Viel Geld. Thomas Pfüller, der Generalsekretär des Deutschen Skiverbandes (DSV) wäre selig, wenn er in den nächsten zwei Wochen viele Prämien zahlen müsste für Erfolge deutscher Athleten bei den Nordischen SkiWeltmeisterschaften. 25 000 Euro bekommt ein Sportler für den WM-Titel, 15 000 für Silber, 10 000 für Bronze. Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen WM der Alpinen hat der DSV gespart, unfreiwillig freilich. Null Medaillen holten die Deutschen – ein Debakel.
Pfüller kann sicher sein, dass die nordische WM, die von heute bis zum 1. März in Val di Fiemme (Italien) stattfindet, nicht so billig wird. So schlecht können Skispringer, Kombinierer und Langläufer sich gar nicht anstellen, dass sie nicht auf dem Podest landen. Skispringer Sven Hannawald müsste stürzen und Langläuferin Evi Sachenbacher mit einem Ski ins Ziel rutschen, um so chancenlos zu sein wie die Kollegen bei der alpinen WM, wo Platz fünf von Maria Riesch in der Kombination der größte Erfolg war.
Die deutschen Skispringer, Kombinierer und Langläufer gehören alle zur Weltspitze. Bei der WM 2001 in Lahti gewannen sie dreimal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze und belegten in der Nationenwertung hinter Norwegen Rang zwei. Dieses Ergebnis soll in Val di Fiemme noch übertroffen werden. „Unsere Erwartungen sind natürlich groß. Aber wir wollen nicht im Vorfeld rechnen und zählen. Es wäre schön, wenn es die erfolgreichste WM einer deutschen Mannschaft werden würde“, sagt Pfüller. In diesem Winter holten die Deutschen in allen Teilbereichen Weltcupsiege. Hannawald gewann sechs Weltcupspringen, bei den Kombinierern entschieden die Deutschen fünf von elf Weltcups für sich und standen bei allen übrigen Wettkämpfen auf dem Podest. „Ich hatte noch nie eine so gute Mannschaft“, schwärmt Bundestrainer Hermann Weinbuch. Und die Kombinierer gewannen immerhin bei Olympia in Salt Lake City vor einem Jahr zweimal Silber.
Dass die nordischen Sportler so erfolgreich sind, liegt entscheidend an der Nachwuchsarbeit der vergangenen Jahre. Stützpunkte wurden gebildet, Talente in Sportgymnasien oder Einrichtungen der Bundeswehr gefördert. Die Chefbundestrainer sind in die Nachwuchsarbeit eingebunden. Schon bei Olympia liefen die jetzt 22-jährige Langläuferin Evi Sachenbacher und der 19-jährige Kombinierer Björn Kircheisen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Erwartungen an sie und ihre Kollegen sind hoch, auch weil die WM 2005 in Deutschland stattfinden wird. „Wir haben viele junge Leute am Start. Da ist es im Hinblick auf die WM in Oberstdorf und die Olympischen Winterspiele 2006 schon interessant, deren Formkurve zu beobachten“, sagt Pfüller.
Skispringen ist ohnehin populär – aber auch mit Langläufern und Kombinierern fiebern die Fernsehzuschauer mittlerweile mit. Sie sehen viele deutsche Sieger: Allein die Langläufer gewannen bei der WM 2001 und bei Olympia sechs Medaillen. In Val di Fiemme wollen sie nach den Dopingskandalen von Lahti und Olympia, wo auch der für Spanien startende Johann Mühlegg positiv getestet wurde, etwas zur Imagekorrektur tun. Von den Sportlern, die dort überführt wurden, darf in Südtirol lediglich die finnische Verfolgungs-Weltmeisterin Virpi Kuitunen starten, deren Sperre einen Tag vor ihrem Rennen abläuft. Die Dopingkontrollen wurden inzwischen verschärft, „man kann es kaum mehr riskieren, etwas zu nehmen. Jetzt kämpfen alle mit gleichen Mitteln. Diese Gewissheit schlägt sich bei meinen Leuten positiv nieder“, sagt Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle. Vielleicht ja so positiv, dass sie mehrere Medaillen holen. Herr Pfüller würde sich freuen, wenn er endlich Prämien zahlen müsste.
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