
© Alfa Romeo
Trikolore am Spiegel: Alfa Romeo hat seine Modelle mit der „Intensa-Edition“ optisch und technisch veredelt
Goldrandfelgen, Ziernähte, Sportstoßdämpfer oder Einparkhilfe: Die Aufrüstung ist auf Junior, Giulia, Tonale und Stelvio individuell zugeschnitten
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An die ausladenden Schaltwippen hinterm Lenkrad muss man sich erst gewöhnen. Keck ragen sie, eher Hebel als Wippen, vor den gewohnten Schaltern für Blinker und Scheibenwischer in die Höhe, setzen sich auch nach unten ausladend fort, trumpfen optisch auf im matten Glanz von Aluminium. In manchem Auto würde das ästhetisch etwas fragwürdig wirken, doch sitzen wir in einer Alfa Romeo Giulia, einer Sportlimousine mit immerhin 280 PS. Und selbst wenn kein Bedürfnis besteht, ständig manuell hoch- und runter zu schalten, und das sehr agile Automatikgetriebe dies lieber selbst erledigen soll, gerade hier auf den stark befahrenen Straßen um den Lago di Alserio – in solch einem eleganten Flitzer machen die beiden silbrigen Hebel schon was her.
Spritztour durch die Lombardei
Zumal es sich bei der kleinen Spritztour durch die nördliche Lombardei nicht um die Standardversion der Giulia handelt, sondern um die Sonderedition „Intensa“, mit der Alfa Romeo seine Modelle Junior, Tonale, Stelvio und eben Giulia noch einmal optisch wie technisch aufgemöbelt hat, zwecks Schaffung neuer Kaufanreize.

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Ein bewährtes Verfahren der Automobilindustrie, das auf sehr unterschiedliche Typen von Käuferinnen wie Käufern zugeschnitten werden kann. Es beginnt beispielsweise bei den Vorlieben schlichter Rockfans, denen 1995, passend zur „Voodoo Lounge“-Tournee, die Sonderedition „Rolling Stones“ des VW Golf 3 angedient wurde, ein Allerweltsauto, in dem Mick Jagger vermutlich nie gesessen hat. Und es zielt aktuell auf die Neigungen der finanziell potenteren Anhängerschaft von luxuriöser, zumal italienischer Sportlichkeit, für die nun die Modelle der „Intensa“-Edition bereitstehen.

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Deren Fahrzeuge sind bereits an den speziellen Leichtmetallfelgen mit der goldfarbenen Akzentuierung ihres an Blüten erinnernden Designs erkennbar. Wer bei der Giulia oder dem Stelvio genauer hinschaut, wird auf den schwarzlackierten Sätteln der Sportbremsanlage den ikonischen, wiederum goldfarbenen Namensschriftzug des Herstellers entdecken – und auf den schwarzen Abdeckkappen der Außenspiegel sogar die italienische Trikolore.

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D ie „Intensa“-Modelle zeigen viele solcher Manifestationen einer, wie es heißt, „exklusiven Optik“. Im Wageninneren etwa sind es braune Ziernähte und gestickte Details wie das Logo der Marke an den vorderen Kopfstützen, dazu viel dunkles Leder und sogar Alcantara vom italienischen Zulieferer, ein ebenso pflegeleichtes wie schmeichlerisches Material, das schon mal dazu verführen kann, dem Wagen gelegentlich ein paar Streicheleinheiten zu gönnen.

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Für den automobilen Alltag relevanter sind die je nach Modell variablen Aufrüstungen der Technik. Zur erweiterten Serienausstattung des Alfa Romeo Tonale Intensa zählen etwa ein 465-Watt-Audiosystem, achtfach elektrisch verstellbaren Vordersitze sowie der Assistent fürs teilautonome Einparken, wirksam in Längs- wie Querrichtung.
Vom Museo Alfa Romeo zum Castello di Casiglio
Beim Junior dagegen bietet das Intensa-Paket unter anderem Voll-Matrix-LED-Scheinwerfer, ein Infotainmentsystem mit integrierter Navigation und 10,1-Zoll-Monitor, Rückfahrkamera und elektrische Heckklappe. Alles nützliche Dinge, die bei der Fahrt vom Museo Alfa Romeo in Arese bei Mailand zum Castello di Casiglio, dem noblen Zielort der Testroute, allerdings kaum zur Geltung kamen, vom Navi mal abgesehen.
Übrigens in einem Junior mit 136 PS starker Hybridmotorisierung, also etwas rauh klingendem Drei-Zylinder-Benziner mit unterstützendem E-Motor – recht spritzig, laut vorsorglich beigelegtem Datenblatt von 0 auf 100 in 8,9 Sekunden. Aber das blieb nur ein theoretischer, auf den engen, oft verwinkelten Straßen entlang des Comer Sees praktisch kaum umsetzbarer Wert. Die Strecke verlangte wirklich alle Aufmerksamkeit, besonders wenn mal wieder in unübersichtlicher Kurve ein todesmutiger Biker auf der Mittellinie entgegenkam. Die Intensa-Vorzüge zu genießen, fiel da schwer. Die Erfahrung, in einem leicht zu beherrschenden, auch in kniffligen Situationen zuverlässig reagierenden Wagen zu sitzen, genügte vollauf.

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Auf den Landstraßen rund um den Lago di Alserio, bei dichter, doch entspannter Verkehrslage, war es schon eher möglich, den Blick auf die Details der „exklusiven Optik“ zu richten, etwa auf das unten abgeflachte Sportlenkrad mit braunen Ledereinsätzen in den Daumenmulden. Bei niedrigen Drehzahlen rollte die Giulia gelassen dahin, die elektronische Fahrwerksregelung „Alfa Active Suspension“ dürfte nicht viel zu tun gehabt haben. Sie gehört bei der Giulia und dem Sport-SUV Stelvio zum Intensa-Paket, soll die Leistung der Stoßdämpfer in Sekundenbruchteilen unterschiedlichen Fahrsituationen anpassen.
Aber auch wenn diese gleichbleibend moderat sind, ist es gut zu wissen, dass solch PS-starke Fahrzeuge darüber verfügen. Ergänzt wird die Spezialausstattung dieser beiden Intensa-Modelle durch den Stauassistenten, den Autobahnassistenten und die Intelligente Geschwindigkeitsregelung – und nicht zuletzt durch das 900 Watt starke Premium-Soundsystem und die elektrisch verstellbaren Seitenwangen der Vordersitze. Auch sie wurden bei den Testrunden zwar nicht ausprobiert, aber ein nützlicher Luxus sind sie schon: Menschen mit gertenschlanken wie auch solche mit breiteren Figuren sollen bequem sitzen können und nicht etwa hin und her rutschen, wenn es doch mal schneller um die Kurven geht.
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