
© Fabian Sommer/dpa
Wilde Party-Nacht auf der Spree: „Sind alle betrunken“ – Füchse feiern ihren historischen Meistertitel in Berlin
Rund 1500 Fans bereiten den Handballern der Füchse Berlin auf dem Badeschiff einen imposanten Meister-Empfang. Mit Mallorca-Hits, Bierduschen und Feuerwerk.
Stand:
„Oh, wie ist das schön“ hallte es aus den Lautsprechern – wie nach jedem Heimsieg der Füchse Berlin. Doch diesmal war alles anders. Das Badeschiff wurde am Sonntag zum Fuchsbau. Rund 1.500 Handball-Fans versammelten sich dort zum Public Viewing, verfolgten gemeinsam das letzte Saisonspiel der Füchse in Mannheim. Der 38:33-Auswärtssieg gegen die Rhein-Neckar Löwen machte den Traum wahr: den ersten deutschen Meistertitel in der Vereinsgeschichte.
Wohin man auch blickte: Füchse-Banner, -Trikots, -Schals – sogar der DJ, der pausenlos für Stimmung sorgte, war im Füchse-Dress. Maskottchen Fuchsi turnte durch die Reihen und posierte für Fotos. Auf vielen großen und kleinen Bildschirmen lief die Übertragung aus der SAP-Arena. Der vertraute Hallensprecher kommentierte wie üblich jedes Tor. Die Reaktionen der Fans waren noch weit über das Arena-Gelände hinaus zu hören. Die Verantwortlichen hatten dafür gesorgt, dass sich dieser historische Tag anfühlte, als wären alle live dabei.
Einen kleinen Dämpfer gab es dann doch: Drei-Tore-Rückstand zur Halbzeit, 20:17 für die Löwen. Das schmeckte den Berlinern gar nicht. „Ganz beschissen. Wirklich, da war ich so richtig leer“, sagt Franziska Hantsch. Die 50-Jährige hat seit 18 Jahren eine Dauerkarte bei den Füchsen. Abiturientin Mara Harbig ging es ähnlich: „Ich hatte Angst, aber war optimistisch.“ In den letzten drei Jahren hat sie quasi kein Heimspiel verpasst. Vergangenen Donnerstag gegen Gummersbach jubelte sie so laut, dass sie drei Tage später noch heiser war.
Die Nummer eins im Land sind wir.
Fans im Badeschiff
Als Welthandballer Mathias Gidsel in der 41. Spielminute den Ausgleichstreffer zum 26:26 verwandelte, waren alle Zweifel vergessen. Es fühlte sich an, als sei plötzlich jeder auf dem Badeschiff sicher, dass die Füchse die Meisterschale holen würden. „Das war einfach nur Ekstase pur“, findet Karlson Ehrenreich, der wie Mara Harbig bei Pfeffersport Handball spielt. Von dem Moment an feuerten die Fans ihre Mannschaft an, als könnten die Spieler sie auch in Mannheim noch hören. Bei jedem Füchse-Tor wurden sie lauter, sangen „Die Nummer eins im Land sind wir“.
Dutzende Handys filmten den Abpfiff, der in die Geschichtsbücher des Klubs eingehen wird. „Ich freue mich so sehr, das ist so schön“, sagt Ehrenreich, der ein Lichtlein-Trikot trägt. Hantsch, selbst Mitglied bei den Reinickendorfer Füchsen, findet „es einfach total genial. Das ist ein super geiles Gefühl.“ Überall grinsende Gesichter. Und Tränen – Trainer Jaron Siewert war nicht der einzige, der an diesem Nachmittag ein paar vergossen hat. „Die Freude ist überwältigend“, sagte er im Dyn-Interview, das in Berlin alle mit anhörten.
Die Mannschaft kam kurz vor 22 Uhr an
Nachdem die Trophäe übergeben war, gab es eine Live-Schalte in die Füchse-Kabine. Nils Lichtlein und Paul Drux schickten erste Grüße in die Heimat. „Ich bin total durchgeschwitzt und meine Stimme ist ein bisschen heiser“, sagte Drux, der am liebsten selbst mitgespielt hätte.
Per Charterflug ging es für die Mannschaft zurück nach Berlin. Die meisten der 1.500 Fans harrten aus und warteten vier Stunden auf sie am Badeschiff. Um 21.39 Uhr trug Kapitän Max Darj die Schale unter tosendem Applaus durch die Menge.
Mit ihren Medaillen um den Hals tanzten und sprangen die Füchse auf der Bühne, die am Spreeufer für sie errichtet worden war. Die Fans drängten nach vorne und versuchten, einen Blick auf den Meister zu erhaschen und das Spektakel zu filmen.
Spieler und Trainer gaben Einblicke in ihre Emotionen, manche bereits nicht mehr ganz nüchtern. Matthes Langhoff beatboxte auf der Bühne und berichtete: „Schon im Flieger haben wir die Sau rausgelassen.“ Kreisläufer Mijajlo Marsenic antwortete auf die Frage nach seiner Gefühlslage: „Es ist schwierig zu sagen, weil wir alle betrunken sind.“
Ein riesiges Feuerwerk, das wahrscheinlich ganz Berlin gesehen hat, war das Highlight der Show – ehe sich das Team unter die Menge mischte, für Selfies und Autogramme.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: