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Den Dortmunder Spielern ist die Enttäuschung nach der Niederlage in Kiel deutlich anzusehen.

© IMAGO/Jan Huebner

Wie der BVB an seiner Vereinstreue scheitert: Dortmund hat kein Trainerproblem, sondern ein strukturelles

Borussia Dortmund verliert sich in der eigenen Nostalgie. Ohne frische Impulse und äußere Einflüsse droht der Klub, den Anschluss zu verlieren.

Charlotte Bruch
Ein Kommentar von Charlotte Bruch

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Die Auswärtsschwäche von Borussia Dortmund hat mittlerweile absurde Züge angenommen. Die 2:4-Niederlage gegen Holstein Kiel am Dienstagabend war der Negativhöhepunkt einer Saison, in der der Fußball-Bundesligist lediglich fünf Punkte aus acht Spielen in der Ferne holte und nur einmal gewinnen konnte.

Dass die Dortmunder sich nicht in der unteren Tabellenregion bewegen, liegt an der herausragenden Heimbilanz mit 20 Punkten in neun Spielen. Doch einzig zuhause Siege einzufahren, reicht eben nicht, um sich Platz vier zu sichern und damit das Minimalziel Champions League zu erreichen.

Dortmund ist in dieser Spielzeit vom Verletzungspech verfolgt. Einzig damit die aktuelle Lage zu erklären, reicht aber nicht. „Wer so viele Punkte Rückstand hat auf die Champions League Plätze, darf nicht von der Champions League reden. Unsere Realität ist eine andere und dadurch, dass ich der Trainer bin, trage ich die komplette Verantwortung“, zeigte sich Nuri Şahin durchaus kritisch. „Es ist völlig klar, dass man auch über den Trainer diskutiert.“

Doch es geht hier auch nicht nur um den Trainer. Unter Edin Terzić lief es schließlich auch nicht immer rund. Selbstkritik ist durchaus angebracht, allerdings an anderer Stelle. Das Problem scheint eher ein strukturelles zu sein. Erst kürzlich hat der BVB den bis Juni 2025 laufenden Vertrag mit Sportdirektor Sebastian Kehl vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Umstritten ist der 44-Jährige dennoch, erst recht nach der Niederlage in Kiel.

Wenn Vereine in der Fußball-Bundesliga ehemalige Spieler in die Führungsriege integrieren oder auf die Trainerbank setzen, brüsten sie sich gerne damit und sprechen von Vereinstreue. Während dieses Konzept bei Vereinen wie Bayer Leverkusen oder Bayern München durchaus aufgeht, könnte genau diese Herangehensweise das Problem bei Borussia Dortmund sein.

Seit 2014 ist Lars Ricken Leiter im Nachwuchs, 2024 beerbte er Hans-Joachim Watzke als Geschäftsführer Sport. Seit 2018 tritt Matthias Sammer als Berater des BVB auf. Kehl begann 2018 als Leiter der Lizenzspielerabteilung. Zwei Jahre später wurde Terzic Cheftrainer und Technischer Direktor. All diese Männer haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben eine Vergangenheit in Dortmund.

Die Vermutung liegt also nahe, dass beim BVB zu viel „Echte Liebe“ auch nicht die Lösung für alle Probleme ist. Ein wenig davon ist sicher förderlich für den Erfolg eines Vereins. Wenn die äußeren Einflüsse aber völlig fehlen, wirkt sich das auf Dauer augenscheinlich negativ aus. Angefangen beim Auftreten in Spielen, über die Kaderplanung, hin bis zur Transferpolitik. Zu viel Stallgeruch kann eben den Blick auf neue Perspektiven und notwendige Veränderungen trüben – und genau das scheint beim BVB das zentrale Problem zu sein, um nachhaltig Erfolg zu haben.

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