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Verlorene Bücher, erzählte Leben: „Wir wollen deutsch-jüdische Geschichte digital in Farbe setzen“
Mit der „Library of Lost Books“ und dem Podcast „Exile“ macht das Leo Baeck Institut deutsch-jüdische Geschichte digital erfahrbar.
Stand:
Zu den aktuellen Projekten des Leo Baeck Instituts gehört die „Library of Lost Books“. Das Ziel: Bücher, die einst in der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ in Berlin standen, wiederzufinden und digital zu erfassen. Die damalige Hochschule in der Tucholskystraße war ein Ort des lebendigen Austauschs und liberal geprägt – auch Frauen wurden hier zu Rabbinerinnen ausgebildet.
Die Bibliothek umfasste rund 60.000 Bände, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und später in der ganzen Welt verstreut wurden. Heute tauchen sie in Archiven und Antiquariaten wieder auf.
Im Rahmen der „Library of Lost Books“ sollen diese Bücher aufgespürt werden – etwa anhand von Stempeln, Signaturen oder Widmungen – und ihre Fundorte digital dokumentiert.
„Es war uns ein Anliegen, dezidiert junge Menschen anzusprechen, ihnen die Geschichte der ‚Hochschule für die Wissenschaft des Judentums’ in Berlin näherzubringen und sie einzuladen, selber aktiv zu werden“, sagt Irene Aue-Ben-David, Direktorin des Leo Baeck Instituts Jerusalem. „Wir wollen deutsch-jüdische Geschichte digital in Farbe setzen und junge Menschen motivieren, sich auch heute noch für diese Vergangenheit zu interessieren und zu engagieren.“

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Das Vorhaben läuft seit November 2023 – mit großer Resonanz: 3865 Bücher wurden bereits gefunden, 1000 weitere gemeldet. 2024 erhielt das Citizen-Science-Projekt den renommierten Grimme-Online-Award.
Podcast erzählt jüdische Exilgeschichten
Ein zweites Projekt zeichnet jüdische Lebenswege nach: Der Podcast „Exile“ basiert auf Briefen, Tagebüchern und Interviews aus dem Archiv des LBI. Sprecher ist der Schauspieler Mandy Patinkin („Homeland“), jede Folge erzählt von Menschen, deren Leben von Exil, Flucht oder Verfolgung geprägt wurde. Neben der englischen Fassung gibt es auch eine deutsche Version, gesprochen von der Schauspielerin Iris Berben.
„Diese einzigartigen Lebensgeschichten wollen wir nicht nur in unseren Archiven für die Nachwelt konservieren, sondern zugänglich machen“, sagt Miriam Bistrovic, Direktorin des Leo Baeck Instituts Berlin.

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„Ein Podcast hat stets etwas Intimes, Unmittelbares. Die Geräusche und Stimmen der Episoden umgeben die Zuhörenden und berühren auf eine sehr emotionale Weise.“
Mit Erfolg: Seit 2022 verzeichnet der Podcast über 560.000 Downloads in 200 Ländern. 87 Prozent hören eine Folge bis zum Ende – ein Wert, der auf hohes Interesse schließen lässt. 2023 wurde „Exile“ mit zwei Signal Awards ausgezeichnet.
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