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Sport: Zum Sieg abgefälscht

In letzter Minute kommt Deutschlands Nationalmannschaft durch Ramelow zum 2:1-Erfolg gegen Kroatien

Split (Tsp). Rudi Völler fasste sich einmal kurz an die Nase, dann dreht er sich um und tauchte schließlich ab im Kabinengang des Stadions Poljud in Split. Der Teamchef der deutschen FußballNationalmannschaft hatte an diesem Abend wenig, und doch genug gesehen. Seine Elf schlug zwar Gastgeber Kroatien mit 2:1 (1:0), aber es war alles andere als eine überzeugende Leistung vor 15 000 Zuschauern. Eine Minute vor Schluss schoss der Leverkusener Carsten Ramelow das Tor zum Sieg im ersten Spiel im Jahr der Europameisterschaft.

Rudi Völler hatte sich früh festgelegt, dem jungen Philipp Lahm zu seinem Länderspieldebüt zu verhelfen. Und spätestens nach der ersten gespielten Viertelstunde wusste der Teamchef, wie gut seine Entscheidung war. Der erst 20-jährige Stuttgarter, eine Leihgabe des FC Bayern, köpfte einen Kopfball des Kroaten Robert Kovac (FC Bayern) von der eigenen Torlinie und verhinderte einen frühen Rückstand. Torwart Oliver Kahn hätte den Ball nicht erreicht.

Auch die zweite Personalentscheidung Völlers sollte sich noch in der ersten Halbzeit auszahlen. Der Teamchef hatte Stürmer Miroslav Klose für Fredi Bobic (Hertha BSC) aufgeboten, und der Lauterer erzielte zehn Minuten vor der Halbzeit mit dem Knie die 1:0-Führung der Deutschen. Für Klose war es in seinem 35. Länderspiel das 16. Tor. Keine ganz so schlechte Ausbeute.

Überhaupt war das Spiel der Deutschen auf Effizienz ausgerichtet, wenn man es diplomatisch ausdrückt. Die Kroaten, bei denen sechs Bundesligaspieler in der Anfangsformation standen, waren sehr viel gefährlicher. Die Mannschaft die beiden Herthaner Niko Kovac und Josip Simunic wirkte motivierter und gewann mehr Zweikämpfe. Nach dem Kopfball von Robert Kovac hatte der Bremer Kroate Ivan Klasnic eine sehr gute Torgelegenheit. Doch der Stürmer des Bundesliga-Tabellenführers, der sein erstes Länderspiel bestritt, verzog knapp.

Nach der Führung gewann das Spiel der Deutschen etwas an Struktur. Vor allem Dietmar Hamann vom FC Liverpool, der nach achtmonatiger verletzungsbedingter Pause in Split sein 50. Länderspiel bestritt, war an Spielgestaltung gelegen. Dem Dortmunder Torsten Frings, der den verletzten Michael Ballack vertrat, gelang das nicht. Für ihn kam nach einer Stunde Ramelow. Sein Klubkollege Bernd Schneider blieb zunächst auf der Bank. Er beklagte sich über muskuläre Probleme im Oberschenkel. Für ihn spielte der Bochumer Paul Freier, und das gar nicht mal schlecht. Mit zunehmender Zeit legte der Mittelfeldspieler seine Zaghaftigkeit ab und belebte das deutsche Spiel. Nach einer Stunde spielte er den Stuttgarter Stürmer Kevin Kuranyi herrlich in den Lauf, doch dessen Ball hoppelte um Millimeter am Pfosten vorbei. Aber immerhin – die Mannschaft erarbeite sich jetzt Chancen. Als sich der fleißige Freier verausgabt hatte, kam Schneider.

Vor dem Start ins EM-Jahr hatte Völler an seine Spieler appelliert. „Die Zeit des Aussortierens beginnt“, hatte der Teamchef gesagt. Er wolle genau hinsehen, auf wen er sich verlassen könne und auf welche Spieler nicht. „Ich habe rund zwei Drittel meines EM-Kaders im Kopf. Um die restlichen Tickets erwarte ich einen großen Konkurrenzkampf“, sagte Völler, der 23 Spieler mit nach Portugal nehmen wird. Sehr viel schlauer aber kann Völler nicht geworden sein. Zu wechselhaft waren die Leistungen seiner Spieler. Die nächste Gelegenheit besteht dazu am 31. März. Dann spielt die DFB-Auswahl in Köln gegen Belgien.

Fredi Bobic hatte 20 Minuten Zeit, den Teamchef von seinen Qualitäten zu überzeugen. Doch dazu kam er nicht, denn plötzlich war es Oliver Kahn, der sein Können gleich mehrmals zeigen musste. Die Kroaten drehten noch einmal auf. Schließlich unterlief Kahn fünf Minuten vor dem Abpfiff einen Eckball, Neretljak köpfte ein zum 1:1. Doch der geschlagene Kapitän trieb sein Team noch einmal an und siehe da, es lohnte sich. Carsten Ramelow holte aus und traf zum 2:1. Es war ein glückliches Tor, der Schuss des Leverkuseners wurde im Gewühl abgefälscht.

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