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Martin Schulz (SPD), Präsident des Europäischen Parlaments, in der Nikolaikirche in Leipzig.

© dpa

K-Frage in der SPD: Martin Schulz - einer fürs Volk

Martin Schulz’ Rede in Leipzig zeigt– so kann man Kanzlerkandidat werden. Und nicht wenige Genossen sehen in ihm eine Idealbesetzung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

So geht Kanzlerkandidaten-Kandidatur. So wie es Martin Schulz macht. Da steht er am Sonntagabend in der Leipziger Nikolaikirche, die Zuhörer drängen sich, derart viele sind es geworden. Sie wollen Schulz, den Präsidenten des Europaparlaments, reden hören. Thema: die Demokratie. Ein guter Ort dafür, war die Nikolaikirche doch Sinnbild für die friedliche Revolution in Leipzig und der 9. Oktober 1989 einer ihrer Höhepunkte.

In Schulz kommt einer, der demonstriert, wie ein Westler über die Demokratie denkt, heute und noch dazu in einem Land, in Sachsen, das gerade anders als zu jenen Zeiten in Verruf gerät. Es kommt in Schulz außerdem einer, der die SPD in den kommenden Bundestagswahlkampf des Jahres 2017 führen könnte. Einer, der es von unten nach oben schaffte, aus einem kleinen Ort namens Würselen nahe Aachen weit im Westen in die große europäische Welt; der Lebenskrisen überwand und zugleich den Humor nicht verloren hat. Einer, der dem Volk aufs Maul schaut, aber nicht nach dem Mund redet. Dazu ist er übrigens auch zu selbstbewusst.

Mit Schulz kommt der europäische Geist

Natürlich, mit Schulz kommt immer der europäische Geist. Aber er wendet ihn an: da ist der Mut der Menschen, die 1989 in Leipzig auf die Straße gingen, und der Sinn des Satzes „Wir sind das Volk“. Beides macht Schulz gegenwärtig: Man dürfe ihn nicht den Anti-Demokraten überlassen, sagt er, die ihn für sich beanspruchen. Und er fordert ein Ende des „Ostdeutschen-Bashings“. Stehend applaudieren die Menschen.

Genau das ist es, was Sigmar Gabriel, der SPD-Chef, der sich nicht nach der Kanzlerkandidatur drängt, in Schulz sieht: Er ist authentisch und stetig in seinem Engagement. Er ist in der Welt bekannt und doch immer noch nahbar. Er hat seinen Posten im Europaparlament einflussreicher denn je gemacht und damit auch der Institution geholfen. Ob Schulz weitermachen kann, steht in den europäischen Sternen. Könnte sein, dass er das Amt Anfang 2017 absprachegemäß abgeben muss – dann wäre er frei. Heißt: für eine Kanzlerkandidatur. Und nicht wenige Genossen sehen in ihm eine Idealbesetzung.

Ob zu den Genossen auch Gabriel zählt? Schulz gehört zu den Menschen, die Gabriel einen Freund nennt; umgekehrt gilt das auch für Schulz. Und als Freund dürfte der nichts tun, was Gabriel schmerzt. Also auch noch das Amt des SPD-Chefs verlangen, sollte Gabriel auf die Kanzlerkandidatur verzichten. Denn an diesem Amt hängt Gabriels Herz. Die Frage ist dann nur, ob die SPD das mitmacht.

Aber Reden können ja bekanntlich die Wirklichkeit verändern. Seit dem 9. Oktober 2016 in Leipzig gibt es in der Sozialdemokratie eine neue.

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