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Hendrik Otto, Küchenchef im "Lorenz Adlon Esszimmer", bleibt auf dem Teppich und will weiter für den dritten Michelin-Stern kämpfen

© Ben Fuchs

Hendrik Otto und die Michelin-Sterne: "Keiner hat eine Drei-Sterne-Performance gebracht"

Der Guide Michelin hat seine Auszeichnungen vergeben, Berlin wartet weiter auf den dritten Stern. Hendrik Otto, Küchenchef im "Lorenz Adlon Esszimmer" über das Urteil der Kritiker.

Von Kai Röger

Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Sachsen-Anhalt, ausgebildet unter anderem bei Michael Hoffmann und in Harald Wohlfahrts Drei-Sterne-Restaurant "Traube Tonbach", erkochte sich Hendrik Otto mit 28 Jahren den ersten Michelin-Stern. 2008 kam er nach Berlin und verantwortet seit 2010 die Küche im "Lorenz Adlon Esszimmer", das 2011 den zweiten Stern verliehen bekam. Er gilt als einer der heißesten Favoriten für den dritten Stern, der ihm dieses Jahr aber versagt blieb.

Herr Otto, trotz allem: Glückwunsch! Sie haben den zweiten Stern halten können. Was sagen Sie zum Urteil der Michelin-Tester?

Mir tut es natürlich leid, auch für andere Kollegen wie Matthias Diether, bei dem ich dachte, dass er den zweiten Stern bekommen könnte. Aber nichtsdestotrotz sollten wir nicht undankbar sein: Berlin hat jetzt fünf Zweier, damit sind wir gut aufgestellt. Wir sollten uns nicht immer gleich mit London und Paris vergleichen, sondern uns daran erinnern, wie es in Berlin vor zehn Jahren ausgesehen hat. In Berlin bleibt alles offen, es wird spannend werden, wie sich das nächstes Jahr entwickeln wird, du hast fünf Zweier, jeder wird motiviert sein und sagen: Ich will der erste sein, der für Berlin drei Sterne holt. Vielleicht kommt auch noch jemand, den man jetzt gar nicht auf dem Schirm hatte, das ist doch das Spannende, dass Leute aus dem nichts kommen und Vollgas geben. Und es ist eine Herausforderung an uns, immer up to date zu bleiben, zu schauen, wohin entwickelt sich etwas, und dabei das eigene Produkt weiter zu entwickeln. Man muss für sich persönlich auch die Ziele realistisch stecken lernen und nicht irgendetwas nachjagen und dabei vor die Hunde gehen.

Warum hat es dieses Mal nicht ganz gereicht?

Ich glaube nicht, dass das mit irgendeiner ­Politik der Tester zu tun hat, sondern dass es um die Küchenleistung ging. Es hat eben keiner eine Drei-Sterne-Performance gebracht – weder ich nicht noch Tim Raue noch Daniel Achilles. Ich für meinen Teil finde, dass wir unseren Weg gegangen sind, einen guten Grundstein gelegt und viel an uns gearbeitet haben – aber klar, das machen andere auch – am Ende des Tages kommt das natürlich dem Gast zu Gute. Mit unserer Leistung bin ich schon super zufrieden, mit einer Küchenrichtung, die eine richtige Mischung aus Kreativität und Substanz hat.

Wo waren Sie, als die Sterne verkündet wurden?

Ich habe vor lauter Aufregung angefangen, die Garage zu streichen, meine Frau hat sich kaputt­gelacht, sie fiebert ja auch immer mit. Wir ­hatten bis jetzt jedes Jahr unser Herbstmärchen, an dem wir alle ein bisschen träumen durften. ­Vielleicht hat dieses Jahr der ein oder andere – da möchte ich mich nicht ausnehmen – seine Leistung nicht ganz so realistisch beurteilt und ist jetzt etwas ernüchtert. Aber ich denke, die Kollegen sind alle heiß, wollen weiter Gas geben. Und das kommt der Stadt ja nur zugute. Ich bin mir sicher, dass wenn jetzt nicht die Weltwirtschaftkrise kommt und nur die Frittenbuden überleben, werden wir in fünf bis zehn Jahren mit den anderen Metropolen gleichauf sein. Bis dahin kann es meinetwegen jedes Jahr so spannend werden. Dann haben wir bald ein komplett renoviertes Haus!

Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe von "Tagesspiegel Genuss", ab 14. November im Handel.

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