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Wer findet zuerst den Weg aus der Krise?: Turbine Potsdam empfängt die SGS Essen im DFB-Pokal
Reine Frauenfußballvereine wie Turbine und die SGS haben es im Profifußball immer schwerer. Beide gehen nach jüngsten Trainerwechseln angeschlagen in das Duell – und hoffen auf einen positiven Impuls.
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Vereine wie Turbine Potsdam oder die SGS Essen sind im deutschen Profifußball längst zur Ausnahme geworden. Ohne eine finanzstarke Männerabteilung im Hintergrund ist es schwierig, in der Bundesliga konkurrenzfähig zu bleiben – für reine Frauenfußballklubs erst recht.
Diese Erfahrung musste nicht zuletzt Turbine in der vergangenen Saison machen, als der Traditionsverein nach einer desaströsen Saison den zweiten Abstieg der Vereinsgeschichte hinnehmen musste.
Beim kommenden Gegner im Achtelfinale des DFB-Pokals an diesem Sonntag (13 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) ist die Lage ähnlich angespannt, wenn auch noch nicht ganz so aussichtslos. Die Essenerinnen haben nach zehn Spieltagen in Liga eins erst einen Punkt auf dem Konto und damit vier Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.
Dabei galt Essen noch in der vergangenen Saison als Vorzeigemodell dafür, wie man mit begrenzten Mitteln und konsequenter Nachwuchsarbeit auf höchstem Niveau bestehen kann. Zahlreiche Nationalspielerinnen wie Lena Oberdorf, Linda Dallmann oder Lea Schüller begannen ihre Karriere bei der Sportgemeinschaft Essen-Schönebeck.
Doch nachdem der langjährige Trainer Markus Högner im Juli zu Borussia Dortmund in die Regionalliga West gewechselt war, läuft es beim Ausbildungsklub nicht mehr ganz so rund. Sein Nachfolger und früherer Co-Trainer Robert Augustin übernahm das Bundesligateam, musste aber schon im Oktober sein Amt wieder abgeben, nachdem die Ergebnisse ausgeblieben waren.
„Die Aufgabe kam zu früh für ihn“, sagte Kirsten Schlosser kürzlich im Podcast „Die Fußballshow“. Die 58-Jährige war über 21 Jahre lang Co-Trainerin beim ersten Frauenteam der SGS, ehe sie im Sommer den Verein verließ.
Wir hatten das Gefühl, dass er die Mannschaft nicht mehr genügend erreicht.
Karsten Ritter-Lang, Präsident von Turbine Potsdam, über Potsdams ehemaligen Trainer Kurt Russ
Die Entscheidung, Augustin zum Cheftrainer zu ernennen, sei für sie keine kluge gewesen. „Seine Trainingsinhalte waren immer gut, aber diese Erfahrung, die ein Trainer braucht, hatte er nicht“, meint Schlosser. „Ich habe dieses Risiko gesehen und den Verein davor gewarnt, diesen Schritt zu gehen.“ Auf Augustin folgte Jessica Wissmann, allerdings nur interimsmäßig, da der 34-Jährigen die nötige Lizenz für die Erste Liga fehlt.
Kurt Russ musste nach nur einem Jahr schon gehen
Mit dem Thema Trainerwechsel musste sich auch Turbine Potsdam vor einer Woche beschäftigen. Nachdem der Zweitligist durch die Niederlage gegen den direkten Konkurrenten VfL Wolfsburg II auf einen Abstiegsplatz abgerutscht war, zog Vereinspräsident Karsten Ritter-Lang die Reißleine und stellte Trainer Kurt Russ mit sofortiger Wirkung frei.
„Sein Plan hat nicht mehr so funktioniert. Wir hatten das Gefühl, dass er die Mannschaft nicht mehr genügend erreicht“, sagte Ritter-Lang. Der 60-jährige Russ hatte Turbine erst im vergangenen Oktober übernommen.
Beim 6:0-Sieg gegen Schlusslicht VfB Warbeyen am vergangenen Sonntag stand Patrick Ritzinger an der Seitenlinie. Der bisherige Co- und Athletiktrainer wird Turbine aller Voraussicht nach auch am Sonntag im DFB-Pokal coachen. Parallel läuft die Suche nach einem Trainer, der mindestens die A-Lizenz besitzt.
Die Ausgangslage für das Pokalduell ist für beide Teams also alles andere als einfach. Doch wenn eines im Pokalwettbewerb keine Rolle spielt, dann ist es die bisherige Saisonleistung.
„Der Gegner ist verwundbar, aber wir sollten nicht zu sehr auf Essen schauen, sondern müssen uns auf uns fokussieren“, sagte etwa Potsdams Spielerin Amina Mahmoud gegenüber der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“. „Alle sind heiß auf dieses Spiel und voller Überzeugung: Wir haben nichts zu verlieren.“
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