
© dpa/Bo Amstrup
Zurück mit Katerstimmung: Deutsche Handballer verlieren im ersten Spiel nach der WM
Deutschland verliert bei Weltmeister Dänemark Rahmen des Euro Cups mit 23:30. Bundestrainer Alfred Gislason ist schwer enttäuscht.
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Zufriedenheit sieht anders aus. „Wir sind weit weg, von dem, was wir uns erhofft hatten”, sagte Bundestrainer Alfred Gislason am Freitagnachmittag mit in Falten gelegter Stirn. Das Aufeinandertreffen seiner Handballer mit Weltmeister Dänemark hatte er sich wahrlich anders vorgestellt. Sicher, von einem Sieg war der 63-Jährige nicht ausgegangen, dass sich sein Team in Aalborg im Rahmen des Euro Cups mit 23:30 abfertigen lässt und zwischenzeitig sogar mit elf Toren in Rückstand gerät, hatte er jedoch genauso wenig erwartet.
„Das war sehr ernüchternd”, sagte Gislason, der Anfang der Woche seinen Kader erstmals seit der WM im Januar in Damp an der Ostsee wieder zusammengerufen hatte. Ohne Julian Köster, der erkältungsbedingt ausfiel, hatte der Fokus der Lehrgangstage dort vor allem auf der Defensive gelegen. Die allerdings sah gegen die individuell starken und schnellen Skandinavier oft behäbig aus – obwohl diese ohne Stars wie Mikkel Hansen, Rasmus Lauge und Magnus Saugstrup antraten.
„Die Dänen waren in Abwehr und Angriff in jeder Hinsicht überlegen. Wir konnten da nicht mithalten”, sagte Gislason und auch Kapitän Johannes Golla fand deutliche Worte: „Wir haben uns zu leicht ergeben und nicht unsere Qualität aufs Parkett gebracht. Uns ist leider relativ wenig gelungen. Wie wir uns präsentiert haben, war nicht okay.”
„Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern”, sagt der Bundestrainer
Nun hatte Gislason schon im Vorfeld betont, dass es nicht darum gehe, sich mit dem Weltmeister zu vergleichen. Dafür gibt weder die Platzierung als Fünfter bei der WM noch ein Blick auf die personellen Möglichkeiten der beiden Teams einen Grund. „Wichtiger als das Ergebnis ist, dass wir uns weiterentwickeln”, hieß es da – und genau deshalb war der Bundestrainer enttäuscht. Denn statt Fortschritt war eine Rückentwicklung zu beobachten.
„Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern”, forderte der gebürtige Isländer deshalb, und wer den einstigen Liga-Coach aus Magdeburg und Kiel kennt, weiß, dass er seine Spieler nach einer derart enttäuschenden Leistung nicht schonen wird. Dass er die wenige Zeit so gut wie möglich zu nutzen weiß, bevor die beiden Mannschaften in der ausverkauften Barclays Arena in Hamburg am Sonntag (14.15 Uhr/ZDF) erneut aufeinandertreffen.
Sein Gegenüber Nikolaj Jacobsen konnte da schon wesentlich entspannter sein. Für ihn war der Freitag ohnehin als Ruhetag eingeplant und ansonsten nur eine Trainingseinheit am Tag angesetzt. „Natürlich wollten wir uns in Dänemark gut präsentieren, aber wir wollten auch einfach Spaß haben”, sagte der ehemaliger Trainer der Rhein-Neckar-Löwen, der gegen Deutschland viel experimentierte und vier Debütanten brachte – darunter den 21 Jahre alten Mittelmann Thomas Arnoldsen, der nicht nur aufgrund seiner perfekten Wurfausbeute und sieben Treffern, sondern ebenso wegen seiner guten Spielführung zum Spieler des Spiels gewählt wurde. In Dänemark steht also nicht nur Weltklasse auf dem Handballfeld, es wächst genauso welche nach.
Zumindest in puncto Nachwuchs gab es für Deutschland allerdings gute Nachrichten. Denn die Junioren gewannen nahezu zeitgleich gegen Dänemarks U21 mit 31:28. Die Auswahl überzeugte von Beginn an mit einer aggressiven Defensive, die die Grundlage für ein effektives Tempospiel bot. Gleichzeitig war der Positionsangriff variabel und wurde individuell gut vorgetragen.
Und dabei sah Trainer Martin Heuberger sogar noch Steigerungspotential für das ebenfalls am Sonntag in Hamburg ausgetragene Rückspiel (11.45 Uhr/handball.net).
Die Jugend machte in Kolding vor, was die A-Mannschaft gerne umgesetzt hätte und was sich Alfred Gislason in besserer Ausführung an diesem Wochenende wünscht – damit die kritischen Stirnfalten einem zufriedeneren Gesichtsausdruck weichen können.
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