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Brandenburg: Mordanklage gegen rechte Schläger

Arbeitslosen zu Tode geprügelt Angeblich kein politisches Motiv

Von Frank Jansen

Frankfurt (Oder). Sie schlugen, traten und stachen eine halbe Stunde auf ihr Opfer ein, dann war es nicht mehr zu retten. In der Nacht zum 29. März brachten drei Rechtsextremisten in Frankfurt (Oder) einen alkoholkranken Arbeitslosen um, nun müssen sie sich wahrscheinlich vom 9. September an vor dem Landgericht der Stadt verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat nach Informationen des Tagesspiegels bereits im Juli Anklage erhoben. Stephan B. (19) und die Brüder Daniel (21) und Marco S. (28) müssen sich wegen Mordes verantworten, begangen aus Habgier – und vermutlich aus Angst, der attackierte Enrico S. (25) könnte der Polizei später von dem Angriff berichten. Ein politisches Motiv sieht die Staatsanwaltschaft nicht. In Sicherheitskreisen heißt es, die wegen NS-Propaganda und Gewalttaten vorbestraften Männer seien zufällig auf ihr Opfer gestoßen. Dass Enrico S. zu den von der rechten Szene verachteten „Asozialen“ zählte, habe für diesen Fall keine Bedeutung.

Die drei Schläger haben Teilgeständnisse abgelegt. Den Tatablauf rekonstruierten die Ermittler so: Am Abend des 28. März, gegen 23.30 Uhr, drangen die Männer in eine Plattenbauwohnung ein, um dem Mieter wegen eines Streits einen Denkzettel zu verpassen. Der Gesuchte war jedoch nicht da. Auf einer Couch schlief Enrico S., den die Rechtsextremen offenbar nicht kannten. Dennoch fielen sie über den Mann her – mit einer Brutalität, die selbst erfahrene Ermittler nach Worten ringen lässt. Die Angreifer schlugen und traten nicht nur, sie zertrümmerten auch auf dem Kopf von S. eine gläserne Kaffeekanne und Bierflaschen. Außerdem wurde dem Opfer mehrmals ein Messer in die Beine geworfen. Die Täter raubten dem Arbeitslosen dann noch ein Handy und Bargeld. Wenige Stunden später war Enrico S. im Krankenhaus verblutet.

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