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Sport: Zwischen Mut und Leichtsinn

Vielleicht hätte Huub Stevens in Zukunft ein angenehmeres Leben gehabt, wenn er das Angebot angenommen hätte, Trainer der holländischen Fußball-Nationalmannschaft zu werden. Die Mannschaft ist ganz unten, das Renommee zerstört - da kann es der neue Bondscoach nur besser machen.

Vielleicht hätte Huub Stevens in Zukunft ein angenehmeres Leben gehabt, wenn er das Angebot angenommen hätte, Trainer der holländischen Fußball-Nationalmannschaft zu werden. Die Mannschaft ist ganz unten, das Renommee zerstört - da kann es der neue Bondscoach nur besser machen. Stattdessen wird Stevens Trainer bei Hertha BSC. In Berlin kann es auch besser werden, noch besser. Aber auch viel schlechter.

Mit seiner Entscheidung, von Schalke 04 zu einem Verein zu wechseln, bei dem der Ehrgeiz so groß ist wie die Geduld kurz, hat Stevens einigen Mut bewiesen. Das zeigen schon die Reaktionen auf seinen Schritt. "Er wird sich noch umgucken", sagt Schalkes Manager Rudi Assauer. Vielleicht spricht ein bisschen verletzte Eitelkeit aus diesem Satz. Assauer hat den hier zu Lande unbekannten Stevens einst nach Gelsenkirchen geholt, gegen Vorbehalte der eigenen Fans, und er hat zu ihm gestanden, als Stevens in Zeiten mäßigen Erfolgs rund ums Parkstadion nicht mehr allzu gut gelitten war. Ein wenig seltsam ist es da schon, dass Assauer das, was er bei sich selbst Mut nennen würde, bei anderen als Leichtsinn charakterisiert.

Assauer sollte in der eigenen Vereinschronik nachlesen. Auch die Schalker Fans wollten Stevens anfangs nicht. Nicht weil sie grundsätzlich etwas gegen ihn gehabt hätten. Sie haben nur nie verstanden, warum sein Vorgänger Jörg Berger gehen musste. Stevens aber hat das kritische Publikum überzeugt. Er blieb länger auf Schalke als jeder andere vor ihm, und von den Fans wurde er zum Trainer des Jahrhunderts gewählt.

So ähnlich wie einst als Nachfolger des beliebten Berger wird es Stevens auch in Berlin gehen. Was kann Stevens, was Röber nicht kann?, fragen viele Herthafans. Vielleicht täten sie das nicht, wenn sie nicht den Gerüchten erlegen wären, Röbers Nachfolger werde ein Weltmann sein, einer wie Hitzfeld oder Wenger. Das ist Stevens nicht. Will er auch nicht sein. Stevens trägt Trainingsanzug aus Überzeugung, und für den Fan aus der Kurve ist das in der Regel kein Makel. Außerdem hat Stevens Röber mindestens zwei Dinge voraus. Den Uefa-Cup und den DFB-Pokal.

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