
© Reuters/Lee Smith
Zukunft der Snooker-WM: Die Tage im Crucible Theatre sind gezählt
Seit 1977 findet die Snooker-WM in Sheffield statt. Doch das Crucible Theatre ist in seiner jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß. Und so könnte das wichtigste Turnier des Sports schon bald anderswo stattfinden.
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Die Frage ist für Snooker-Fans fast so spannend wie die Weltmeisterschaft selbst: Wo wird der wichtigste Titel des Sports ab 2028 vergeben? Seit 1977 findet die WM im Crucible Theatre von Sheffield statt, Ex-Weltmeister Shaun Murphy adelte die Arena einst als „Heilige Stätte“ des Snooker.
Fürwahr: Die Tradition ist der größte Trumpf der Titelkämpfe, unvergessliche Matches wurden hier gespielt. Aber auch Sheffield kann die Augen davor nicht verschließen, dass die Anforderungen an eine Weltmeisterschaft inzwischen andere sind als noch vor ein paar Jahrzehnten.
Der aktuelle Vertrag mit der Weltsnookertour (WST) läuft noch bis 2027. Dass es danach ohne Veränderungen weitergeht, gilt als ausgeschlossen. 986 Plätze hat das Crucible, die WM ist längst größer geworden als ihr Austragungsort. Dazu entspricht vieles im Theater nicht mehr den heutigen Ansprüchen.
Der eine oder andere hat in der Vergangenheit schon laut den Wunsch nach einem anderen WM-Gastgeber formuliert. „Wir müssen mit der Zeit gehen. Ich denke nicht, dass die Weltmeisterschaft weiterhin im Crucible stattfinden sollten“, sagte beispielsweise Neil Robertson, ein anderer früherer Champion.
Superstar Ronnie O’Sullivan wurde schon im Vorjahr deutlich und erklärte, dass es ihm im Crucible nicht mehr gefalle. Stattdessen brachte er einen Umzug nach China oder Saudi-Arabien ins Gespräch – für die Saudis ist er inzwischen als Snooker-Botschafter aktiv.
Geld ist hier das Zauberwort, aber das den Spielern vorzuhalten, greift etwas zu kurz. Denn längst laufen hinter den Kulissen Verhandlungen über die Zukunft der WM. Mittendrin ist dabei auch Barry Hearn, der Snooker mit seiner Agentur Matchroom einst globaler gemacht hat und auch jetzt im Ruhestand noch die Strippen zieht, immerhin ist Sohn Eddie sein Nachfolger.
In einer BBC-Radiosendung äußerte sich Barry Hearn nun unmissverständlich zur Zukunft des Turniers. „Wir lieben das Crucible, wir lieben Sheffield, aber das Crubible und Sheffield müssen uns auch lieben.“ Was das konkret bedeutet, erzählte Hearn auch: „Wir wollen bleiben, aber die finanziellen Aspekte müssen dafür stimmen.“
Findet die WM künftig außerhalb Großbritanniens statt?
Es macht eben einen Unterschied, ob 3000 oder mehr Karten für eine Session verkauft werden können als die bisher nicht mal 1000. Damit ließe sich deutlich mehr Geld verdienen, was am Ende Veranstaltern wie Spielern die Taschen voller machen würde.
Aber muss es dafür gleich ein Abschied aus Großbritannien sein? Der Alexandra Palace in London wäre groß genug, das Masters findet dort schon alljährlich vor großem Publikum und in toller Atmosphäre statt. Außerdem ist der „Ally Pally“ auch Gastgeber der Darts-WM und in diesem Sport zu einer Institution geworden. Matchroom unter Barry Hearn hat einst auch diesen Kneipensport groß gemacht.
In Sheffield hoffen sie dennoch weiter auf eine Zukunft der WM im Crucible, aber Tradition allein ist auch im Snooker nicht mehr alles. Die Arena müsste mit ihrer kompletten Infrastruktur umgebaut werden und dazu deutlich mehr Menschen Platz bieten.
Die Gespräche sollen noch im Laufe der Weltmeisterschaft fortgesetzt werden, eine Entscheidung könnte zeitnah, zumindest aber noch in diesem Jahr fallen. Allen Beteiligten dürfte klar sei, dass es dabei um nichts weniger als das Herz des Snookersports geht. Entsprechend weitreichend werden die Folgen sein – wo auch immer künftig der Weltmeister gekürt wird.
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