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Gesundheit: Jonglieren lässt das Hirn wachsen

Deutsche Forscher weisen erstmals nach, dass das Wachstum von Nervengewebe bei Erwachsenen durch Training stimuliert wird

Jonglieren lässt das Hirn wachsen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Universitäten Jena und Regensburg an lernenden Erwachsenen. Damit hat man nun auch beim Menschen eindeutig nachgewiesen, dass Training das Gehirn verändert. Das Team veröffentlicht seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachzeitschrift „Nature“.

Zwar ist bereits länger bekannt, dass sich einzelne Hirnzellen neu bilden können – etwa nach Verletzungen, wie der Koautor der Studie, Christian Gaser, am Mittwoch in Jena sagte. Die Studie zeige nun jedoch, dass die graue Masse im Gehirn auch dann, wenn wir etwas Neues lernen, regelrecht wachse.

Die Wissenschaftler untersuchten die Gehirne von Erwachsenen während eines dreimonatigen Jonglier-Trainings. Die Probanden sollten lernen, mit drei Bällen zu jonglieren. „Dabei beobachteten wir nicht nur ein Wachstum in zwei Hirnregionen nach dem Jonglier-Training, sondern, nachdem drei Monate nicht trainiert worden war, auch einen Abfall in diesen Bereichen“, sagte Gaser.

Bislang sei die Forschung davon ausgegangen, dass Gehirne von Erwachsenen nicht mehr größer würden, sondern sich mit zunehmendem Alter oder durch Krankheit zurückbildeten.

Bei einer Vergleichsgruppe von Menschen, die nicht jonglierten, trat dagegen keine Veränderung in den entsprechenden Hirnarealen auf.

Die Wissenschaftler wiesen das Gehirnwachstum mit Hilfe eines Kernspintomographen nach. Das Gerät macht es möglich, scheibchenweise sehr genaue Bilder von der grauen und weißen Gehirnsubstanz zu erstellen.

.„Eine Software errechnete, dass der Anteil der grauen Masse nach dem Lernprozess anstieg“, sagte Gaser. In der grauen Masse liegen vor allem die Körper der Nervenzellen. In der weißen Substanz verlaufen dagegen die Nervenbahnen, die verschiedene Gebiete des Gehirns miteinander verbinden. Diese Areale sind besonders reich an fetthaltigem Bindegewebe.

Die Forscher verzeichneten ein Wachstum in einem Teilbereich des Schläfenlappens und unterhalb des Scheitellappens. Es stellte sich heraus, dass das Jonglieren vor allem das Sehsystem stimuliert, weniger dagegen das motorische System, mit dem man beim Jonglieren auf die Bewegungen der Bälle reagiert.

Ob dieses Wachstum jedoch auf eine Vermehrung von grauen Zellkörpern oder von Stützzellen und Zellkontakten (Synapsen) zurückzuführen ist, müssen weitere Tests ergeben.

Sicher ist nun: Das Hirn funktioniert ähnlich wie ein Muskel. Vernachlässigung lässt es verkümmern, Training bringt es auf Trab. Tsp

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