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Interview: „Wir wollen mit einer Wildcard in die Champions League“

Kaweh Niroomand, 55, ist Manager beim Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg. Der SCC hat gerade die Saison beendet – als Vizemeister hinter Friedrichshafen.

Herr Niroomand, der VfB Friedrichshafen hat die Finalserie um die deutsche Volleyball-Meisterschaft klar mit 3:0 Siegen für sich entschieden. Woran ist der SC Charlottenburg gescheitert?

Am Verletzungspech, ganz eindeutig. Ohne unsere Verletzten hätten wir das Finale zumindest spannender gestalten können.

Die Stammspieler Sebastian Prüsener, Dirk Westphal, Jaroslav Skach und Marcus Böhme fehlten zeitweise in den Finals oder mussten angeschlagen aufs Feld.

Schon wenn aus unserer Stammformation nur rund 30 Prozent der Spieler wegbrechen, entsteht ein großes Loch. Das zieht zwangsläufig einen Leistungsabfall nach sich. Friedrichshafen verfügt über die wesentlich besseren Einzelpersönlichkeiten. Die können wir nur schlagen, wenn wir in Bestbesetzung antreten.

Der SCC ist nun Vizemeister ...

Dafür muss man der Mannschaft ein dickes Lob zollen. Schließlich war in dieser Saison die Konkurrenz so stark wie schon seit Jahren nicht mehr. Ich bin insgesamt mit der Entwicklung unserer Mannschaft sehr zufrieden. Wir waren im Halbfinale des deutschen Pokals, im Achtelfinale des Europapokals und im Endspiel um die deutsche Meisterschaft – ich finde, damit sind wir äußerst erfolgreich gewesen.

Wie geht es denn nun weiter?

Wir werden jetzt einen Antrag für die Teilnahme an der Champions League stellen. Der europäische Volleyball-Verband vergibt zwei Wildcards, für eine davon bewerben wir uns. Wir haben da schon erste Gespräche geführt, so schlecht sind unsere Chancen nicht.

Ansonsten müssten Sie in den CEV-Cup ...

... der ja auch gut besetzt ist.

Wie sieht es finanziell aus? Sie haben in dieser Saison einen Etat von 850 000 Euro gestemmt. Zum Vergleich: Der VfB Friedrichshafen wirtschaftet angeblich mit über zwei Millionen Euro.

Es muss einfach unser Ziel sein, dass der Etat weiter wächst. Das müssen wir hinbekommen – und zwar nicht erst in zehn Jahren, sondern schon sehr bald. Für die nächste Saison gehen wir davon aus, noch mal einen Etat in der Größenordnung wie in der jetzt zu Ende gegangenen Saison aufzustellen.

In Volleyball-Kreisen ist Unruhe ausgebrochen, weil der Weltverband eine Ausländerbeschränkung durchsetzen will. Schon ab nächster Saison sollen nur noch zwei ausländische Spieler in einer Mannschaft gleichzeitig auf dem Feld stehen.

Das schafft zu einem Zeitpunkt, in dem alle Klubs in die Saisonplanung gehen, große Verunsicherung. Wir haben mit Jaroslav Skach und Aleksandar Spirovski zwei gute Ausländer, auch den Kanadier Mark Dodds würden wir gerne behalten.

Den SCC würde die Ausländerbeschränkung aber nicht allzu hart treffen, oder?

Wir haben unter den ersten Sieben immerhin vier deutsche Spieler. Da machen sich eben unsere Investitionen in die Jugendarbeit in Marzahn bezahlt. Die Kosten dafür belaufen sich ja auch auf rund 60 000 Euro im Jahr.

Das Gespräch führte Karsten Doneck.

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