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SirPlus-Gründer Raphael Fellmer

© Thilo Rückeis

Auf ein Glas mit: Raphael Fellmer

Er hat fünf Jahre im "Geldstreik" gelebt. Heute engagiert sich der 34-Jährige mit seinem Laden SirPlus gegen die Lebensmittelverschwendung

Den Falafelteller hat er (restlos) aufgegessen, seine Mitarbeiterin verabschiedet sich. Raphael Fellmer ist Stammgast im Charlottenburger Karun Bistro. Er setzt sich an einen der schmalen Holztische und nippt am Leitungswasser – seinem Lieblingsgetränk, "weil es schmeckt, ökologisch und gesund ist". In letzter Zeit trinkt er abends aber auch ab und zu ein alkoholfreies Bier.

Er hebt die Mundwinkel zu seinem gewinnenden Lächeln, das ihm vor einigen Jahren sicherlich dabei geholfen hat, deutschlandweit bekannt zu werden. Fünf Jahre lang hat er "ohne Geld" gelebt, um auf die Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam zu machen, die viel zu oft nur deshalb in der Mülltonne landen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Fellmer gründete "foodsharing", ein Online-Portal, das solche Produkte weiterverteilt. Heute nutzen fast 4000 Betriebe und 30.000 Ehrenamtliche dieses Forum. Seit einem Jahr ist er selbst Unternehmer, er verkauft im Sirplus überschüssige Waren, die zum Beispiel nicht von den "Tafeln" angenommen werden. Konzerne wie METRO überlassen ihm diese Reste für wenig Geld und sparen so die Entsorgungskosten. "Der Laden soll das Lebensmittelretten zum Mainstream machen." Dafür ist die Wilmersdorfer Straße mit ihrer bodenständigen Fußgängerzone ein idealer Ort. Seit kurzem kann man die "Retterboxen" auch online bestellen. Bis 2022 sollen europaweit 35 SirPlus-Filialen entstehen. Fellmer hat jetzt eine 80-Stunden-Arbeitswoche. Und es hat sich noch etwas verändert: "Durch die Unternehmensgründung habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Schulden."

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