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Virtual-Realitiy-Brillen helfen dabei, sich in nicht-reale Situationen zu versetzen.

© Vanessa Loring, Pexels

Mathematik, Informatik und Physik: Im Experimentierlabor

Medienschaffende entwickeln als Fellows des „MIP.labors“ kreative Wissensformate, vor allem für junge Erwachsene.

Wie fühlt es sich an, einen Raum mit bizarren geometrischen Eigenschaften zu betreten? Wie programmiert man einen Instagram-Filter? Wie ungerecht sind Algorithmen? Und was ist überhaupt eine Blockchain? Unser Alltag wirft unzählige solcher Fragen auf. Altes Schulwissen in Mathe, Physik oder Informatik hilft da aber oft nicht weiter. Die etwas mühselige Suche nach Antworten scheitert spätestens, wenn die Internetrecherche ein Sammelsurium an wenig brauchbaren Seiten ergibt. Da könnte es helfen, wenn Journalistinnen und Journalisten solche komplexen Themen erklären. Das kürzlich gegründete MIP.labor – MIP steht für Mathematik, Informatik, Physik –, gefördert von der Freien Universität Berlin und der Klaus Tschira Stiftung, hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. In der Ideenwerkstatt für Wissenschaftskommunikation zu Mathematik, Informatik und Physik entwickeln Medienschaffende als Fellows innovative Formate, um Themen aus diesen Fächern anschaulich aufzubereiten und in die Öffentlichkeit zu tragen.

Themen, die uns überall im Alltag begegnen

„Oft wird genau diesen Fächern nachgesagt, sie seien trocken und kompliziert“, sagt Anna Maria Hartkopf, Projektleiterin des MIP.labors. „Wir sollten diese Vorurteile vergessen und uns auf die Themen einlassen, die uns überall im Alltag begegnen. Wenn sie richtig vermittelt werden, erkennen viele Menschen, wie faszinierend und alltagsrelevant diese Fächer sein können“, erläutert die promovierte Mathematikerin.

Das MIP.labor soll Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten die Möglichkeit geben, sich jeweils ein halbes Jahr lang intensiv mit einem Themenkomplex auseinanderzusetzen. Dabei können sie auch auf die Unterstützung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie von Software-Fachleuten zählen. Insgesamt können in den nächsten drei Jahren 25 Medienschaffende am Projekt teilnehmen.

Die ersten vier Fellows haben bereits mit ihrer Arbeit begonnen. Johanna Michaels ist Berufsanfängerin als Wissenschaftsjournalistin und hat ihr Philosophiestudium in diesem Jahr beendet. Als Junior-Fellow des MIP.labors wird sie sich mit den Besonderheiten und Rätseln der Raumwahrnehmung befassen. „Der Raum ist ein solch grundlegendes Konzept und fester Teil unserer Lebenswelt, dass es schwerfällt, ihn zu hinterfragen“, sagt sie. Deshalb plant die Journalistin unter anderem, virtuelle Räume einzurichten, in denen geometrische und physikalische Regeln aufgelöst werden und die sich mit einer Virtual- Reality-Brille betreten lassen. Die erste und wichtigste Aufgabe des Wissenschaftsjournalismus sei es, Menschen neugierig zu machen, betont Johanna Michaels. „Ich möchte neue Wege finden, mit denen man wissenschaftliche Themen besser vermitteln kann – mit innovativen Technologien.“

Die Bedeutung von Algorithmen

Auch der bekannte Journalist Christoph Drösser wird als Fellow am Projekt mitwirken. Er widmet sich während seiner Zeit im MIP.labor einem Thema, das wohl alle künftig immer stärker betreffen wird – der Bedeutung von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz. Er geht der Frage nach, wie Computerprogramme zu bestimmten Themen unvoreingenommene Entscheidungen treffen können, beispielsweise bei der automatisierten Beurteilung von Lebensläufen in der Personalabteilung eines Unternehmens. Wer programmiert, muss Fairness und Ethik mathematisch als Code beschreiben – und das ist eine gewaltige Herausforderung.

Eine weitere Technologie, die die Welt verändern könnte: die Blockchain. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, wissen nur wenige genau. Der Physiker, Philosoph und Wissenschaftsjournalist Reinhart Brüning befasst sich als Fellow mit der neuen Technologie und will ihre Grundlagen und Anwendungen leicht verständlich erklären.

[ Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.miplabor.de]

Zu einem ganz anderen Thema arbeitet der Biologe, Print-, Radio- und Fernsehjournalist Rüdiger Braun – als vierter Fellow des MIP.labors. Er ergründet die Bedeutung von Rhythmen für unser Leben und Wohlbefinden sowie die enge Beziehung zwischen Musik und Mathematik.

„Alle Fellows können im MIP.labor ohne Vorgaben Neues ausprobieren, verrückt klingende Ideen umsetzen oder sie auch wieder verwerfen“, unterstreicht Anna Maria Hartkopf. Ziel sei es, Wissen auf möglichst spannende Art und Weise zu vermitteln. „Es gibt so viel Interessantes zu entdecken“, ergänzt Johanna Michaels. „Das sollte niemand verpassen, nur weil er oder sie bislang keinen Zugang dazu gefunden hat. Die faszinierende Welt der Wissenschaft, die ich während des Studiums betreten habe, würde ich als Journalistin gern auch anderen eröffnen.“

Raphael Rönn

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