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er nächste Schrei. Andreas Wellinger freute sich im Zielbereich über seine zweite Medaille in Pyeongchang.

© REUTERS

Silber von der Großschanze: Wellingers großer Satz

Nach Gold von der Normalschanze fliegt Andreas Wellinger im zweiten Skisprungwettbewerb hinter Sieger Kamil Stoch zu Silber.

Als alles gelaufen war, lachte Andreas Wellinger entspannt mit Sieger Kamil Stoch um die Wette. Der Pole und der Deutsche kennen sich halt bestens und verstehen sich gut. So konnte Andreas Wellinger an diesem olympischen Abend auch einmal einem anderen die Goldmedaille gönnen. Schließlich sind es schon jetzt seine Winterspiele. Nach Gold von der Normalschanze kam nun eine Woche später am Samstag noch Silber von der Großschanze dazu – ein Wahnsinnssprung in der Karriere des erst 22 Jahre alten Skispringers aus Oberbayern.

Ein ganz großer Satz für ihn, der vor vier Jahren bei den Spielen von Sotschi Gold mit der Mannschaft gewann und damals von der Normalschanze immerhin mit 18 Jahren schon Sechster wurde. Aber das ist natürlich nicht mit seinem Auftritt in Südkorea zu vergleichen. Da überzeugte er zweimal durch seinen Willen, seine enorme Konstanz und Konzentration. Bei der Siegerehrung strahlte Wellinger immer noch, kurz zuvor hatte er gesagt: „Die Spiele sind für mich bis jetzt unbeschreiblich. Dass ich wieder zur Siegerehrung darf, ist der absolute Wahnsinn.“

Es war eisig kalt am Samstag im Alpensia Jumping Center, was für die frierenden Zuschauer weniger angenehm war. Trotzdem waren die Tribünen unten an der Schanze recht voll. Auf ihnen tummelte sich ein interessantes Völkchen – da waren rund 50 koreanische Fans, die Österreichflaggen schwenkten. Tatsächlich waren sie allesamt aus Österreich angereist, wie sich aufklären ließ. Die Enklave aus der Republik hatte zunächst auch Grund zur Freude, ihr Linzer Landsmann Michael Hayböck kam nach dem ersten Durchgang auf Rang zwei. So sehr die klirrende Kälte die Fans auch stören mochte – es wurden minus zehn Grad an der Schanze angezeigt –, so sehr freuten sich die Springer doch über die Bedingungen.

Endlich war es einmal beinahe windstill. Im Gegensatz zum Springen von der Normalschanze und bei der Nordischen Kombination am Mittwoch, als das Springen doch mehr oder weniger eine für die Sportler eher unlustige Lotterie war.

Am Mittwoch war es eine kleine Sensation, dass Andreas Wellinger siegte, schließlich hatte der Mann aus Ruhpolding nach dem ersten Durchgang noch auf Rang fünf gelegen. Diesmal muss man schon schon eher mit ihm rechnen. Wellinger landete zunächst auf Platz drei, hinter dem Polen Kamil Stoch und eben Michael Hayböck. Die anderen deutschen Springer waren bereits abgeschlagen. Richard Freitag lag auf Rang elf, Karl Geiger (Platz 14) und Michael Eisenbichler (16) hatten viele Punkte Rückstand.

Andreas Wellinger wirkte nach dem ersten Durchgang erstaunlich locker, mit einer Goldmedaille im Rücken fliegt es sich halt leichter, das hatte ihm Trainer Werner Schuster auch mit als Rat auf den Weg gegeben. „Der Sprung war noch nicht perfekt, aber schon ganz gut“, sagte Wellinger. Er hoffte darauf, dass dem Führenden die Nerven versagen könnten: „Der Stoch muss seinen Sprung auch erstmal runterbringen.“ Aber so kam es dann doch nicht. Stoch blieb souverän.

Aber Wellinger lieferte einen Mordssprung ab. 142 Meter reichten am Ende zu Silber. Stoch sprang zwar nur 136,5 Meter weit im zweiten Durchgang, aber es reichte trotzdem für Gold. Der Pole siegte mit 285,7 Punkten und schaffte es als erster Skispringer nach dem Finnen Matti Nykänen, einen Olympiasieg von der Großschanze zum zweiten Mal hintereinander zu holen.

Wellinger (282,3 Punkte) war ein Stück hinter Stoch, Dritter wurde der Norweger Robert Johansson (275,3). Geiger wurde noch Siebter, Freitag Neunter und Eisenbichler landete auf Rang 14. „Der zweite Sprung war genial. Er hat es spannend gemacht“, sagte Richard Freitag zum Satz seines Teamkollegen. Beide haben zusammen noch etwas vor. Schließlich wartet am Montag (13.30 Uhr MEZ) noch der Teamwettbewerb, den Wellinger und Co. vor vier Jahren gewonnen hatten. „Wenn jeder die Leistung bringt, müssen sich die Anderen lang machen, um uns zu schlagen“, sagte Wellinger.

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