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Berliner Hochschulen: So fördern akademische Gründerzentren Start-ups
Von der Geschäftsidee bis zum Markteintritt: An den Berliner Hochschulen gibt es eine Vielzahl von Angeboten, die Gründungswillige in allen Phasen begleiten und unterstützen.
Stand:
Die deutsche Wirtschaft schwächelt und das bereits im dritten Jahr in Folge. Auf den Gründergeist und die Innovationskraft der Start-up-Szene hat sich diese Entwicklung bisher noch nicht ausgewirkt, wie sich am aktuellen Gründungsradar 2025 ablesen lässt.
Seit 2012 erstellt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft den Gründungsradar, um regelmäßig zu ermitteln, wie sich Gründungen mit Wissens- und Technologietransfer weiter entwickeln. Zudem gibt er Auskunft über den Stand der Gründungsförderung an deutschen Hochschulen.
Die aktuellen Erhebungen ergaben bei der Anzahl der Start-ups eine Steigerung von 5,3 Prozent. So gab es im Jahr 2023 bundesweit 2927 Gründungen, zwei Jahre zuvor waren es 2779. Knapp 40 Prozent davon basieren auf Wissenschafts- und/oder Technologietransfer, knapp zehn Prozent auf Schutzrechten wie beispielsweise Patenten.
Auch die Gründungsvorhaben sind gestiegen: von 10.066 im Jahr 2021 auf 13.288 im Jahr 2023. Während sich die Zahl der Gründungen und Gründungsvorhaben also leicht verbessert hat, gab es bei der Finanzierung einen Rückgang, und zwar im Bereich der privaten Drittmittel von 8,9 auf 8,3 Prozent, was sich vermutlich auf die angespannte Wirtschaftslage zurückführen lässt.
Innerhalb Deutschlands hat sich Berlin – neben München – seit Beginn der Nuller-Jahre zur Start-up-Metropole entwickelt. Derzeit hält die Hauptstadt das hohe Niveau, nicht zuletzt aufgrund der exzellenten Hochschullandschaft. An zahlreichen Einrichtungen fördern akademische Gründerzentren neu entstehende Firmen. Eine Übersicht.
Technische Universität (TU), Humboldt-Universität (HU) und Freie Universität (FU)
Die Gründerzentren der drei großen Universitäten in Berlin, also der Technischen Universität (TU), der Humboldt-Universität (HU), der Freien Universität (FU) sowie in Partnerschaft mit der Charité-Universitätsmedizin kooperieren schon seit rund 15 Jahren eng miteinander.
Inzwischen haben sich die Gründungsservices der Partner der Berlin University Alliance zusammengeschlossen. Unter dem Namen „Science & Startups“ ist Europas größtes akademisches Gründungszentrum entstanden.
Dieser Verbund ist nun die erste Anlaufstelle für alle Gründungswilligen der TU, HU und FU. Die bisherige Infrastruktur der bestehenden einzelnen Services bleibt aber erhalten und ermöglicht Gründerinnen und Gründern, universitätsübergreifend auf vielfältige Ressourcen und Netzwerke zuzugreifen. Dazu zählen zum Beispiel die Nutzung von Laboren, Forschungseinrichtungen, Werkstätten, Arbeitsräumen oder die Vermittlung von Mentoring, Coaching oder Workshops,
Auf diese Weise „können wir viel stärker spezialisieren nach Art und Inhalt der Gründung und skalieren in Richtung potenzieller Investoren“, sagt Jan Kratzer, Professor für Entrepreneurship und Innovationsmanagement und Akademischer Leiter und Gründer des Centre for Entrepreneurship (CfE) an der TU Berlin.
Der Verbund „Science & Startups“ begleitet Interessierte über alle Phasen des Gründungsprozesses hinweg, von der ersten Geschäftsidee bis zum Markteintritt. Die Unterstützung reicht von der Beurteilung des Geschäftsmodells bis zur Beantragung von Fördermitteln oder den Zugang zu Stipendien.
Auch später steht der Gründerservice den Jungunternehmern zur Seite, etwa in der Wachstums- und Skalierungsphase, wenn es zum Beispiel darum geht, weitere Investoren und Partner zu finden.
