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Viel Hochglanz, wenig Konzept: Fifa-Kandidat Luis Figo mit seinem Wahlprogramm im Londoner Wembley-Stadion.

© dpa

Fifa-Kandidat Luis Figo stellt sich vor: Zahmer Herausforderer für Sepp Blatter

Luis Figo will im Mai Sepp Blatter als Fifa-Präsidenten ablösen. Doch unser Autor erlebt bei der Vorstellung des früheren Weltfußballers in London einen zahmen Kandidaten, der von einer WM mit 48 Mannschaften faselt.

Entspannt, aber auch nicht wirklich zuversichtlich wirkte Luis Figo, als er am Donnerstag seine Kandidatur für die Präsidentschaft der Fifa vorstellte. Unter dem Motto „For Football“ sprach der Portugiese im Londoner Wembley-Stadion über die überfälligen Veränderungen, die der Fußball-Weltverband benötigt. Eine echte Kampfansage an den amtierenden Präsidenten Joseph Blatter brachte er aber nicht über die Lippen.

Dabei fing es gut an. „Ich wurde von den Protesten in Brasilien gegen die WM ermutigt, mich in die Fifa-Politik einzumischen“, sagte Figo. „Überall, wo ich hingehe, sehe ich negative Reaktionen auf die Fifa und Blatter. Das ist kein angemessenes Image für die Fifa. Die meisten Verbände wollen Veränderungen sehen.“

Da hörte die Kritik an Blatter aber auch schon auf. Fünf Minuten später war die Rede von einem Präsidenten, der viel im Dienst des Fußballs geleistet hatte. „Herr Blatter“, meinte der Portugiese, „hat viel Positives für die Fifa und den Fußball getan. Wir brauchen aber eine neue Ära.“

Es klang nicht wirklich nach einer Revolution. Dabei hatte Figo ziemlich viel investiert. In der teuren Wembley-Loge saß der Weltfußballer von 2001 im schicken Anzug vor der Presse, sein Manifest auf feinstem Papier in der Hand. Schon auf der ersten Seite erfuhr man allerdings, das hier mehr Show als Substanz geboten wurde.

Da wurde Korruption, mit der die Fifa seit Jahren kämpft, mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen gab es vage und unambitionierte Vorschläge dazu, dem Jugendfußball mehr Beachtung zu schenken oder die Abschaffung der passiven Abseitsregel zu forcieren. Nach zwanzig Minuten kam Figo dann zu seinem interessantesten Vorschlag: der Umstrukturierung der Fifa-Finanzen und -Komiteen.

Die Hälfte des Fifa-Jahresumsatz sollte laut Figo künftig direkt an die Mitgliedsverbände verteilt werden, zur Förderung von Kinder- und Jugendprojekten. Zudem möchte der 42-Jährige ein unabhängiges Komitee einführen, das die Macht des Präsidenten und des Exekutiv-Komitees beschränken und überwachen soll.

Figo schlägt eine WM mit 48 Mannschaften vor

Wirklich revolutionäre Rhetorik konnte man aber auch von Figo nicht erwarten. Die Spielerlegende von Barcelona und Real Madrid ist kein Fußballpolitiker. Immerhin weiß er, dass Afrika als Schlüssel für jeden Kandidat gilt, weil es dort eine breite Unterstützung für Blatter gibt. Um ein paar kleinere Verbände aus Afrika, aber auch aus Asien und Südamerika hinter sich zu bringen, schlug Figo vor, die Fußball-WM von bisher 32 auf 40 oder sogar 48 Mannschaften zu erweitern. Ob das reicht, um seinen Erfahrungsmangel in der Sportpolitik auszugleichen?

Seine größte Schwäche versuchte Figo offensiv zum Vorteil zu wenden. „Ich bin ein besserer Kandidat als Blatter, Michael van Praag oder Ali bin Al-Hussein, weil ich mich bisher nie an der Fifa-Politik beteiligt habe. Ich habe meine Kampagne selbst finanziert und schulde niemandem einen Gefallen. Ich will nur im Interesse des Fußballs agieren.“ Viele vermuten dennoch, dass Figo nur ein Handlanger des Uefa-Präsidenten Michel Platini ist, der selbst nicht gegen Blatter antreten will. Auch hier konnte der Portugiese keine wirklich überzeugende Antwort geben. „Ich bin ein unabhängiger Kandidat“, betonte er, räumte aber ein, dass er „sicherlich mit Michel Platini gesprochen habe“.

Wahrscheinlich wäre es für Figo sogar besser, wenn er von einem Politprofi wie Platini ins Rennen geschickt würde. Denn der unabhängige Kandidat, als der er sich in London vorstellen wollte, hätte ziemlich sicher keine Chance bei der Fifa-Wahl am 29. Mai.

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