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Wieder drin. Berlins Ty Ronning (r.) überwindet Torhüter Arno Tiefensee.

© dpa/Andreas Gora

Wortspiele gegen Wucht: Mannheim und das Play-off-Dilemma

Die Eisbären zeigen zum Auftakt der Halbfinalserie gegen die Adler bessere Nerven und mehr spielerische Qualität als der Gegner. Es könnte schwer werden für Gegner Mannheim in der Serie.

Stand:

Dallas Eakins war nach dem Spiel in besserer Form als seine Spieler zuvor auf dem Eis. Rhetorisch ist der Trainer der Adler Mannheim eben immer im Play-off-Modus. Auch als Verlierer, wie am Dienstagabend in Berlin.

Da versuchte er, seinen Kollegen Serge Aubin rhetorisch aus der Defensive zu locken. Als der Coach des Siegers dieser ersten Halbfinalpartie zwischen Eisbären und Adlern danach gefragt wurde, ob es ein Trick gewesen sei, statt Jonas Stettmer überraschend Jake Hildebrandt zwischen die Pfosten zu stellen, antwortete Aubin: „Nein, dem Jonas ging es nicht gut.“ Eakins sagte daraufhin recht trocken: „Und nächstes Mal kommt der nächste Trick und ihr stellt ihr den dritten Torwart auf.“

Das wäre dann der Supertrick der Eisbären, den sie an sich nicht nötig haben. In Spiel eins der nach dem Modus „Best of Seven“ ausgespielten Serie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ließen die Berliner bei ihrem humorlosen 3:1-Sieg am Dienstagabend den Mannheimern in ihrer Arena keine Chance.

Es gab kaum Strafzeiten in einem sehr diszipliniert geführten guten Spiel, in dem offensichtlich wurde, dass der Meister aus Berlin die bessere Mannschaft ist, im Spiel fünf gegen fünf war Mannheim klar hinten dran. Es muss also aus Sicht der Badener in Spiel zwei in Mannheim am Freitag schon irgendetwas passieren, damit die Chose nicht nur in eine Richtung läuft.

Und was sage ich nun? Mannheims Trainer Dallas Eakins.

© Imago/Matthias Koch/Sebastian Räppold

Mannheim scheint noch nicht so weit zu sein, dagegen halten zu können. Eine Keilerei kurz vor der Schlusssirene, angezettelt von Tobias Fohrler, der ausgerechnet seinem Berliner Nationalmannschaftskollegen Marcel Noebels bearbeitete, wirkte sowohl hilflos als auch unnötig. Statt sich auf das Spiel und die taktischen Herausforderungen zu konzentrieren, zeigte dieser Moment eher das Gegenteil von der Disziplin, die es bräuchte, um gegen die Berliner ernsthaft zu bestehen.

Mätzchen eines Trainers können die Spieler eher verunsichern

Wenn es nach Eakins geht, dann wird es natürlich „eine sehr lange Serie“. Dieser Satz ist obligatorisch für Trainer, die das erste Spiel einer Serie verlieren. Gefühlt verlieren sie die Serie aber immer, wenn sie diesen Satz gesagt haben. Jüngstes Beispiel war Don Jackson, der hatte auch von der langen Serie schwadroniert nach der ersten Niederlage seiner Münchner zu Beginn der Viertelfinalserie gegen die Mannheimer, die dann in 4:2-Siegen durchrutschen konnten.

Worte, Gesten und Taten abseits der Eisfläche spielen in den Play-offs durchaus eine große Rolle. Die Endrunde lebt von ganz eigenen psychologischen Gesetzen, man sieht sich ja alle zwei oder drei Tage wieder. Natürlich versucht der US-Amerikaner Eakins, seinen kanadischen Kollegen Serge Aubin mit seinen Witzchen zu einem Spiel wie am Dienstag rhetorisch zu locken.

Doch am stoischen Aubin sind schon Heerscharen von gegnerischen Übungsleitern abgeprallt. Der kann seine Floskeln gefühlt zu jeder Tages- und Nachtzeit ungerührt runterpredigen.

Das ist auch ein Umstand, der die Eisbären so souverän wirken lässt. Emotionale Mätzchen eines Übungsleiters können die Spieler eher verunsichern, als dass sie sie motivieren. Rick Goldmann, früher Spieler und heute Eishockey-Experte bei „Magentasport“, hat dem Tagesspiegel gesagt: „In den Interviews unmittelbar nach den Spielen fokussieren sich Spieler und Trainer in den Play-offs sehr auf ihre Rollen. Da geht es vor allem darum, keine Schwächen zu zeigen.“

Und das können die Eisbären, ihr Kapitän Kai Wissmann ist da großer Vorreiter. Er schafft es immer, zur Not auch wortreich, möglichst wenig herauszulassen. „Es war ein sehr taktisch geprägtes Spiel von beiden Seiten“, sagte Wissmann am Dienstag nach dem 3:1. „Es gab nicht viele Großchancen auf beiden Seiten. Aber ich denke, gerade wir haben das defensiv sehr gut gemacht.“

Aber gewinnbringender als Rhetorik sind in den Play-offs eher andere Maßnahmen, also Überraschungsmomente. Vielleicht sollten die Eisbären am Freitag doch ihren dritten Torwart Linus Veillard zwischen die Pfosten stellen. Funfact für Eakins: Veillard ist immerhin U-20-Nationaltorwart.

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