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Fußball-Nachwuchs: Wem gehört die Jugend?

Das DFB-Präsidium kommt heute zusammen, um den Streit zwischen Sportdirektor Sammer und Bundestrainer Löw zu schlichten.

Berlin - Die Sache ist diffizil, und manch gestandener Funktionär gibt sich schon jetzt ratlos. „Eine Lösung wird schwierig.“ Darin immerhin sind sie sich beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einig.

Mal wieder gibt es Streit um die Nachwuchsarbeit, mithin mal wieder um die Zukunftskonzepte für den größten Fußballverband der Welt. Oder anders ausgedrückt: Es geht ums Ganze. Eine außerordentliche Präsidiumssitzung heute in der Verbandszentrale in Frankfurt am Main soll die Lösung bringen. Sie dürfte wohl nur eine vorläufige sein, mal wieder.

Seit Monaten schwelt zwischen Sportdirektor Matthias Sammer und Bundestrainer Joachim Löw ein Streit. Vordergründig geht es um die Zuständigkeit für die U 21, die wichtigste Nachwuchsmannschaft des Verbandes. Löw verlangt mehr Zugriff, der für Nachwuchs zuständige Sammer ebenfalls. In Wirklichkeit geht es um die Frage: Wer hat im DFB die sportliche Gestaltungshoheit? Die U 21 an der Schnittstelle zwischen Profis und Nachwuchs ist nur der Schauplatz für das Kompetenzgerangel zweier Alphatiere.

Im Moment befindet sich Löw in der Position des Stärkeren – weil der DFB, offensichtlich etwas voreilig, Ende des Jahres verkündet hat, er habe sich mit Löw per Handschlag auf eine Verlängerung der Zusammenarbeit geeinigt. Der Bundestrainer hingegen zögert bis heute mit der Unterschrift unter den neuen Vertrag, weil noch wichtige Details ungeklärt seien. Löw will den DFB dazu verpflichten, dass im gesamten Verband in seinem Sinne gearbeitet wird, auch im Nachwuchs, für den eigentlich Sammer zuständig ist.

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat Sammer einst gegen den Widerstand der sportlichen Leitung der Nationalmannschaft um den damaligen Trainer Jürgen Klinsmann und seinen Assistenten Löw als Sportdirektor etabliert. Bei aller Sympathie aber scheint er der Rangeleien nun langsam überdrüssig. „Das Wichtigste in diesem Jahr ist die WM“, sagte er dem Tagesspiegel. „Alles andere hat sich dem unterzuordnen und sollte uns nicht zu viel Energie verbrennen lassen.“

Das aber könnte ein frommer Wunsch bleiben, weil sich das Grundproblem nur schwer aus der Welt schaffen lässt. Die Kompetenzen zwischen Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff auf der einen Seite und Sammer auf der anderen sind nie trennscharf voneinander abgegrenzt worden. Zuerst waren die Personen da, dann wurde um sie eine Struktur gezimmert, die sich nicht immer als belastbar erweist. Gerade in Personalfragen machen sich die Defizite bemerkbar, zuletzt bei der Besetzung des Trainerpostens für die U 21, als Sammer seinen Kandidaten Heiko Herrlich nicht durchsetzen konnte und am Ende den Löw-Vertrauten Rainer Adrion akzeptieren musste.

„Ich zuck’ da immer zusammen, wenn ich höre: Sammer gegen Löw“, sagt Adrion. In der täglichen Arbeit berühre ihn der Kompetenzstreit eher weniger, auch weil er früher beim VfB Stuttgart nicht nur mit Löw, sondern auch mit Sammer zusammengearbeitet hat. „In der Praxis krieg ich das ganz gut hin“, sagt er. Trotzdem: Frei machen könne man sich von der Diskussion natürlich nicht. Adrion befürwortet daher eine klare Regelung: Innerhalb eines Gesamtkonzeptes für den Verband sollten die Kompetenzen eindeutig geklärt sein. „Die öffentliche Diskussion halte ich nicht für sinnvoll.“

Ähnlich hat sich am Wochenende auch Sammer geäußert. Die Diskussion gefalle ihm nicht, der Verband gebe kein gutes Bild ab. „Man muss sich austauschen und zusammenraufen“, sagte er. Allerdings glaubt er, dass die Realität ohnehin gegen einen stärkeren Einfluss des Bundestrainers auf die U 21 spricht. „ Jeder, der sich ein bisschen auskennt, weiß, dass die U 21 grundsätzlich parallel zur A-Mannschaft spielt. Wie soll das in der Praxis möglich sein?“ Löw könne alle Spieler haben, er könne den Trainer bestimmen, „aber die Tagesarbeit muss irgendwo gemacht werden“. Im Zweifel von ihm.

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