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Der Pitcher der Los Angeles Dodgers, Yoshinobu Yamamoto (rechts), hebt die MVP-Trophäe der World Series in die Höhe, während die Dodgers nach dem Sieg über die Toronto Blue Jays feiern.

© dpa/AP/The Canadian Press/Nathan Denette

World Series im Baseball endet dramatisch: Japan schlägt Kanada – und US-Präsident Trump ist erleichtert

Die Toronto Blue Jays stehen kurz vor der Meisterschaft in der Major League Baseball, doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Donald Trump erspart der Titel für die Los Angeles Dodgers eine Menge Häme.

Stand:

Donald Trump ist ein großer Sportfan und zeigt sich auch gern bei wichtigen Veranstaltungen. Seit seiner Amtsübernahme im Januar besuchte der US-Präsident beispielsweise den Super Bowl, war beim Motorsportspektakel Daytona 500 und einem Kampfsportevent der Ultimate Fighting Championship oder dem Finale der Klub-Weltmeisterschaft im Fußball.

Unvergessen ist auch sein Erscheinen bei den US Open im Tennis, als seine Anwesenheit für Chaos und einen verspäteten Beginn des Männerfinales sorgte. Im Golf wiederum konnte Trump nicht verhindern, dass Europa im Ryder Cup einen Auswärtssieg gegen das US-Team feierte.

Auch im Baseball hat sich der Präsident bereits sehen lassen, am Jahrestag des Terroranschlags vom 11. September in New York besuchte er ein Spiel der Yankees und prophezeite dem Team den Meistertitel. Dafür sollte es allerdings nicht reichen, die berühmteste Baseball-Organisation der Welt scheiterte in den Play-offs bereits in Runde zwei an den Toronto Blue Jays.

Und dieses Team aus Kanada war knapp dran, auch den Titel in der World Series zu gewinnen, ehe sich im siebten und entscheidenden Spiel gegen die Los Angeles Dodgers die Ereignisse überschlugen. Toronto führte 3:0, verteidigte die Führung bis ins neunte Inning. Doch beim Stand von 4:3 konnten die Gäste aus Kalifornien ausgleichen – und sie siegten schließlich in der Verlängerung noch 5:4.

Dabei hatte das Finale um die Meisterschaft in der Major League Baseball (MLB) bereits mit einer Kontroverse begonnen. Ein kanadischer TV-Werbespot zu Trumps Lieblingsthema Zölle erregte dessen Gemüt derart, dass er die sofortige Absetzung verlangte, und als dies nicht geschah, Kanada gleich mal einen Extra-Strafzoll von zehn Prozent aufbrummte.

Zwangsläufig hätten die Los Angeles Dodgers damit normalerweise als US-Team auch den Support von Donald Trump erhalten müssen. Nur hat der nicht nur mit Kanada Stress, sondern auch mit Kalifornien. Und so glänzte der Präsident während der epischen Finalserie mit Abwesenheit, war letztlich aber doch Patriot genug, um seinen Landsleuten zu gratulieren und sie als „unglaubliche Champions“ zu adeln.

Nach dem dramatischen Ende in der Nacht zu Sonntag schrieb er in seinem sozialen Netzwerk Truth Social: „Eine weniger talentierte Mannschaft hätte dieses Spiel niemals gewinnen können, ebenso wenig wie Spiel 6. So viele Stars haben dies möglich gemacht. […] Wir sehen uns alle im Weißen Haus (!!!).“ Dort empfängt der Präsident normalerweise die Champions der großen Profiligen, sofern sie auch aus den USA kommen.

Es hätte die Kanadier sicherlich zusätzlich gefreut, wenn das einzige MLB-Team, das nicht in den USA beheimatet ist, den Titel ausgerechnet in diesem Jahr geholt hätte. Die Freundschaft zum großen Nachbarn im Süden hat zuletzt sehr gelitten, sie hat Kanada, das Trump auch schon mal zum 51. Bundesstaat machen wollte, eher noch geeint.

Doch nun muss das Warten auf einen Titel weitergehen, letztmals hatten die Blue Jays 1993 die Meisterschaft geholt. Genau genommen verloren sie diesmal gegen eine All-Star-Auswahl aus Japan. Das Team hat gleich mehrere Japaner im Kader, allen voran Shohei Ohtani.

Die Fans der Blue Jays hatten auf den ersten Titel seit 32 Jahren gehofft.

© Reuters/Carlos Osorio

Doch nicht der Spieler, der als einziger in der MLB als Pitcher und Schlagmann glänzt, wurde zum Helden der World Series, sondern Yoshinobu Yamamoto. Der Werfer stand nach zwei erfolgreichen Starts in Spiel sieben auch beim letzten Aus auf dem Mound und wurde zum MVP der World Series gewählt.

Am Sonntagvormittag dürften Millionen von Japanern live im Fernsehen dabei gewesen sein, als „ihr“ Team den Titel holte. Teilweise verfolgen mehr Menschen die Spiele der Dodgers in Japan als in den USA. Dass es statt Ohtani diesmal ein anderer Landsmann war, der überragte, dürfte die Freude nur minimal geschmälert haben.

Allerdings hat man es nicht gern vernommen, dass ihr Nationalheiligtum im ersten Spiel der World Series in Toronto mit Sprechchören verhöhnt worden war: „Wir brauchen ihn nicht“, sangen die Blue-Jays-Fans da noch freudetrunken. Ohtani hatte vor seinem Engagement bei den Dodgers zur Saison 2024 auch mit einem Wechsel nach Kanada geliebäugelt.

Kanadas Premierminister Mark Carney vor dem Spiel der Toronto Blue Jays gegen die Los Angeles Dodgers.

© Imago/John E. Sokolowski

US-Präsident Trump dürfte den Ausgang der World Series letztlich mit einiger Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Normalerweise gibt es vor großen Events auch nicht ganz ernst gemeinte Wetten zwischen den führenden Politikern der beteiligten Städte oder (Bundes‑)Staaten.

Kanadas Premierminister Mark Carney hatte eine solche Wette auch Trump angeboten, doch der hätte darauf gar nicht reagiert. „Ich glaube, er hat Angst zu wetten. Er mag einfach nicht verlieren“, witzelte der Kanadier deswegen.

Am Ende darf sich Trump aber doch als Sieger fühlen. Zunächst hatte sich Carney für den umstrittenen Zoll-Werbespot noch vor dem siebten Spiel der Baseball-Meisterschaft entschuldigt. Und dann lag er auch noch mit seinem Tipp daneben.

Dem Sportfan im Weißen Haus dürfte diese World Series dann doch noch Spaß gemacht haben.

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