
© Familien stärken - Elternbegleitung in Frankfurt (Oder)
Vater, ohne Mutter, Kind: Ein Projekt in Brandenburg will die Beziehung von Männern zu ihren Kindern stärken
Für die Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“ 2025/26 bittet der Tagesspiegel wieder um Spenden für mildtätige Projekte. Eines davon ist „Familien stärken“ in Frankfurt (Oder).
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Herbert Grönemeyer sang vor mehr als vierzig Jahren: „Männer nehm’ in den Arm.“ Und es folgte eine Aufzählung, was Männer sonst noch alles können und machen. Eines war nicht dabei: Hilfsangebote annehmen. Jens Lehmann, Elternbegleiter bei der Caritas, möchte das ändern.
Lehmann hat im Elternchancenprojekt „Familien stärken“ einige Angebote im petto. Eines davon sind die Papa-Kind-Wochenenden, die er bereits dreimal veranstaltet hat. Für ein Wochenende fahren die Väter mit dem Nachwuchs in ein gemeinsames Abenteuer.
Die erste Fahrt ging zu einem Freizeitheim, zwei weitere führten auf Zeltplätze in Brandenburg. „Wir reisen mit dem öffentlichen Nahverkehr an. Denn auch der Weg ist das Ziel“, erklärt Lehmann. Dann werden gemeinsam die Zelte aufgebaut, es werden Pläne aufgestellt, wer ist fürs Kochen verantwortlich, wer fürs Abwaschen.
Die gemeinsamen Aktivitäten, sich gegenseitig stützen und helfen, sind selbstverständlicher Teil des gemeinsamen Wochenendes. Die Betreuung aller Kinder liegt auch bei denVätern. „Das klappt sehr gut. Die Väter sind sehr fürsorglich, achten auf alle Kinder“, beschreibt Lehmann die Situation vor Ort.
Die größeren Kinder passen auch mal auf die kleineren auf
Auf dem Zeltplatz wird dann viel gemeinsam gespielt. „Wir unternehmen Nachtwanderungen und Schnitzeljagden und spielen, gern auch Fußball“, berichtet Lehmann weiter.
Es geht um Gemeinzeit, um Erinnerungen, die später geteilt werden können und die Möglichkeit des zwanglosen Austausches. „Es geht nicht um einen erhobenen Zeigefinger. Die Väter schauen, wie gehen andere Papas mit den Kindern um und lernen.“
Die Kinder sind meist zwischen sieben und neun Jahren alt, manchmal auch jünger. „Größere Kinder passen mit auf die Kleineren auf“, erklärt Lehmann. Regeln müssen nicht aufgestellt werden, sie gelten unausgesprochen, wie der Verzicht auf Handy, Tablet und Spielkonsolen. „Es gab da mal eine Familie, die reiste mit technischer Ausstattung an. Fanden die anderen nicht gut und sagten das. Die Familie war beim nächsten Mal wieder dabei, ohne Technik“, berichtet Lehmann.

© Familien stärken - Elternbegleitung in Frankfurt (Oder)
Drei solcher Wochenenden hat er bereits organisiert. Sie bringen nicht nur die Väter näher an die Kinder. Lehmann sieht in diesen Ausflügen eine Chance für Männer, sich mit Hilfsangeboten anzufreunden. „Denn Männer nutzen solche Angebote viel zu wenig“, sagt er. Unwissenheit, Männer, die fürchten, sie könnten an Männlichkeit einbüßen, wenn sie Hilfsangebote annehmen.
Und als einziger Mann in einer Gruppe mit Frauen und deren Kindern zu sitzen, auch irgendwie komisch, sagt Lehmann. „Ich wünsche mir, dass Männer über dieses Projekt an Angebote für Männer herangeführt werden“, fügt er hinzu.
Das Angebot ist ohne Anträge und Kosten
Alles ist ein niedrigschwelliges Angebot des Caritasverbandes, kostenlos, es müssen keine Anträge ausgefüllt werden. Die Gruppen sind gemischt, Väter mit ihren Kindern aus einkommensschwachen Familien sind dabei, wie auch Väter in gut dotierten Positionen.
Zelte, Schlafsäcke und Isomatten können mitgebracht oder ausgeliehen werden. „Einzige Bedingung: Eltern sein“, sagt Lehmann und lacht. „Großeltern sein würde auch reichen“, fügt er hinzu. Eine Bedürftigkeit muss nicht nachgewiesen werden.
Lehmann sagt, es gehe ihm darum, die väterliche Kompetenz zu stärken. Gleiches möchte er mit dem Väter-Café erreichen. Viermal im Jahr treffen sich hier die Väter im Eltern-Kind-Zentrum. Ihre Kinder können sie mitbringen. Beide Projekte dürfen sich laut Lehmann auch gern verselbstständigen und von den Vätern selbst übernommen werden.

© Familien stärken - Elternbegleitung in Frankfurt (Oder)
Bei seinem dritten Projekt hat das hier und da schon mal geklappt. Auf dem Schulhof der Grundschule am Botanischen Garten hat er einen Sporttreff für Eltern ins Leben gerufen. Jeden Montag wird ab 17 Uhr für eine Stunde gemeinsam trainiert. „Muskel- und Kardiotraining. Alles, was man mitbringen muss, ist eine Matte“, sagt Lehmann.
Auf einem Spielplatz in Sichtweite können die Kinder toben, während die Eltern schwitzen. „Hier sind auch schon mal Eltern eingesprungen und haben das Programm übernommen“, erzählt Lehmann.
Mit ihren Spenden können die Tagesspiegelleser auch dieses Projekt der Caritas unterstützen.
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