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74 Jahre nach der Erklärung der Vereinten Nationen: Die Fifa stellt Kommerz über Menschenrechte
Der Amateurbereich lässt sich das Verhalten des Weltverbandes nicht gefallen und protestiert. Das Turnier „Kicken statt Gucken“ setzt ein wichtiges Zeichen.

Stand:
Auf den Tag genau 74 Jahre ist es her, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Erklärung der Menschenrechte verkündete. In 30 Artikeln wurden universelle Rechte wie Freiheit und Gleichheit sowie Verbote von Diskriminierung und Sklaverei festgelegt.
Leider werden Menschenrechte im Profifußball aber oftmals mit Füßen getreten. Das wird bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar besonders deutlich: Ausbeutung von Arbeitsmigrant*innen, Diskriminierung queerer Menschen und Frauen sind nur einige Punkte, die zeigen, dass der Weltverband Fifa seinem eigenen Anspruch, die Menschenrechte zu schützen, nicht im Ansatz gerecht wird.
Kommerz über Menschenrechte
Die WM ist aber kein Einzelbeispiel, sondern vielmehr der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung im Profifußball, die sich seit Jahrzehnten abzeichnet und in der Kommerz über Menschenrechte gestellt wird. Umso bemerkenswerter ist es, dass Amateurvereine und Faninitiativen dieser Entwicklung trotzen und ihr etwas entgegensetzen, auch an diesem Samstag, dem weltweiten Tag der Menschenrechte, wenn im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark das internationale Protestturnier „Kicken statt Gucken“ ausgetragen wird.
Besonders bemerkenswert: Angekündigt sind vom Veranstalter ein Turnier für gemischte Teams und eines für Flinta* (damit sind Frauen, Lesben sowie intergeschlechtliche, trans und agender Personen gemeint). Sogar aus London sind Spieler*innen angereist. Auf einer Bühne soll es neben musikalischer Unterhaltung Redebeiträge geben, die verschiedenen Perspektiven beleuchten. Es geht um Nachhaltigkeit, Queerness und Feminismus, kurz: Jegliche Themen, für die die Fifa eben nicht steht.
„Unser Anliegen ist es zu protestieren“, sagt Mitorganisator Ronny Volkmann dem Tagesspiegel, „gegen die Vergabe der WM und die Kommerzialisierung des Profifußballs. Die Fifa verkauft Menschenrechte, um selbst Geld zu scheffeln.“ Tatsächlich hat die Fifa mit der Ausrichtung der WM in Katar ein weiteres Mal bewiesen, wie weit sie sich von ihren Wurzeln entfernt hat.
Dass der Amateurfußball sich das nicht gefallen lässt, ist richtig und wichtig. Ebenso wie der Anspruch, solche Aktionen künftig in regelmäßigen Abständen auszurichten – nicht nur am Tag der Menschenrechte.
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