zum Hauptinhalt
Boxen - Öffentliches Training Vitali Klitschko

© dpa

Klitschkos Trainer Fritz Sdunek im Interview: "Witali durfte nicht früh ins Bett gehen"

Klitschko-Trainer Fritz Sdunek über die Vorbereitung auf den WM-Kampf am Samstagabend in Stuttgart gegen Juan Carlos Gomez.

Herr Sdunek, wie verlief die Vorbereitung auf den Weltmeisterschaftskampf am Samstag?



Ich kann wirklich nur Gutes berichten. Die Vorbereitung war absolut optimal. Sowohl die Trainingsbedingungen in Österreich als auch die Sparringspartner, die wir für Witali Klitschko hatten, waren top.

In Chris Byrd aus den USA haben Sie immerhin einen ehemaligen Weltmeister als Sparringspartner gewinnen können.


Das stimmt, Byrd ist ein klasse Mann. Aber auch der Amerikaner Tony Thompson war mal WM-Herausforderer. Er hat 2008 gegen Witalis Bruder Wladimir verloren. Wir haben die beiden renommierten Boxer natürlich ganz bewusst ausgewählt und engagiert. Beide sind Rechtsausleger wie Juan Carlos Gomez und können ihn gut imitieren. Und auch in Sachen Schnelligkeit kommen sie seinem Stil doch sehr nahe.

Sie haben jahrelang Gomez gecoacht und ihn zum Champion geformt. Kann er Witali gefährlich werden? Und wenn ja, wie?

Ich glaube nicht, dass er Witali ernsthaft gefährlich werden kann. Egal, was er tun wird: Witali wird darauf vorbereitet sein. Aber es stimmt, Juans Stärken waren seine Schnelligkeit und seine variable Schlagführung. Ich habe es nach der Trennung gesagt: Juan Gomez war das größte Talent, das ich je trainiert habe. Leider hat er in den späteren Jahren sein Talent etwas vergeudet. Im Boxen, gerade in der Weltspitze, braucht es mehr als boxerisches Talent.

Gomez ist trotzdem kein gewöhnlicher Gegner für Sie. Er ist immerhin auch der Vater eines Ihrer Enkelkinder. Er lebte lange Zeit mit Ihrer Tochter zusammen …

… ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Am Samstag geht es um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht, den wichtigsten Titel im Boxen überhaupt. Und es werden 11 000 Zuschauer in der Halle sein und Millionen vor den Fernsehschirmen. Es ist auch für mich ein ganz besonderer Kampf. Aber ich habe auch schon Thomas Ulrich trainiert, der dann, als er nicht mehr bei mir war, gegen meinen Weltmeister Zsolt Erdei boxte und verlor. Jetzt boxt Witali gegen meinen ehemaligen Schützling Gomez. Ich trenne hier ganz klar. Familie ist Familie, Beruf ist Beruf.

Wie wird der letzte Tag, wie werden die letzten Stunden bis zum Kampf verlaufen?


An den Abläufen werden wir nichts ändern. Die Phase des intensiven Trainings haben wir vor einer Woche abgeschlossen. Zuletzt haben wir ein paar lockere Übungen gemacht, und wir sind viel spazieren gegangen. Das entspannt und fokussiert zugleich. Witali durfte in den vergangenen Tagen nicht zu früh ins Bett gehen, so dass er sich an die späte Wettkampfzeit gewöhnen konnte. Also nicht vor halb eins nachts. Am Samstag werden wir gemeinsam frühstücken, uns ein bisschen bewegen und noch einmal ruhen. Gegen 17 Uhr gibt es dann noch mal ein sehr kohlenhydrathaltiges Essen, und dann geht es auch bald in die Schleyer-Halle.

Witali ist 37 Jahre alt. Seine Lebensplanung sah ja mal anders aus, nachdem er 2005 vom Boxen verletzungsbedingt zurückgetreten war. Er hat vier Jahre nicht geboxt, ehe er im vergangenen Oktober Samuel Peter schlug und wieder Weltmeister wurde. In welcher Verfassung ist er?

So gut drauf wie jetzt war er noch nie. Ganz ehrlich, das ist kein Spruch, wie er im Boxen so oft üblich ist. Witalis Stärke war immer seine mentale Kraft. Die verlernt man nie. Viele kleine Verletzungen haben ihn damals zu diesem Schritt gezwungen. Sein Körper hat sich inzwischen erholt. Jünger wird er zwar nicht mehr, aber wir haben das Training auch umgestellt. Er ist so fit, dass er das komplette Programm durchziehen konnte. Statt der vielen Läufe trainieren wir jetzt sehr viel mehr im Wasser, das ist weit schonender.

Im Boxen ist es üblich, eine Prognose zum Kampfverlauf abzugeben. Herr Sdunek, wie wird der Kampf ausgehen?


Ich bin mir sicher, dass Witali gewinnen wird. Bei Witalis beeindruckender K.-o.-Quote denke ich mal, dass der Kampf nicht über die volle Zeit geht. Insbesondere im letzten Drittel wird Witali den Kampf beenden können.

Die Fragen stellte Michael Rosentritt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false