Aufgrund der wissenschaftlichen Breite der drei großen Universitäten sind die Bereiche, in denen neue Geschäftsideen entstehen, vielfältig. „Science & Startups“ unterstützt aber in besonderem Maße Ausgründungen mit dem Schwerpunkt „Gesundheit & Prävention“, „Technologie & Ressourcen“ sowie „Nachhaltigkeit & Gesellschaft“.
Darüber hinaus gibt es noch spezifische Programme wie zum Beispiel das Innovationsnetzwerk Grüne Chemie GreenCHEM oder AI Nation, das sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt und früher K.I.E.Z hieß, was für Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum steht.
Im boomenden Bereich Künstliche Intelligenz hat „Science & Startups“ seit 2021 46 Start-ups begleitet, davon sind heute noch 35 am Markt vertreten, das entspricht einer Überlebensrate von 76 Prozent. Insgesamt hat das Gründerzentrum der drei Universitäten über 1600 Start-ups unterstützt, darunter sind auch einige Unternehmen, die sich erfolgreich am Markt positioniert haben.

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Zum Beispiel das Berliner Start-up „Shit2Power“, das aus Klärschlamm Energie gewinnt, also das Abfallprodukt aus Kläranlagen zur Stromerzeugung nutzt.
Eine weitere Erfolgsgeschichte erzählt „7Learnings“, ein Dienstleister, der KI-gestützt Preisoptimierungen für Unternehmen vornimmt.
Auch die Geschäftsidee der beiden Gründer von LiveEO ist erfolgreich. Die Firma überwacht mit Satellitendaten und Künstlicher Intelligenz automatisch kritische Infrastruktur, um sie sicherer zu machen.
Und die Förderung von „Science & Startups“ lohnt sich nicht nur für die Gründerszene: In diesem Jahr wurde das Gründerzentrum von der „Financial Times“, Statista und Sifted unter die Top 20 der „Europe’s Leading Start-up Hubs“ gewählt.

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Universität der Künste (UdK)
Die UdK wendet sich mit einem kostenlosen Angebot an alle Absolventinnen und Absolventen sowie an Alumni, also an Ehemalige, deren Studien-Ende nicht länger als fünf Jahre zurückliegt.
Das „Career & Transfer Service Center“ (CTC) unterstützt Gründungswillige bei der erfolgreichen Positionierung in der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie bei allen wichtigen Fragen zur Existenzgründung und Existenzsicherung.
Für ausgewählte Kandidaten ermöglicht das CTC den Transfer ihrer Projekte in innovative Geschäftsmodelle durch die Vergabe von Stipendien, Coachings und Arbeitsplätzen im UdK-eigenen Workspace. Beispiele für erfolgreiche Start-ups aus der Kreativwirtschaft, die durch die UdK gefördert wurden, lassen sich hier nachlesen.
Berliner Hochschule für Technik (BHT)
Das „Start-up Hub“ an der BHT (früher Beuth Hochschule) hat bereits mehr als 300 Gründerteams aus dem akademischen Bereich unterstützt. Ziel ist es, junge Unternehmer zu ermutigen, ihre technologischen Ideen mit der Unterstützung der BHT in die Tat umzusetzen.
Das Angebot reicht vom kostenlosen Coworking-Space und Infrastruktur über Coaching, Workshops und Mentoring bis zur Beratung bei Fragen der Finanzierung etwa im Bereich Wagniskapital oder Stipendien.
Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR)
Um Gründungsideen zur Marktreife zu bringen, bietet die HWR mit dem „Startup Incubator“ akademischen Gründerteams Unterstützung in Form von Know-how, Infrastruktur und Stipendien.
Als Lean-Incubator setzt man aber auch auf Geschwindigkeit bei der Entwicklung und Überprüfung der Geschäftsmodelle mit dem Kunden. Das Besondere: Das Angebot richtet sich nicht nur an Studierende und Absolventinnen und Absolventen der HWR, sondern steht auch Externen offen.
Alice-Salomon-Hochschule (ASH)
Seit Juni 2020 fördert die ASH Gründungswillige auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Unter dem Label „ASHEXIST“ werden vor allem Start-ups aus den Bereichen Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung (sogenannte SAGE-Felder) unterstützt sowie aus dem Bereich Social Entrepreneurship.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der gezielten Förderung von Frauen als Gründerinnen. Neben Beratung, Coaching und Veranstaltungen gibt es auch einen Coworking-Space auf dem Gesundheitscampus am UKB Berlin, wo sich das „Gründer*innenzentrum“ der ASH seit Februar 2024 befindet.
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