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Fahnen vor dem Sitz des DAAD in Bonn

© DAAD/Thomas Pankau

Welche Rolle spielt der DAAD international?: „Ein Garant, um Grenzen zu überwinden“

Die grünen Bildungspolitiker Kai Gehring und Ayse Asar über die Bedeutung der Austauschorganisation in einer multipolaren Weltordnung.

Von
  • Ayse Asar
  • Kai Gehring

Stand:

Im Jubiläumsjahr blickt der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) auf 100 Jahre bewegte Geschichte zurück. Heute ist er die größte Organisation zur Förderung des akademischen Austausches weltweit.

Er hat nicht nur unseren Wissenschaftsstandort internationalisiert und rund drei Millionen Menschen gefördert, sondern auch Brücken zwischen Ländern gebaut und zur Lösung globaler Probleme beigetragen. In einer Zeit wachsender Unsicherheiten bleibt der DAAD ein Garant dafür, dass Wissenschaft Grenzen überwinden kann.

Nicht zuletzt nach der Wiederwahl von Donald Trump ins Weiße Haus zeigt sich, wie verletzlich und anfällig Wissenschaft für politische Instrumentalisierung ist. Wissenschaftsfeindliche und destruktive Maßnahmen wie die Kürzung von Forschungsgeldern, die Zerschlagung wissenschaftlicher Institutionen und die Einschränkung internationaler Kooperationen treffen nicht nur die Wissenschaftscommunity in den USA.

Ein unverzichtbarer Akteur

Sie behindern auch globale Entwicklungen: Angriffe auf die Wissenschaft und ihre Freiheit gefährden den Fortschritt in Bereichen wie Klimaschutz, Gesundheit und Technologie weltweit. Wer Wissen und wissenschaftsbasiertes Handeln diskreditiert, ebnet ideologischen und autoritären Sichtweisen den Weg.

Unsere Antwort auf die Attacken der Trump-Administration auf freie Wissenschaft und illiberale Tendenzen weltweit muss die Stärkung von Wissenschaftsdiplomatie sein. Organisationen wie der DAAD fördern den internationalen Austausch von Wissen und Talenten, erhalten Freiräume für Kreativität, Dialog und Zusammenarbeit.

Der DAAD agiert dabei innerhalb seines weltweiten Netzwerks als Vermittler zwischen Hochschulen, Politik und Zivilgesellschaft. Er ist ein unverzichtbarer Akteur aktiver deutscher Außenpolitik und prägt – im Zusammenspiel mit anderen Mittlerorganisationen – ein positives Deutschlandbild im Ausland.

Flexibel reagieren auf globale Krisen

Wissenschaftsdiplomatie ist auch ein Mittel zur Konfliktprävention und Friedenssicherung. Netzwerke zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen fördern wechselseitiges Verständnis – ein wichtiger Faktor gegen zunehmende Polarisierung und Blockbildung.

Durch Bildungskooperationen trägt der DAAD zur Erreichung globaler Nachhaltigkeitsziele und Wissensgerechtigkeit bei. Er fördert partnerschaftliche Zusammenarbeit – auch mit Hochschulen in Ländern des Globalen Südens, um nachhaltige Strukturen in Lehre, Forschung und Hochschulmanagement aufzubauen. Dabei setzt der DAAD bewusst auf zirkulären Austausch von Wissen und Talenten, sodass sowohl Herkunfts- als auch Gastländer profitieren.

Weltoffenheit, Wissenschaftsfreiheit und demokratische Werte sind unser Standortvorteil.

Kai Gehring und Ayse Asar

In einer sich stetig wandelnden Welt reagiert der DAAD flexibel auf globale Krisen: Mit Programmen wie „Ukraine digital“ ermöglicht der DAAD ukrainischen Studierenden zu Kriegszeiten den Zugang zu Bildung. Zudem unterstützt er geflüchtete Wissenschaftler*innen bei ihrer Integration in deutsche Hochschulen.

Nach der Machtübernahme der Taliban hat der DAAD das „Hilde-Domin-Programm“ ausgeweitet, um gefährdete afghanische Akademiker*innen zu schützen. Mit Blick auf Spionage und ungewollten Wissensabfluss berät der DAAD deutsche Hochschulen zu Sicherheitsfragen in transnationalen Kooperationen – ein Feld, das an Bedeutung gewinnt.

Planungssicherheit ist unerlässlich

Die internationale akademische Mobilität steht unter Druck. Zusätzlich zu geopolitischen Konflikten erschweren steigende Studiengebühren, eine unsichere Wirtschaftslage, höhere Lebenshaltungskosten und strengere Visa-Bestimmungen in vielen großen Gastgeberländern Studierenden den Austausch.

Der Spardruck im deutschen Bundeshaushalt hat in den letzten Jahren auch die auswärtige Wissenschaftspolitik nicht verschont. Immer wieder haben wir im Parlament in den Haushaltsverhandlungen darum gekämpft, von der Regierung vorgeschlagene Kürzungen zu verhindern, meist wurden infolgedessen sogar Mittelerhöhungen erreicht. Eine langfristige und verlässliche Finanzierung sowie dynamische Erhöhung der Mittel, die Organisationen wie dem DAAD Planungssicherheit gibt, ist unerlässlich.

Hochschulen als Talentmagnete

Weltoffenheit, Wissenschaftsfreiheit und demokratische Werte sind unser Standortvorteil in Deutschland. Wir müssen alles daransetzen, dass sich diese Werte gegen erstarkenden Nationalismus, Rassismus und Ausgrenzung behaupten. Unsere Hochschulen sind international sichtbare Talentmagnete. Gemeinsam mit ihnen müssen wir weiter Hürden abbauen und um internationale Studierende und Forschende werben – weltweit und vor allem in Wertepartnerländern.

Die 2024 aktualisierte Strategie von Bund und Ländern zur Internationalisierung der Hochschulen gibt hierfür wichtige Leitplanken vor. Die Reformen des Auswärtigen Amtes zur Verschlankung und Beschleunigung der Visaverfahren für Studien- und Forschungsaufenthalte setzen wichtige Anreize, die fortzusetzen sind.

Es liegt an uns allen, den Wert und Stellenwert des internationalen Austauschs zu verteidigen.

Kai Gehring und Ayse Asar

Das Jubiläum des DAAD ist nicht nur ein Anlass zum Feiern und zur Freude, sondern auch zur Reflexion über künftige Herausforderungen. Wie kann Deutschland seine Rolle als führender Gastgeber internationaler Studierender halten und stärken? Wie können Programme inklusiver gestaltet werden, um bisher unterrepräsentierte Gruppen anzusprechen?

Wie kann der akademische Austausch trotz geopolitischer Spannungen auf hohem Level aufrechterhalten werden? Spätestens der russische Angriffskrieg hat uns dazu gezwungen, auch ungemütliche Fragen zu beantworten: Wann sind rote Linien überschritten, sodass akademische Kooperationen abgebrochen werden müssen?

In einer multipolaren Welt bleibt der Leitsatz des DAAD auch im Jubiläumsjahr aktueller denn je: Wandel durch Austausch. Es liegt an uns allen – Politik, Hochschulen, Mittlerorganisationen und Zivilgesellschaft –, den Wert und Stellenwert des internationalen Austauschs zu verteidigen.

Der DAAD wird dabei weiter eine Schlüsselrolle spielen: als Brückenbauer zwischen Kulturen, als Leuchtturm wissenschaftlicher Exzellenz und als Garant dafür, dass Bildung eine globale Ressource bleibt.

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