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Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf führen mit N26 die modernste Bank Deutschlands

© Mike Wolff

Digitalwirtschaft: Die Banker der Zukunft

Anfangs erschien Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf die Geschäftsidee zu groß. Heute ist N26 eine ernstzunehmende Konkurrenz für etablierte Geldhäuser

Nach gut 20 Minuten hält Valentin Stalf (Foto li.) es nicht mehr aus. Er nimmt sein Smartphone in die Hand, rückt ein bisschen näher heran und beginnt zu wischen. Vorher ging es um die Frage, warum Bankprodukte plötzlich sexy sind – das waren sie doch früher nie. Valentin Stalf, einer der Gründer und Geschäftsführer der mobilen Bank N26, gibt die Antwort in Form einer kleinen Präsentation. Flugs öffnet er sein Konto, zeigt die Abbuchungen der vergangenen Tage, Miete, Restaurantbesuch, Essenslieferung. Er überweist seinem Bruder ein paar Euro, wischt weiter, zeigt, wie schnell er Geld anlegen und einen Kredit beantragen könnte, lässt  nochmals die Finger über die Oberfläche gleiten, schon sehen wir einen Überblick über seine Versicherungen.

"Wir sind die Bank, die Kunden sehr gerne nutzen"

N26 ist die wohl modernste Bank auf diesem Planeten. Sie hat kein Filialnetz, ist komplett digital, alles läuft über die App, übers Smartphone. In nur sechs bis acht Minuten kann der Nutzer ein Konto eröffnen – per Video-Ident-Verfahren. Zwei Tage später wird ihm seine Kontokarte zugeschickt. Am Anfang fanden das vor allem Jüngere interessant, die 18- bis 35-Jährigen gehörten lange zur mit Abstand größten Kundengruppe. Dazu passt auch, dass die Kunden mit dem lässigen Du angesprochen werden. Mittlerweile entscheiden sich immer mehr Ältere für die mobile Bank aus Berlin. Insgesamt, sagt Stalf, gewinne man täglich bis zu 2000 Kunden. Wieso der Zuspruch so groß ist, fasst er in wenigen Worten zusammen: "Wir sind die Bank, die die Kunden sehr gerne nutzen." In Englisch, der Unternehmenssprache, hört sich das freilich noch ein bisschen hübscher an: "The bank the world loves to use."

Es sei doch ganz logisch, holt der gebürtige Wiener dann doch ein bisschen aus: Banking sei eigentlich ein kompliziertes Thema, da suchten die Menschen nach Einfachheit. Und genau das biete N26: "Wir helfen den Kunden, Zeit zu sparen und komplizierte Entscheidungen einfach zu treffen." Das Ganze fühle sich außerdem gut an. »User experience« lautet das Schlüsselwort, am besten mit "Nutzungserlebnis" übersetzt: Der Kunde verwendet die App gerne, weil sie gut zu handhaben ist. Hinzu kommt, dass das N26-Konto ein hohes Maß an Transparenz und Kontrolle ermöglicht. Schließlich läuft alles in Echtzeit ab, der Kunde ist jederzeit informiert.

Unter den rund 400 Fintecs in Deutschland ist N26 der Star

Noch müssen sich die Sparkassen und Großbanken keine allzu großen Sorgen um den Konkurrenten aus Berlin machen. N26 zählt – Stand Ende August – eine halbe Million Kunden. Herkömmliche Banken zählen mehrere Millionen, an der Spitze stehen die Sparkassen mit 50 Millionen. Unter den rund 400 FinTechs in Deutschland aber ist N26 der Star. Experten glauben, dass es sich bei dem Start-up um ein Einhorn handeln könnte. Als Einhörner respektive Unicorns bezeichnet man Firmen, die mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet werden. Es ist ein Ritterschlag.

2000 Neukunden gewinnt N26 jeden Tag, manchmal sogar mehr
2000 Neukunden gewinnt N26 jeden Tag, manchmal sogar mehr

© iStock

Dabei wollten Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal anfangs gar keine Bank gründen. Als sie sich 2013 entschieden, unternehmerisch tätig zu werden, brachten sie eine Prepaid-Kreditkarte für Teenager auf den Markt, inklusive einer App. Ein Jahr lang hatten sie das Produkt entwickelt, unter anderem im Springer-Accelerator. Doch als es dann in der Testphase war, merkten sie, dass "viele Kunden die Karte gar nicht für ihre Kinder verwendeten, sondern für sich selbst", sagt Stalf. "Sie kamen auf uns zu und sagten, ihr macht eine tolle Finance-App, aber wieso gibt es die nur für Kinder, macht sie doch für uns." Was nun folgte, beschreibt der 32-Jährige als den schwierigsten Part in der Geschichte von N26, das damals noch Number26 hieß.

Die erste mobile Bank mit Banklizenz

Die beiden Gründer begruben ihr ursprüngliches Geschäftsmodell und gründeten tatsächlich eine Bank. Der Clou dabei ist, dass sie schon damit liebäugelten, irgendwann mal eine Bank zu gründen. "Aber diese Idee ist am Anfang sehr, sehr groß. Uns erschien sie zu groß", gibt Stalf zu. Plötzlich aber stellten sie fest, dass sie mit ihrem Produkt sowieso schon recht nah dran waren, "die Bankfunktionalität darzustellen". Und dass es "ein riesiges Bedürfnis gibt". Als sie dann auch noch die Investoren vom "Pivot" (Kurswechsel) überzeugen konnten, legten sie mit ihrer neuen Vision los.

Seit 2015 ist N26 also eine digitale Bank, die erfolgreichste in Deutschland, Europas erste mobile Bank mit Banklizenz. "Seit 2008 wurde in Deutschland eine Handvoll Banklizenzen vergeben", sagt Stalf. "Wir haben eine davon." Kein Wunder, dass die Champagnerflaschen geöffnet wurden, als die Bankenaufsicht BaFin den Bescheid übermittelte ...

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Von Sabine Hölper

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