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Sandro Wagner durchlief alle Jugendmannschaften des FC Bayern – und trifft nun als Trainer auf seinen ehemaligen Verein.

© IMAGO/Steinsiek.ch

Zurück in der Bundesliga – und gleich gegen Bayern: Sandro Wagner verleiht dem FC Augsburg Glamour

Das Bundesliga-Debüt ist Sandro Wagner als Trainer gelungen. Künftig soll in Augsburg aggressiver und niveauvoller Fußball gespielt werden. Nun wird seine Vision gegen die Bayern auf die Probe gestellt.

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Der Dank an seinen Vorgänger war Sandro Wagner nach dem gelungenen Debüt als Bundesligacoach kaum über die Lippen gekommen, da sprang die neue Attraktion des FC Augsburg aus der Vergangenheit auch gleich in die Zukunft. „Die Mannschaft hatte in den letzten Jahren einen ganz anderen Spielstil. Das wollen wir verändern, wir wollen Themen verändern – in allen Bereichen“, betonte Wagner.

Deshalb erst das höfliche „Tak“ an den Dänen Jess Thorup, den er in diesem Sommer beerbt hat. Und anschließend der direkte Blick nach vorne.

Aggressiveren, niveauvollen Fußball wollen die Schwaben künftig anbieten. Das unerwartete 3:1 beim Vorjahresfünften Freiburg zum Einstieg hat ihnen dabei Mut gemacht für die zweite Ligapartie – am frühen Samstagabend, zu Hause gegen die Bayern.

Für die Augsburger ist es das erste Top-Spiel seit über zehn Jahren. Ihrerseits dirigiert von einem gebürtigen Münchner, der beim FCB sämtliche Jugendmannschaften durchlief, für dessen Reserveteam er 44 Spiele absolvierte und nach zehnjähriger Abstinenz von seiner Heimatstadt noch mal für zwölf Monate beim deutschen Rekordmeister anheuerte.

Während seiner aktiven Zeit galt Wagner, in einer Sozialwohnungssiedlung in München-Sendling aufgewachsen, als besonders meinungsstark und eigenwillig. Seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw im Mai 2018 etwa kommentierte er forsch: „Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse.“

Wenn ich gesagt habe: ‚Schieß eine lange Ecke‘, hat er mir eine kurze geschossen.

Hermann Gerland über Sandro Wagner

Und aus Wagners Zeit im Regionalligateam des FC Bayern zwischen 2006 und 2008 erzählte dessen damaliger Coach Hermann Gerland kürzlich im ZDF-Sportstudio: „Wenn ich gesagt habe: ‚Schieß eine lange Ecke’, hat er mir eine kurze geschossen.“

Irgendwann habe er dem widerborstigen Stürmer mitgeteilt: „So geht das nicht.“ Wagner setzte seine Karriere daraufhin zunächst in Duisburg fort – und seinem früheren Übungsleiter Hermann richtete er nun brav aus: „In den letzten Jahren hab’ ich verstanden, was du wolltest.“ Diese Einsicht gewann der achtmalige Nationalspieler (fünf Tore) speziell in den vergangenen fünf Jahren, als er in Unterhaching und beim DFB selbst Erfahrungen als Trainer sammeln konnte.

Als Wagner nach dem Sieg in Freiburg mit dem Kollegen Julian Schuster auf dem Podium saß, vergaß er nicht, dessen jüngste Auszeichnung als „Trainer des Jahres“ zu erwähnen. Zudem versicherte er im Namen seines Teams: „Wir sind schon sehr demütig und wissen, dass im Lauf eines Spiels auch beim Gegner Dinge angepasst werden.“ Überhaupt versicherte Wagner: „Erst mal bin ich wirklich sehr dankbar, dass ich wieder Teil der Bundesliga sein kann.“ Denn: „Ich liebe diese Liga.“

Dem grauen Bundesligastandort Augsburg verleiht er so gerade ein wenig Glamour. Gleichzeitig versichert Wagner, bei den Schwaben „nicht den Zampano“ zu spielen. Vielmehr setzt der 37-Jährige bei seinem ersten Engagement als Erstligacoach gezielt auf ein Wohlfühlklima.

Mit seinem Trainerteam bezog er ein anderes Büro, weg von der Mannschaftskabine – damit die Spieler „ihren Freiraum haben“. Zudem spielt er mit den FCA-Profis immer wieder mal Roulette: Die Verlierer müssen jeweils etwas besorgen, und so steht in der Augsburger Kabine mittlerweile ein Billardtisch.

Denn der einstige Assistent von Bundestrainer Julian Nagelsmann ist nicht nur demütig und dankbar, sondern auch durstig nach Erfolgen. Seine persönliche Dreifaltigkeit erprobt Sandro Wagner als nächstes beim Gipfeltreffen gegen die Bayern – über dessen besonderen Stellenwert der vierfache Familienvater sagt: „Das werden wir schon reinklopfen in die Jungs.“

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